Im Abseits der LichterEin heimlicher Kuss mit ihrer Mannschaftskameradin Debora hinter dem Fussballvereinshaus stellt das Leben der 17-jährigen Katinka vollkommen auf den Kopf, da ausgerechnet der Maulheld Daniel die beiden Mädchen beobachtet und bereits am nächsten Morgen die ersten Gerüchte die Runde machen. Dabei ist Katinka alles andere als lesbisch und sieht mit Schrecken, wie ihr gewohntes, normales und friedliches Leben durcheinander gerät.
Um dem Gerede ihrer Mitschüler Einhalt zu gebieten, setzt sie alles daran einen festen Freund zu finden und lernt auf einer Party Julius kennen, der sich ebenfalls für sie zu interessieren scheint. Dass dessen Schwester ausgerechnet die Musterschülerin Emilia ist und Daniel ihr Freund, machen die Sache nicht einfacher. Dennoch ist Katinka fest entschlossen eine normale Beziehung mit Julius aufzubauen, muss aber schnell erkennen, wie wenig sie an diesem interessiert ist. Stattdessen lernt sie Emilia besser kennen und fühlt sich schon bald zu dem Mädchen hingezogen, das gar nicht so perfekt ist, wie sie immer dachte …
Mit dem Roman „Im Abseits der Lichter“ legt die Autorin Lina Kaiser ihr Debüt vor, das den Leser in die Welt der jungen Katinka entführt, die in ihrem ganzen Leben noch nicht einmal verliebt war. Während ihre Schwester Lea einen Freund nach dem anderen hat, interessiert sie die junge Frau eher für Fußball, als für Jungs und fährt bis zu Deboras Kuss recht gut damit.
Die Geschichte ist gradlinig und bietet nur wenig Neues – „Im Abseits der Lichter“ ist ein typisches Coming-Out Buch ohne nennenswerte Höhen und Tiefen. Als Leser weiß man bereits nach dem ersten Drittel in welche Richtung der Roman geht und wie er enden wird, dennoch macht es Spaß Katinkas Weg mitzugehen und zu erleben wie aus dem zu Beginn noch etwas naiven Mädchen eine reifere Frau wird, die sich selbst erst noch erkennen und akzeptieren lernen muss. Damit ist Lina Kaisers Debüt eine Mischung aus Coming-Out und Coming of Age Roman, da eher die Persönlichkeitsentwicklung und das Erwachsenwerden von Katinka im Mittelpunkt stehen, als die eigentliche Liebesgeschichte. Das wirkt sich positiv auf die Handlung auf, da sie nicht durch kitschige und künstliche Romantik und unpassend platzierte Erotik bestimmt wird, sondern durch die Hanldungen der Charaktere.
Lina Kaiser zeichnet realistische und in sich logische Jugendliche, was dafür
sorgt, dass „Im Abseits der Lichter“ sehr gut nachvollziehbar ist. Katinka wirkt
zu Beginn zwar noch etwas unsympathisch, doch mit der Zeit gewöhnt man sich an
ihre Art und erkennt, dass sie sich die meiste Zeit eher hinter einer Maske
versteckt, um nicht aufzufallen. Dass sie dabei ihre Gefühle verleugnet, ist
nahezu jedem klar, außer ihr selbst und sie setzt alle Hebel in Bewegung, um
nicht als abnormal ausgegrenzt zu werden – eine natürliche und nachvollziehbare
Reaktion.
Lina Kaiser hat einen flüssigen, leicht lesbaren Stil, der sich jedoch erst im
Laufe der Zeit zu entwickeln scheint. Gerade der Anfang und die ersten vierzig
Seiten sind sehr holprig und wesentlich unausgegorener, als die Folgekapitel.
Das erschwert den Zugang zum Buch und zu den Figuren, da man hier das Gefühl
hat, dass die Autorin sich erst selbst in ihre Geschichte und ihre Figuren
hineindenken musste. Das ist schade, da gerade der Anfang überzeugen sollte, um
ein Buch weiterlesen zu wollen.
Insgesamt legt Lina Kaiser mit ihrem Roman „Im Abseits der Lichter“ ein solides, leicht lesbares Werk vor, das insbesondere bei den Charakteren und deren Entwicklung zu überzeugen weiß. Die Geschichte wirkt zwar ein wenig monoton und bietet Viellesern des lesbischen Genres nur wenig Neues, aber es macht dennoch Spaß Katinkas Weg mitzuverfolgen. Wer leichte und nicht künstlich romantisierte Geschichten mag und keinerlei Wert auf erotische Szenen legt, kann mit „Im Abseits der Lichter“ nicht viel falsch machen.
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