Chouchin
Lange
hat man auf „Chouchin“ warten müssen, mit fast einjähriger Verspätung
erschien nun der Kurzgeschichtenband. Die einzelnen Episoden gehören lose
zueinander, sind die Hauptcharaktere doch immer dieselben- die Schüler Toki und
Kouji. Im Grunde können sich die beiden auch nicht ausstehen, doch manch
wundersame Ereignisse und Abenteuer schweißen doch zusammen.
In der ersten Geschichte „Die Villa“ sind die beiden ungleichen Jungs auf
Klassenfahrt und müssen sich zu allem Überfluss auch noch ein Zimmer teilen.
Bei einer Nachtwanderung verlieren sie dank eines Streites den Anschluss an ihre
Klasse und irren nur mit einer Taschenlampe bewaffnet durch den Wald. Sie finden
eine düstere, verlassene Villa und da es keinerlei Sinn hat durch den dunklen
Wald zu laufen und sich richtig zu verirren, beschließen sie die Nacht dort zu
verbringen. Doch die Villa ist nicht nur unheimlich, sondern auch alles andere
als verlassen. Ein seltsamer Mann haust dort und versucht seinen toten Bruder
ins Leben zurückzuholen. Als er Toki entdeckt und unter seine Gewalt bringt,
kann nur noch Kouji seinem Schulfreund helfen…
Nachdem Kouji und Toki heil aus der Sache mit der Villa heraus gekommen sind und
sogar zueinander gefunden haben, reißen die seltsamen Geschehnisse
nicht ab. Während einer Bahnfahrt, fällt das Licht aus und im nächsten Moment
befinden sie sich nicht mehr in einem normalen Zug und auch nicht in ihrer
Stadt. Bei der nächsten Haltestelle werden sie vom Schaffner aus dem Zug
geworfen und da ihnen nichts anderes übrig bleibt, gehen sie den einzigen Weg
entlang, der vor ihnen liegt um zu einer Stadt zu gelangen, die wahrhaft
ausgestorben ist…
In der dritten Geschichte „Sweet Clouds“ verbringen die beiden das wohl
ungewöhnlichste Halloween, das man sich vorstellen kann. Nicht nur hat Toki
einen neuen Freund gefunden, Masa macht dem Jungen sehr zum Verdruss von Kouji
auch noch schöne Augen. Nach einem Streit zwischen den Beiden begibt sich Toki
mit Masa in den angrenzenden Wald. Masa zeigt Toki einen Anhänger, der im
Dunkeln leuchtet. Kouji folgt ihnen und zu dritt gelangen sie in die Stadt der
Hexen und Magier- Salander. Dort kommen sie genau zu dem Zeitpunkt, als sich ein
Fluch jährt und zwei Brüder gegeneinander kämpfen…
Die letzte Geschichte „Mori“ schließt direkt an die vorherige an und bringt
die drei Freunde in ein fremdes Land, in dem nicht nur Hexen und Zauberer
existieren, sondern auch mächtige Königreiche und Drachen…
„Chouchin“ ist ein ungewöhnlicher Manga, der besonders durch die immensen
phantasievollen Geschichten lebt. Diese machen
einen ganz besonderen Zauber aus und es zeigt sich deutlich wie viel Potenzial
eine jede einzelne dieser kurzen märchenhaft anmutenden Kurzgeschichten gehabt
hätte. Die Autorin Franziska Steffen (die sich kurz vor der Veröffentlichung
von dem Manga distanzierte) hat wirklich eine sehr umfangreiche Fantasie. Sie
entführt den Leser in eine fantastische Welt aus Magie, Liebe und Abenteuer.
Leider sei angemerkt, dass die wenigen Seiten, die für die Handlungsbögen zur
Verfügung standen die Geschichten fast schon kaputt machen. Eine jede Episode hätte
einen einzelnen Mangaband füllen können; Charakterentwicklungen wären
wesentlich behutsamer von statten gegangen und somit hätten die beiden Künstler
vieles nachvollziehbarer gestalten können. Der Flair, den die Geschichten
innehaben wird aufgrund des Platzes oft zerstört, viel Potential merklich
verschenkt und es ist einfach nur schade, dass vieles so schnell abgewickelt
wird.
Die Zeichnungen von Tina Lindhorst sind sehr hübsch geworden. Sie bemüht sich
um einen sehr detaillierten Stil und schafft es bemerkenswert viele Hintergründe
und Details in die einzelnen Panele zu legen. Das erklärt
wahrscheinlich auch die Verzögerung des Bandes um fast ein Jahr, doch das
Warten hat sich gelohnt. Die Charaktere sind ihrem Stil entsprechend sehr
kindlich geraten, besonders Toki und Masa wirken fast wie Kinder, dank der
breiten Gesichter. Doch Tina Lindhorst beherrscht ihre Kunst, weiß geschickt
Rasterfolien einzusetzen und hat einen sehr sicheren, federleichten Strich.
Insgesamt ist „Chouchin“ ein kleines Meisterwerk in sich. Es lässt sich
schwer in ein gängiges Genre quetschen, da es versucht von allem ein wenig zu
sein- Shonen-Ai, Horror, Fantasy, Mystery. Das ist manchmal vielleicht ein wenig
viel, doch wenn man die Episoden, als Einzelgeschichten betrachtet, dann hat man
kleine Perlen vor sich liegen. Die Zeichnungen sind sehr schön, die Geschichten
jedoch noch viel ansprechender und würden daher in einem Roman doch noch besser
aufgehoben sein.
Wer phantastische Geschichten und viel Fantasie und Mystik mag, sollte auf jeden
Fall einen Blick riskieren…
Titel:
|
Chouchin |
Zeichner/ Autor: |
Art: Tina Lindhorst |
Genre: |
Shonen-Ai, Fantasy |
Verlag: |
Carlsen, 2009 |
Preis: |
6,00 Euro |
ISBN: |
978-3551777881 |
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Bildcopyright:
Die im Zusammenhang mit diesem Artikel verwendeten Bilder und Coverscans
unterliegen dem Copyright von Carlsen Verlag, Art: Tina Lindhorst.
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