Boys Love
Selten
war ein rein für DVD produzierter Film so erfolgreich. „Boys Love“ erschien
im November 2006 in Japan und eroberte schnell die Herzen derjenigen, die Yaoi,
Shonen-Ai und Boys Love mögen. Kein Wunder, ist „Boys Love“ doch wie ein
verfilmter Manga…
Es hätte Mamiyas erster großer Auftrag sein sollen. Der junge Redakteur soll
ein Interview mit dem Model Noel Kisaragi führen, das die Zeichnungen des
jungen Mannes zum Thema hat. Mamiya erhofft sich viel von dem Abend, besonders
da er die Zeichnungen, insbesondere das Werk eines Jungen am Meer, sehr einfühlsam
und stimmungsvoll findet. Doch alles kommt anders, als es sich der junge
Redakteur erhofft hat. Schon in dem Restaurant, in dem sie zu Abend essen, kommt
es zu einem Intermezzo auf der Toilette. Noel verführt hierbei Mamiya, der den
forschen Jungen nicht abweisen kann.
Ab
dem nächsten Morgen, ist nichts mehr wie vorher. Mamiya kann Noel einfach
nicht vergessen. Als auch noch Noels Agent in der Redaktion anruft und
Mamiyas Chef erzählt, dass er sich angeblich ungehörig verhalten hat, ist
Mamiya gezwungen sich bei Noel zu entschuldigen. Entsetzt, gleichzeitig aber
auch von einer gewissen Neugierde gepackt, begibt er sich zu Noel, nur um diesen
mit einem fremden Mann im Bett zu erwischen. Der junge Künstler ist schwul und
scheut sich nicht davor seinen Körper zu verkaufen. Als Noel sich daraufhin
Mamiya zuwenden will, weist dieser ihn von sich und sucht sein Heil in der
Flucht.
Dennoch steht der Bericht aus, der Mamiya in diese Situation gebracht hat und
vollkommen überfordert gibt er das Interview an einem Kollegen ab und
verspielt damit die einzige Chance aufzusteigen. Zudem muss er einsehen, dass er
Noel nicht vergessen kann und er nimmt sich vor dem jungen Mann ins
Gewissen zu reden. Er trifft auf der Suche nach Noel auf dessen Kindheitsfreund
Chidori, der ihm erklärt, wo er Noel finden kann.
Doch
während sich Mamiya und Noel besser kennenlernen und der junge Reporter sogar
akzeptiert, dass Noel schwul ist und sich in ihn verliebt hat, keimt in Chidori
Eifersucht auf. Chidori bemerkt eine stetige Veränderung in seinem Freund und
er weiß nur zu genau, wer für den Sinneswandel Noels verantwortlich ist. Als
das Bild des „Jungen am Meer“ verschwindet überschlagen sich die Ereignisse
und Chidoris Eifersucht beginnt immer zerstörerischer zu werden...
„Boys Love“ ist wie ein fleischgewordener Manga. Betrachtet man ihn zuerst,
kann man kaum glauben, dass dieser Film wirklich vor dem Manga erschienen ist.
Er ist slashig,
romantisch und teilweise so unrealistisch, wie es nur ein Manga sein kann. Dass
er damit weit abseits der Realität ist, steht außer Frage- allein schon das
vollkommen überzogen dramatische Ende spricht dafür, dass „Boys Love“ eine
verträumte Fantasie ist. Gerade zum Ende hin fehlt die Erklärung und manchmal
wurde der Begriff Drama zu dramatisch gelebt. So machen etliche Handlungen und
Dialoge wenig Sinn. Erst jetzt wird klar, wie viel Unlogik in einem Manga liegt,
wenn man einen nahezu identischen Film vor Augen hat.
Die
Charaktere sind dennoch passend besetzt (es handelt sich um die typischen
Bishonen), teilweise wirken jedoch die schauspielerischen Leistungen hölzern.
Oftmals gelingt es den Protagonisten nicht das Gefühl einer Szene richtig zu
vermitteln. Besonders die richtig dramatischen oder actionreichen Einstellungen,
Handlungsstränge und Dialoge wirken unausgegoren. Das macht den ganzen Film zu
einem seltsam unfertigen Werk.
Auch die eingeschobenen Zitate berühmter Persönlichkeiten zum Thema Liebe stören
eher, als dass sie dem Film Tiefgang verleihen.
Die deutsche Fassung enthält neben der japanischen Originaltonspur noch eine
deutsche Synchronisation, die sich recht nah am Original hält. So wurden auch
die Stimmen entsprechend den Tonlagen der japanischen Sprecher besetzt, was dafür
sorgt, dass Mamiya wesentlich jünger klingt als Noel oder Chidori. Das ist zu
Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, da man sich an der dunklen Stimme Noels stört,
doch mit der Zeit geht das. Zudem wurde glücklicherweise auf das üblich
japanische Namenssuffix verzichtet (-san, -kun etc.), was wesentlich stimmiger
klingt und die deutsche Synchro um ein Vielfaches lebendiger klingen lässt.
Dennoch
wirken die deutschen Dialoge teilweise etwas heruntergeleiert, doch das liegt
wohl auch am Originalskript, was nicht sonderlich innovativ geraten ist.
Die DVD enthält als Extra neben dem Hauptfilm noch das 15-minütige Making-Of,
das überraschenderweise ebenfalls synchronisiert wurde.
Hierbei wurde direkt über dem japanischen Dialog gesprochen, so dass man
zumindest beim Making-Of keine Untertitel zuschalten kann. Trotzdem stört das
nicht, finde ich es doch positiv, dass Anime House die Arbeit investiert hat,
auch das Making-Of zu synchronisieren.
Ansonsten enthält die DVD noch ein 8-seitiges Booklet, wobei von diesem allein
drei Seiten der allgemeinen Werbung zum Opfer fallen und somit nicht ganz so
viele Informationen enthalten sind, wie erhofft.
Ansonsten sind die Extras etwas mager- besonders in Anbetracht der Tatsache,
dass es noch einen Manga gibt, den man noch etwas besser hätte beleuchten
können (mit einer Leseprobe zum Beispiel), oder mit einigen Trailern und
Einblicken in die Nachfolger von Boys Love- dem Kinofilm „Boys Love- theatrical edition“ oder der Bühnenfassung „Boys
Love“.
Insgesamt ist „Boys Love“ für jeden Fan des Mangas kein Fehlkauf. Wer
Drama, Gefühl und pure Romantik mag, wird um „Boys Love“ nicht herum
kommen. Wer eher auf erotische, realistische Stories steht, sollte sich im
Vorfeld genau überlegen, ob der Film die passende Abendunterhaltung ist. Er in
nahezu allen Dingen wie ein Manga aufgemacht, doch wer sich daran nicht stört
und solche Sachen mag, dem wird „Boys Love“ gefallen.
"Like
a Dream" bedankt sich bei Anime House für die Bereitstellung des
Rezensionsmaterials.
Titel:
|
Boys
Love
|
Produktionsjahr:
|
2006
|
Land:
|
Japan
|
Genre: |
Drama |
Dauer: |
120 Minuten |
Schauspieler: |
Atsumi Kanno, Yoshikazu
Kotani, Hiroya Matsumoto |
Regie: |
Kôtarô Terauchi |
Preis: |
18,99 Euro |
Bestellen: |
Amazon |
Bildcopyright:
Die im Zusammenhang mit diesem Artikel verwendeten Bilder und Coverscans
unterliegen dem Copyright von Kôtarô Terauchi.
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