Finder - BrandmalSeit Feilongs letztem Aufeinandertreffen mit Asami und Takaba ist sind einige Monate vergangen. Bei der blutigen Auseinandersetzung damals hat Feilong nicht nur erkennen müssen, wie viel Asami für einen einfachen Fotograf in die Waagschale zu werfen bereit ist, sondern auch, dass sein Vertrauter Yoh sieben Jahre lang für seinen Gegner als Spion gearbeitet hat. Doch anstatt Yoh zu töten, hat er ihn jedoch gehen lassen. Als plötzlich sein Stiefbruder Yan-Tsui wieder auftaucht und mit dem Aufbau seiner eigenen Organisation in Taiwan beginnt, steht für Feilong fest, dass er schnell handeln muss, um den Baishe-Klan zu schützen, deren Oberhaupt er ist. Zudem möchte er seinen Zimmerjungen Tao vor weiteren schmerzvollen Erfahrungen schützen, ist doch Yan-Tsui dessen Vater. Da sich zufällig auch Yoh nach Taiwan geflüchtet hat, sucht Feilong ihn auf und bittet ihn darum, seinen Bruder im Geheimen zu töten. Doch noch bevor dieser aktiv werden kann, wird Tao, der Feilong heimlich gefolgt ist, von Yan-Tsui entführt und Feilong muss selbst in Aktion treten, um den einzigen Menschen, dem er vertraut, schützen zu können … Bei „Finder – Brandmal“ handelt es sich um einen Spin-Off der populären Mangareihe „Finder“, die seit 2002 in Japan sehr erfolgreich ist und aus der Feder Yamane Ayanos stammt. Im Zentrum der Novelle, die von Ai Satoko umgesetzt wurde, steht dieses Mal Feilong Lui, Anführer der chinesischen Mafia. Zeitlich setzt die Geschichte einige Monate nach dem fünften Band ein, in dem es Asami gelingt den Fotografen Takaba aus Feilongs Fängen zu befreien. Dementsprechend ist die Novel eher etwas für Fans des Mangas, da ein gewisses Grundverständnis und Hintergrundwissen vorausgesetzt wird. Nichtsdestotrotz werden die wichtigsten Eckdaten zusammengefasst.
Die Geschichte rund um Feilong und dessen ehemaligen Vertrauten Yoh ist durch
interessant und weiß an einigen Stellen zu fesseln. Man erfährt endlich, wie es
Yoh ergeht und was aus Feilong wird, nachdem seine Geschichte bislang im Manga
nicht wieder aufgegriffen wurde. Auch die Idee Tao stärker mit in das Geschehen
einzubringen, ist gut gelungen, allerdings funktioniert die zeitliche Abfolge
nicht wirklich. So ist Tao im Roman 13 Jahre alt, im Manga zur Zeit von Takabas
Entführung gerade einmal 6-7, obwohl mehrfach gesagt wird, dass nur wenige
Monate vergangen sind. Hier stimmt einfach die zeitliche Abfolge nicht und als
Leser stolpert man immer wieder über diese Diskrepanz. Ob dies an der
Übersetzung liegt oder der Fehler auch schon in der Originalfassung vorhanden
war, ist schwer zu sagen, doch es macht es dem Leser nicht leichter die Novel zu
lesen. Die Figuren sind bereits aus den Mangas bekannt: Feilong und Yoh sind gut charakterisiert, man lernt sie wesentlich besser kennen, da die Autorin ein wenig in die Tiefe geht und man Feilong wesentlich besser kennenlernt. Viele Gedankengänge, die im Manga verborgen bleiben, kommen hier offen zutage, so dass gerade Fans des chinesischen Baishe-Führers voll auf ihre Kosten kommen werden. Yoh als dessen Partner ist ebenfalls interessant und faszinierend. Leider erfährt man über ihn nur wenig – hier hätte man ebenfalls mehr in die Tiefe gehen können. Dafür ist Tao als dritter Hauptcharakter sehr sympathisch und als Leser erlebt man, wie der Junge allmählich zu einem jungen Mann heranwächst, der an den Ereignissen reift und seine eigenen Entscheidungen trifft.
Stilistisch ist „Finder – Brandmal“ nicht ganz so schlecht, wie die übrigen BL
Novels, die es bisher nach Deutschland geschafft haben. Ai Satoko hat einen sehr
einfachen, aber
flüssigen Stil, der sich halbwegs angenehm lesen lässt.
Vielleser, insbesondere solche, die Romane und Gay Romance Bücher lesen, wird es
jedoch schwer mit der Sprache der Autorin klar zu kommen. Zu viele Infodumps am
Anfang, Wiederholungen und Feilongs ewig kreisenden Gedanken um seine
Vergangenheit sorgen dafür, dass die Novel nie an Fahrt gewinnt und einfach
keine Spannung aufbauen kann. Auch die zwei ausführlichen Sexszenen empfand ich
als zu ausufernd und teilweise als zu unpassend. Sicher – sie gehören zu einer
BL Novel, doch wenn eine solche Szene nicht zum Hauptcharakter passt, ist sie
einfach nur überflüssig und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Wer auf umfangreiche Illustrationen seitens Yamane Ayano hofft, wird ebenfalls enttäuscht. Die knapp 180-seitige Novel enthält gerade einmal zwei s/w-Bilder. Dafür gibt es am Ende einen knapp 10-seitigen Kurzmanga um Feilong und Tao, der jedoch die fehlenden Illustrationen nur bedingt ersetzen kann. All das macht „Finder – Brandmal“ eher zu einem netten Gimmick für Fans der Mangareihe von Yamane Ayano, insbesondere für diejenigen, die mehr über Feilong erfahren wollen. Dennoch sollte man nicht zu viel erwarten – „Brandmal“ ist eine Novel und damit leider eher unterdurchschnittlich, wenn man normale Romane gewöhnt ist. Ai Satokos Stil ist zwar flüssig, aber gewöhnungsbedürftig und lässt sich nur schwer lesen. Zusammen mit den vielen Wiederholungen, den Rückblenden, den Infodumps und den nicht nachvollziehbar handelnden Charakteren, ist „Finder – Brandmal“ eher etwas für Hardcore Fans. Interessierte Leser sollten auf jeden Fall vorab einen Blick hineinwerfen und ggf. auf richtige Gay Romane ausweichen. Gute gibt es auf dem deutschen Markt, zur Zeit, mehr als genug.
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