Böses Blut der VampireDie Vampire Jan Meyer-Frankenforst und Elias Al-Buchari leben seit den Vorfällen aus „Hochzeit der Vampire“ glücklich liiert in Bonn. Dies ändert sich, als urplötzlich Jans Exfreundin Sophie auf der Matte steht und dem verdutzten Vampir zwei vierjährige Söhne präsentiert, die sie ohne Jans Wissen zur Welt gebracht hat. Da sie an einer unheilbaren Krankheit leidet und nicht mehr lange leben wird, müssen sich Jan und Elias mit einer neuen Aufgabe auseinandersetzen – der Vaterrolle, denn Sophie will um jeden Preis verhindern, dass ihr Vater, ein erzkatholischer Politiker aus Sachsen, die Kinder in die Hände bekommt.
Parallel dazu lernt Sophies Bruder Sebastian im sächsischen Plauen Cosmin Radulescu, den Cousin des Geschäftspartners seines Vaters kennen. Schnell erkennt er, dass es sich bei dem jungen Mann um einen Vampir handelt und auch sein Verwandter Ioan zu dieser gefährlichen Spezies gehört. Dass Cosmin einen Narren an Sebastian gefressen hat und keine Chance auslässt, sich verbal mit ihm anzulegen, verbessert die Situation nicht. Als Sebastian und dessen Freund Malte zum Studium nach Bonn ziehen und Cosmin den beiden seine Wohnung zur Verfügung stellt, kommt es wie es kommen muss – Sebastian und Cosmin kommen sich nicht nur näher, auch die Al-Buchari Vampire werden auf den neuen Vampir in der Stadt aufmerksam. Mit ungeahnten Folgen …
„Böses Blut der Vampire“ ist der zweite Band der Gay-Vampir-Saga von Hagen Ulrich und knüpft lose an das erste Buch an. Daher kann der vorliegende Roman durchaus auch allein stehen und ohne Kenntnisse aus „Hochzeit der Vampire“ gelesen werden, doch es ist sicher nicht verkehrt, wenn man auch den ersten Band der Reihe kennt. Während dieser sich auf Jan und Elias konzentriert und ihr Kennenlernen und einen damit verbundenen Kriminalfall beleucht, geht es in „Böses Blut der Vampire“ vorwiegend um die Beziehung zwischen Sebastian und Cosmin. Sicherlich tauchen immer wieder Jan, Elias und alte Bekannte aus dem ersten Band auf, der Schwerpunkt liegt jedoch auf dem jungen Radulescu und seinen anfänglichen Problemen mit Sebastian.
Die Geschichte ist unterhaltsam und bietet einige Grundideen, die passend
ausgebaut wirklich interessant und spannend sein könnten. Leider liegt der
Handlungsschwerpunkt nicht auf dem Konflikt zwischen Ioan und Cosmin Radulsecu
und den damit verbundenen Schwierigkeiten für die Beziehung zwischen Sebastian
und dem Vampir, sondern auf den gesellschaftlichen Interaktionen der Charaktere.
So wird das Kennenlernen der beiden Figuren sehr ausführlich beleuchtet, auch
das Zusammenleben innerhalb der WG, inklusive kleiner Probleme und
Auseinandersetzungen, wird in einer Art beschrieben, die Leser von
actionhaltiger Lektüre schnell langweilt. Es mag durchaus spannend sein, wie
zwei Menschen und ein Vampir zusammenleben, doch irgendwann ist diese Soap Opera
ein wenig ermüdend. Es mangelt an Drama, Action und einem Voranschreiten der
Handlung, da wirklich wenig passiert. Ioan bleibt die meiste Zeit eher eine
düstere Bedrohung im Hintergrund, der erst zum Ende hin wieder aktiv wird,
Sebastians Vater kommt später auch kaum noch zum Tragen, wenngleich man immer
wieder erfährt, was in Plauen passiert und wie dessen Pläne reifen.
Einige Figuren sind mit ihrer Art recht stereotyp geraten, andere interessant
und liebenswert. Sebastian, der in vielen Punkten den Platz des Hauptcharakters
einnimmt, gehört leider zur ersten Kategorie. Er ist mit seinen Launen, seinen
Zickereien und seiner Dickköpfigkeit zu Beginn nur schwer zu nehmen und man
möchte ihn mehrfach einfach nur gegen die Wand klatschen. Sicher ändert er sich
im Laufe der Geschichte, wird ruhiger und ernster (was auch dafür sorgt, dass
sich seine Stärken zeigen), aber dennoch fällt er dem Leser gerade zu Beginn
stark auf die Nerven.
Ioan Radulescu und Sebastians Vater bilden einen guten Gegenpol zu den drei WG-Bewohnern. Sie sind beide auf ihre Art extrem in ihren Ansichten und Handlungen: Ioan, der als Vampir über Leichen geht, und Peter Harrach, der als selbsternannter Bewahrer der christlich moralischen Werte gegen alles ankämpft, was in seinen Augen sittenwidrig und falsch ist.
Die anderen Charaktere tauchen eher am Rande auf – Jan und Elias überzeugen als Ehepartner und Eltern, Sophie und ihre Krankheit wird nur am Rande beleuchtet und die übrigen Al-Buchari Vampire bekommen lediglich im letzten Viertel einen kurzen Auftritt. Da diese Figuren bereits aus dem ersten Band bekannt sind, nimmt sich Hagen Ulrich wenig Zeit für eine tiefer gehende Vorstellung – ein Grund weswegen es durchaus ratsam ist „Hochzeit der Vampire“ zu kennen.
Stilistisch lässt sich „Böses Blut der Vampire“ im Großen und Ganzen gut lesen.
Hagen Ulrich weiß zu unterhalten und gerade die Soap Opera Elemente sind witzig
und geben den Charakteren einen sehr realistischen und gut nachvollziehbaren
Touch. Allerdings gibt es auch einige Schwächen, die den Lesefluss spürbar
hemmen. Das sind zum einen die verhältnismäßig vielen Rechtschreib – und
Grammatikfehler, zum anderen die vielen Logiklücken und Plotlöcher, die es
schwer machen, der Handlung zu folgen. Sehr oft werden auch Dinge, die in einem
Kapitel beschrieben sind, kurz darauf umgeworfen und anders dargestellt, so dass
der Leser kaum folgen kann. Hagen Ulrich widerspricht sich oft in seinem Buch,
als hätte der Autor selbst vergessen, was er noch wenige Kapitel zuvor als
gegeben aufgestellt hat. So ist z.B. Ioan Radulescu stets darauf bedacht seine
wahre Natur geheimzuhalten, zerreißt aber vor den Augen eines Mannes drei
Menschen und lässt den Überlebenden mit den Worten laufen, dass er jetzt in der
Gegend das Sagen hat, ziehen. Diese Logiklöcher ziehen sich durch die gesamte
Geschichte und machen es schwer dem roten Faden zu folgen. Zudem hat der Autor
eine Schwäche für Infodumps, die bevorzugt bei der Einführung neuer Figuren
eingebaut werden – da wird der gesamte berufliche Werdegang beleuchtet, was für
die Handlung nun wirklich irrelevant ist.
Positiv sei hervorgehoben, dass Hagen Ulrich bis auf eine erotische Szene zwischen Cosmin und Sebastian, alle anderen Sequenzen an passender Stelle ausblendet. Es mag sein, dass für die meisten Gay Romance Leser Erotik mit dazugehört, ich finde es angenehm, dass nicht jede Sexszene im Buch ausgewalzt wird, sondern dass sich der Autor auf die Handlung und die Figuren konzentriert.
„Böses Blut der Vampire“ ist ein unterhaltsamer, witziger Roman für zwischendurch, der besonders Fan von Beziehungskisten und Soap Opera begeistern dürfte. Wer auf Action, Spannung und Dramatik aus ist, dem dürfte das Buch weniger gut gefallen, da der Autor mehr Wert auf die gesellschaftlichen Interaktionen und die Charaktere legt, als auf Kämpfe und ein schnelles Voranschreiten der Handlung. Auch die vielen Plotlöcher und unlogischen Elemente trüben das Lesevergnügen erheblich. Wem bereits „Hochzeit der Vampire“ gefallen hat, den wird auch die Fortsetzung ansprechen; wer Wert auf Charakterentwicklung, Action und Spannung legt, der ist mit „Böses Blut der Vampire“ weniger gut beraten. Im Zweifelsfall in die Leseprobe schauen, um sich selbst ein Urteil zu bilden.
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