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Das Blut der Götter
Mit
dem Roman „Das Blut der Götter“ legt Kristina Gehrmann ihr Debutwerk vor
und entführt die Leser in das ausgehende 15. Jahrhundert nach Italien. Der fünfzehnjährige
Thaidos Maglione, Sohn der Dirne Vannozza Maglione und des Seepiraten Piero, ist
erstmals bei seinem Vater. Doch gerade dieser ist enttäuscht von seinem
einzigen Sohn, immerhin soll Thaidos irgendwann sein Werk fortführen und sein
Schiff übernehmen. Thaidos ist allerdings eher schwächlicher Natur und legt
mehr Wert auf die geistige Bildung, ein Umstand, der ihm unter Pieros Mannschaft
eher Hohn und Verachtung einbringt. Besonders der zehn Jahre ältere Osmane
Saphatino treibt regelmäßig seine Scherze mit Thaidos.
Als jedoch urplötzlich Söldner unter der Führung des berüchtigten
Michelottos auftauchen und Piero verhaften wollen, gelingt nur Thaidos und
Saphatino die Flucht. Der Versuch Piero zu befreien endet damit, dass dieser
Thaidos beauftragt das sagenumwobene Sangdeor zu finden und zu vernichten. Denn
das allmächtige Antidot, das gegen Gifte jeglicher Art wirkt, ist das Ziel des
machtbesessenen und exzentrischen Kardinal Cesare Borgia, der mit der Hilfe
Sangdeors seine Machtposition stärken will.
Mit einem winzigen Hinweis Pieros in der Tasche begibt sich das ungleiche Paar
nach Florenz, um dem Wunsch des Piraten Folge zu leisten und zum ersten Mal müssen
sich Saphatino und Thaidos zusammen tun. Bereits auf der Reise beginnt Thaidos
Gefühle für den gutaussehenden Osmanen zu entwickeln, die dieser in seiner üblich
brüsken Art von sich weist. Doch so schnell gibt Thaidos nicht auf und auch
anderweitig läuft ihnen die Zeit davon. Denn auch Michelotto ist hinter
Sangdeor her und zur selben Zeit ist Piero immer noch ein Gefangener Cesare
Borgias- einem Mann, dessen Leidenschaft für Gifte auch beim Volk bekannt
ist…
Wird es Thaidos und Saphatino gelingen Sangdeor zu finden und zu vernichten,
bevor Michelotto es in die Finger bekommt? Was passiert mit Piero, der währenddessen
von Cesare Borgia gefangen gehalten wird?
Mit „Das Blut der Götter“ hat sich Kristina Gehrmann an einer recht
schwierigen historischen Thematik für ihren Debutroman versucht. Die Hintergründe
und Begebenheiten Italiens um das 15. Jahrhundert sind Kristina Gehrmann gut
gelungen und man merkt, dass die Autorin in dieser Beziehung recherchiert hat.
Cesare Borgia und Michelotto sind als historisch reale Persönlichkeiten
teilweise glaubwürdig in Szene gesetzt, teilweise jedoch überhaupt nicht dem
Original entsprechend.
Hier beginnt leider das Hauptproblem des Romans- Unlogik, unglaubwürdige
Charaktere und etliche Fehler, die sich im Schreibstil der Autorin
eingeschlichen haben. Schon zu Beginn wirken die Charaktere aufgesetzt und haben
keine gefestigte Persönlichkeit. Allen voran Saphatino, der im Laufe der
Geschichte immer unlogischer in seinen Handlungen wird. Als Schwertkämpfer und
ausgebildeter Krieger müsste der Osmane wesentlich weiser, erfahrener und
selbstbewusster sein, als er in Erscheinung tritt. Doch Saphatino wirkt im Laufe
der Zeit eher wie ein streitsüchtiger, feiger Mann, der nur zu gerne Fehler auf
andere schiebt, wenn während der Reise etwas schief geht. Thaidos ist der
typisch schwache Gelehrte, der mit allen Mitteln versucht den Respekt seines
Begleiters zu erlangen und gleichzeitig Sangdeor zu finden. Auch Michelotto, als
unbarmherziger, kaltblütiger Assassine wird seinem Ruf nicht gerecht, scheitert
er doch an den leichtesten Aufgaben oder läuft bei der geringsten Schwierigkeit
davon.
Besonders der Höhepunkt der Geschichte ist so unglaubwürdig und an den Haaren
herbeigezogen, dass man kaum glauben kann, dass die Geschichte auf diesem Weg
enden soll. Allein der Gedanke, dass das Kastell, in dem Piero gefangen gehalten
wird, bis auf die Wachen am Eingang, gänzlich ohne Schutz ist und keiner der
Wachen wirklich etwas unternimmt, als die Beiden in die Festung eindringen wirkt
einfach nur falsch. Ebenso die Tatsache, dass sobald Saphatino und Thaidos
gefangen genommen, weder nach Waffen durchsucht, noch wirklich richtig gefesselt
werden. Auch der Diebstahl eines Pferdes und der anschließende Prozess ist
seltsam gestelzt.
Zu oft gelingt das Unmögliche eher durch Zufälle oder durch das Eingreifen
Dritter, so dass es schwer fällt eine Kontinuität in der Erzählung
festzustellen. Es hat den Anschein, als gäbe es eine festgelegte Storyline, die
unbedingt verfolgt werden will, egal wie unsinnig die sich daraus ergebenen
Situationen auch sein mögen.
Hinzu kommen noch etliche historische Ungereimtheiten, die zwar nicht die
Details der italienischen Geschichte betreffen, sondern das allgemeine zeitliche
Umfeld. Da gibt es Mieder, obwohl dieses Kleidungsstück erst 100 Jahre später
erfunden wurde; Kleider, die es zu dieser Zeit in Italien nicht gab und auch Gebäude,
wie den Petersdom, der erst 1506 wirklich erbaut wurde. Genauso verhält es sich
mit Speisen, Persönlichkeiten und Ereignissen, die das bis dahin gut
recherchierte Werk zunichte machen. Besonders die Dialoge sorgen dafür, dass
man sich überhaupt nicht in das 15. Jahrhundert einfinden kann. Die Ausdrücke
sind zu modern, viele Redewendungen gab es damals noch nicht und so wirken die
Konversationen eher lächerlich.
Mit letzteren erschließt sich ein weiteres Problem des Romans- die Dialoge.
Kaum beginnt sich eine ernsthafte Unterhaltung zwischen Thaidos und Saphatino
anzubahnen, endet es auch schon und wird „mittendrinne abgewürgt“. So kommt
es nie zu einem klärenden Gespräch zwischen den Protagonisten und es fällt
schwer nachzuvollziehen, wie die beiden zueinander finden. Eine wirkliche
Charakterentwicklung fehlt und somit verliert die Geschichte zunehmend an Glaubwürdigkeit.
Mit all diesen Punkten wirkt „Das Blut der Götter“ wie ein Manga, den man
in Textform umgeschrieben hat. Die Dialoge enden wie bei einem Manga mitten in
der Unterhaltung, es gibt unheimlich viele Perspektivwechsel. Manchmal wechselt
der Erzähler auf jeder Seite, so dass man immer wieder aus der Handlung
herausgerissen wird, ebenso wie es in einem Manga der Fall ist. So verschenkt
Kristina Gehrmann mögliche Höhepunkte, indem sie von Anfang an zeigt, wer der
Gegner und wer auf Thaidos und Saphatino angesetzt ist. Es wäre wesentlich
interessanter gewesen, wenn Thaidos all das selbst hätte entdecken müssen.
Die Beziehung zwischen Saphatino und Thaidos entwickelt sich durchaus, auch wenn
diese Entwicklung nicht nachvollziehbar ist und Fans des Slash- Genres werden
zumindest eine kurze erotische Szene vorfinden können.
Somit hält „Das Blut der Götter“ nicht, was es verspricht. Es sind lose
zusammen gefügte Handlungsstränge, die auf eine Art miteinander gewoben
werden, die nicht mehr nachvollziehbar ist. Der Schreibstil ist zudem sehr
einfach und so gibt es oftmals Wiederholungen, sowohl in Beschreibungen, als
auch in den Dialogen.
Das Buch ist zu unausgegoren, enthält zu viele Fehler in allen Richtungen und
hemmt so den Lesefluss- und spaß. Zudem ist der Buchsatz ein Graus, da aus
unerklärlichen Gründen eine serifenlose Schrift gewählt wurde, die das Lesen
erheblich erschwert, da es die Augen ermüdet.
Insgesamt ist dieses Buch nicht zu empfehlen. Für Shonen-Ai Fans wird es zu
wenig eindeutige Szenen geben, Liebhaber historischer Bücher werden aufgrund
der Dialoge und der Unlogik die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Wer sich
daran nicht stört und es mit historischen Ungereimtheiten nicht allzu genau
nimmt, kann gerne einen Blick hinein wagen, doch auch wenn die Grundidee
interessant ist, ist es schade, dass die Autorin soviel Potential ungenutzt
verschenkt hat…
Titel:
|
Das Blut der Götter |
Autor: |
Kristina
Gehrmann |
Genre: |
History, Drama |
Verlag: |
Zaria Prophetia, 2009 |
Preis: |
13,95 Euro |
ISBN: |
978-3941511019 |
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