Benjamins Gärten
Nach
dem Tod seiner Eltern lebt der 19-jährige Benjamin in den Tag hinein. Die meiste
Zeit verbringt er in dem alten Haus, das er geerbt hat oder stromert durch das
kleine Dorf, in dem jeder jeden kennt. Sein alltäglicher Trott wird
durchbrochen, als der Großstädter Marek eine alte Villa erwirbt und diese selbst
sanieren und zu ihrem alten Glanz verhelfen will. Doch wie lange kann diese Sommerbeziehung gut gehen? Bis die Villa fertig ist und Marek ein anderes Objekt erwirbt, um es zu sanieren? Oder gibt es vielleicht auch darüber hinaus eine Chance? „Benjamins Gärten“ ist der Debütroman der deutschen Autorin Jana Walther und ein kurzes, sehr intensives Buch. Auf gänzlich unkonventionelle Weise bringt sie dem Leser ihren Protagonisten Benjamin näher aus dessen Sicht die Ereignisse geschildert werden. Wirklich viel passiert auf den knapp 150 Seiten umfassenden Büchleins nicht, da es sich bei „Benjamins Gärten“ eher um eine Charakterstudie handelt, doch das macht das Werk nicht schlecht. Im Gegenteil – Jana Walther gelingt ein sehr gefühlvolles, eindringliches Werk, das angenehm aus dem Rahmen der gängigen Veröffentlichungen heraus sticht.
Dementsprechend darf der Leser keine komplexe Handlung erwarten. Jana Walther
konzentriert sich auf die Entwicklung und Reifen ihrer Figuren und auf das
ungerichtete Treiben eines jungen Mannes, der noch seinen Platz im Leben finden
muss. Einige interessante Aspekte, wie die Problematik „Homosexualität auf dem
Land“ werden angesprochen, doch nicht weiter vertieft.
Benjamin als Hauptfigur und Ich-Erzähler ist ein stiller, unnahbarer Junge, was
auch der Leser im Laufe der Zeit mitbekommt. Egal wie sehr man an den Gedanken
des Protagonisten beteiligt ist, er bleibt doch seltsam ungreifbar. Dem Leser
ergeht es wie Marek, der zumeist nicht in der Lage ist seinen Partner gänzlich
zu verstehen. Zwar taut Benjamin im Laufe der Zeit auf, insbesondere als er sich
mit dem Tod seiner Eltern auseinandersetzt und diesen verarbeitet, doch er
bleibt der Welt immer ein wenig entrückt.
Einen großen Reiz übt die sensible Sprache und der ungewöhnliche Stil der
Autorin aus. Jana Walther hat eine gänzlich ungewöhnliche und zu Beginn
gewöhnungsbedürftige Perspektive gewählt – Ich-Person in der Gegenwartsform.
Zudem nutzt sie eher kurze Sätze, reiht öfters einen Nebensatz direkt an den
Hauptsatz. Das mag auf den ersten Blick seltsam anmuten, doch mit der Zeit
gewöhnt man sich daran, ebenso wie an Benjamins Art Marek mal in der dritten,
mal in der zweiten Person zu beschreiben, je nachdem wie intensiv die Szene ist.
Dieses Stilmittel beherrscht Jana Walther und unterstreicht damit einige
wichtige Szenen zusätzlich. Alles in allem ist „Benjamins Gärten“ ein wundervolles, kleines Meisterwerk, das durch seine Einfachheit und elegante Sprache punktet. Es sticht angenehm aus der breiten Masse heraus und lässt sich am ehesten mit Büchern wie „Ruf mich bei deinem Namen“ von André Aciman und „Der perfekte Kellner“ von Alain Claude Sulzer vergleichen. Wer anspruchsvolle Kost sucht, der sollte sich „Benjamins Gärten“ nicht entgehen lassen. Es lohnt sich.
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