Celluloid Closet
Die
1995 erschienene Dokumentation ist zwar kein wirklicher Film an sich, aber
dennoch ungemein interessant und es auf jeden Fall wert, auf Like a Dream
vorgestellt zu werden, da die Doku doch ungemein interessante Einblicke in die
Hollywood- und Filmindustrie im Hinblick auf Homosexuelle bietet. Der Film
basiert im Eigentlichen auf dem 1981 erschienen Buch "The Celluloid Closet"
von Vito Russo, der auch bis zu seinem Tod 1990 an dem Film mitarbeitete. Die
Dokumentation zeigt eindrucksvoll, wie von Anbeginn der Filmgeschichte Schwule,
Lesben, Transgender-Charaktere und Bisexuelle dargestellt werden und welche
Wandlung solche Charaktere in der Filmgeschichte durchmachen. Hierzu werden auch
verschiedene Schauspieler, Autoren und Regisseure befragt, unter anderem Tom
Hanks, Whoppi Goldberg, Tony Curtis oder Susan Sarandon, die die Entwicklungen
kommentieren und zu verschiedenen Filmen Stellung nehmen. Die Liste der
besprochenen Filme ist lang, beginnend in der Stummfilmzeit, wo Homosexuelle
mehr als Witzfiguren und
Clowns dargestellt wurden, bis hin in die 90er Jahre, wo es durchaus positive
Entwicklungen gab, die fernab der damaligen Darstellungen liegen. Auch Tunten
(engl. Sissy) werden mit behandelt, ebenso wird sehr detailliert auf die Zensur
des Hays Code (Produktions-Code) eingegangen, der eine Zusammenstellung von
Richtlinien zur Herstellung von amerikanischen Spielfilmen, besonders
hinsichtlich Gewalt und sexuellen Inhalten, ist. Die Zensur des Hays Code verbot
zunächst solche Charaktere vollkommen, später lockerten sich die Gesetze ein
wenig, dennoch blieben Schwule, Lesben und Bisexuelle bis in die 80er Mörder,
Verbrecher, Kranke und Stereotypen. Die Regisseure verschlüsselten die
eindeutig uneindeutigen Themen für die offenen Zuschauer, arbeiteten mit
Konventionen, Doppelbödigkeiten, Andeutungen und verschiedenen Details im
Hintergrund, machten sie in den 50er bis 70er Jahren zu wahren Meistern der
Andeutungen und mal mehr, mal weniger erfolgreich gelang es Filmemachern, wie
beispielsweise Hitchcock, Wilder und Hawks, die homosexuellen Inhalte zu
verpacken. Erst in den 80er Jahren lockerten sich die Bestimmungen mehr und mehr
und man stand solchen Charakteren offen gegenüber.
The Celluloid Closet ist eine gelungenen Dokumentation, die tabulos zeigt,
wie radikal damals gegen
Filme vorgegangen wurde, die solche Andeutungen enthielten. Sie bietet eine
gute, neutrale Betrachtung verschiedener Filme, die viele vielleicht schon
gesehen haben, doch nach dem Film sicherlich mit anderen Augen betrachten
werden. Erst durch die Dokumentation erkennt man, wie viele feine Nuancen es in
den Filmen gibt, mit welchen Mitteln Regisseure und Schauspieler getrickst
haben, um die homoerotischen Inhalte regelkonform zu verpacken, und welche Filme
eigentlich von den Zwischentönen durchaus als Paradebeispiel für einen
Schwulenfilm durchgehen. Wer einmal Ben Hur gesehen hat und die Darstellung des
Mesallas kennt, weiß was ich meine. Und derlei Beispiele gibt es zuhauf.
Ein sehr gute Dokumentation, die gründlich recherchiert ist und einen ungeahnt
weitsichtigen Einblick in die Welt Hollywoods liefert.
Sehr zu empfehlen.
Titel:
|
Celluloid Closet |
Produktionsjahr: |
1995 |
Land: |
USA |
Genre: |
Dokumentation |
Dauer: |
107 Minuten |
Schauspieler: |
Tom Hanks, Whoppi Goldberg, Tony
Curtis, Lily Tomlin,... |
Regie: |
Vito Russo |
Preis: |
9,99 Euro |
Bestellen: |
Amazon |
Bildcopyright:
Die im Zusammenhang mit diesem Artikel verwendeten Bilder und Coverscans
unterliegen dem Copyright von Vito Russo.
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