Affinity (Gastrezension: LumCheng) 

 

Affinity ist ein britisches Drama von Tim Fywell aus dem Jahre 2008, welches auf dem gleichnamigen Roman von Sarah Waters basiert und Ende des 19. Jahrhunderts spielt.


Margaret Prior ist eine Dame aus der Londoner Oberschicht, die nach dem Tod ihres geliebten Vaters etwas „Sinnvolles“ tun möchte. Sie meldet sich als Besuchsdame im Millibank Gefängnis, um den Frauen dort durch Gespräche Hoffnung zu geben und ihnen neue Perspektiven für die Zukunft aufzuzeigen.
Dabei erregt besonders eine der jüngeren Frauen ihre Aufmerksamkeit. Selina Dawes, ein Medium, die wegen Betrug und Körperverletzung für 4 Jahre einsitzen muss.

Margaret ist fasziniert von ihr und der Tatsache, dass Selina scheinbar mit Geistern kommunizieren kann. Sie besucht sie von allen Frauen dort am meisten und beginnt nach und nach auch die Geister zu glauben, besonders als plötzlich ein Zweig Orangenblüten in ihrem Schlafzimmer auftaucht – mitten im Winter. Oder als Selina’s abgeschnittene Haare (die gewöhnlich zusammen mit ihren anderen Habseligkeiten in einem separaten Raum im Gefängnis aufbewahrt werden) eines Morgens neben ihr auf dem Kopfkissen liegen. Selina sagt, dass die Geister alles wissen und alles sehen und stets bei ihr sind. Zudem seien sie ihr und Margaret wohl gesonnen und würden ihnen helfen (Zum Beispiel Blumen bringen und dergleichen). Schließlich ist Margaret so berührt von Selina’s Schicksal, dass sie beschließt ihr zu helfen und mehr über den Fall erfahren möchte.

Die Gefangene erzählt ihr, dass der Geist, dessen Medium sie ist, Peter Quick, für die schreckliche Tat verantwortlich ist, wegen derer sie im Gefängnis sitzt. Sie sagt, sie habe die Kontrolle bei einer Sitzung verloren und der Geist habe die Macht über ein anderes Mädchen gewonnen und es getötet. Das Schauspiel sei so laut gewesen, dass ihre Gastgeberin Mrs. Brink, hinzustieß und bei dem Anblick ohnmächtig wurde und kurz darauf aufgrund ihres schwachen Herzens verstarb. Freunde und Bekannte machen sich über Margaret’s Engagement lustig, vor allem Theophilis, der darauf drängt sie zu heiraten und schließlich sogar so weit geht sie vergewaltigen zu wollen. Doch Margaret’s verzweifelte Rufe werden von ihrer Zofe gehört, die Theophilis auffordert von ihr abzulassen. Dass Margaret ihn schon im Vorfeld nicht ehelichen wollte, hat aber andere Gründe. Margaret ist lesbisch und noch immer ihrer besten Freundin Helen zugetan, mit der sie früher eine heimliche Affäre hatte, bevor diese ihren Bruder Stephen heiratete. Mittlerweile jedoch, findet sie immer mehr Gefallen an Selina, die ihre Zuneigung auch zu erwidern scheint.

Letztendlich überredet Selina Margaret dazu, mit ihr zusammen das Land zu verlassen und irgendwo neu anzufangen. Margaret lehnt zuerst ab, doch stimmt schließlich zu und das Schicksal nimmt seinen Lauf…

 


Affinity ist ein trister, dunkler Film, in dem man sich an jedes noch so kleine bisschen Hoffnung klammert. Margaret wird dem Zuschauer schnell sympathisch werden und besonders als Frau kann man nachvollziehen, dass sie rebellisch wird, wenn andere sie zur Heirat drängen wollen und sie sich kaum entfalten kann. In erster Linie besucht sie die Gefängnisinsassinnen, um sich selbst zu bestätigen, dass andere mehr leiden als sie und Margaret hofft, dass sie sich dadurch besser fühlen kann. Einzig Selina durchschaut ihre Gründe sofort.
Mit Selina hat man schnell Mitleid, sie wirkt anfangs unschuldig und rein. Doch im Laufe des Films gibt es immer wieder Rückblenden zu den Séancen, die sie als Medium abgehalten hat – und schnell wird klar, dass sie nicht das liebe, kleine Mädchen von nebenan ist, sondern auch kräftig auf den Tisch hauen kann, sollte es nötig sein. Immer wieder behauptet sie, dass sie und Margaret Seelenverwandte seien (Affinity = Seelenverwandtschaft).
Gegen Ende hofft man, dass es eine Zukunft für die beiden Frauen gibt und nachdem alles so glatt geht, WEISS man einfach, dass es nicht so weitergehen kann. Man fürchtet sich vor dem, was schief gehen könnte und trotzdem jeder wird überrascht sein, wenn der Film eine Wendung nimmt.

Die Kostüme und das Bühnenbild sind toll und genau so, wie man sich das Leben in der Oberschicht Ende des 19. Jahrhunderts vorstellt.


Es lohnt sich auf alle Fälle Affinity zu gucken. Die schauspielerische Leistung ist sehr gut, die Musik ist nicht aufdringlich, vielmehr untermalt sie sanft die einzelnen Szenen, und die Charaktere überzeugen sehr schnell. Ein Film, den man auch ruhig öfter mal anschauen kann.

 

Titel:

Affinity

Produktionsjahr:

2008

Land:

Großbritannien, Rumänien, Kanada

Genre:

Drama, Romantik

Dauer:

93 Minuten

Schauspieler:

Zoe Tapper, Anna Madeley, Amanda Plummer

Regie:

Tim Fywell 

Preis:

9,90 Euro

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