Demian
Hermann
Hesse hat mit "Narziß und Goldmund" bereits ein Roman geschrieben,
der deutliche Ansätze zu Homosexualität beinhaltet. Auch "Demian- Die
Geschichte von Emil Sinclairs Jugend" zählt hierzu, gleich wenn dieser
Roman wesentlich sozialkritischer und tiefgründiger ist. Die Erzählung
erschien 1919 und wurde aus der Ich-Perspektive geschrieben. Ursprünglich
wollte ich von einer Rezension auf Like a Dream absehen, doch da ich auf dieser
Seite auch "Demian Syndrom" vorstelle und dieser Manga engen Bezug auf
den Roman "Demian" nimmt, habe ich mich doch dazu entschlossen ihn
hier vorzustellen.
Emil Sinclair wächst zur Beginn des 20. Jahrhunderts behütet und beschützt
bei seiner Familie auf. Schon früh entdeckt er, dass es eine helle, lichte
Vater- und Mutter Seite im Leben der Menschen gibt und eine dunkle, verbotene
und gefährliche Welt, die im Gegensatz zur lichten Welt steht. Seine helle
Seite ist seine Familie und sein behütetes Leben. Dieses Leben gerät ins
Schwanken, als er sich bei Freunden Achtung erkämpfen will und behauptet bei
einem Nachbarn etwas gestohlen zu haben, unwissend, dass sich seine fiktive Erzählung
auf wahre Ereignisse stützt. Franz Kromer, ein Junge aus seiner Schule beginnt
ihn um Geld zu erpressen und Emil sieht sich gezwungen Geld zu stehlen- sein
erster Kontakt mit der dunklen Welt der Menschen. Doch Kromer verlangt immer
mehr und Emil traut sich nicht, seinen Eltern zu beichten, was er getan hat.
Dann taucht Demian neu an seiner Schule auf und hilft Emil bei seinem Problem
mit Kromer. Zudem beginnt er Emil ein wenig zu leiten und stellt ihm eine
komplett neue These von der "Kain und Abel"- Geschichte auf. Er spornt
Emil dazu an, zu denken und offen zu sich und seiner Umwelt zu sein. Doch Emil
beginnt sich wieder zurückzuziehen und distanziert sich von Demian.
Die Jahre vergehen und Emil wird auf ein Internat geschickt. Dort lernt er
Alfons Beck kennen und findet durch ihn wieder Zugang zur dunklen, verbotenen
Welt. Emil mutiert zu einem Regelbrecher, der sich betrinkt und heimlich aus der
Schule schleicht. Sein Gemütszustand verschlechtert sich und er ist hin und
hergerissen zwischen Angst und seiner Sehnsucht nach Freundschaft und Liebe. Als
man ihn fast von der Schule werfen will, sieht er ein fremdes Mädchen und ändert
sich radikal. Er gibt ihr den Namen Beatrice und fortan wird sie sein Leitbild
und sein Traumbild. Er beginnt sie zu zeichnen und findet auf diesem Wege zu
sich selbst zurück. Nach und nach erinnert er sich wieder an seinen alten
Freund Demian, dessen Züge er in das Mädchengesicht mit eingearbeitet hat. Er
beginnt sich ein neues Ideal zu erschaffen und fertigt schließlich einen Vogel
an, der aus einer Weltkugel schlüpft. Er sendet dieses Bild an Demian und erhält
tatsächlich eine Nachricht von seinem alten Lehrer. Demians Zettel führt Emil
auf die Suche nach dem geheimnisvollen Gott Abraxas und seiner Neugier und
seinem Wissensdurst folgend, begibt sich Emil auf die Suche nach Erklärungen
und Antworten. Emil entwickelt sich im Laufe dieser Zeit zu einem eigenständigen,
intelligenten und reifen jungen Mann.
Als Sinclair zur Universität wechselt begegnet er Demian wieder. Dieser wird
nicht nur sein Freund, sondern auch sein Lehrer und Führer, der ihn immer
wieder zum Nachdenken anregt und ihm schließlich auch seine Mutter vorstellte.
Frau Eva wird für Emil nicht nur zu einem neuen Leitbild, sondern auch das
Sinnbild des Lebens und die Symbiose der hellen und dunklen Welt. Endlich
scheint er am Ziel zu sein, führt er doch die folgenden Monate ein ruhiges
harmonisches Leben mit Demian und Frau Eva. Doch als der erste Weltkrieg
ausbricht, wird sich droht nicht nur der Zusammenbruch der Welt, sondern auch
die Zerstörung der Harmonie, die Emil gerade gefunden hat...
"Demian" wurde zunächst unter dem Pseudonym Emil Synclair veröffentlicht,
ein Name, den Hesse oftmals verwandte. Auch gibt es Parallelen zwischen Emil
Sinclair im Buch und Hermann Hesse selbst. Die Schwestern, die beide hatten, das
identische Familienbild mit einem strengen Vater und einer sanften Mutter und
die Schulzeit, die sich in vielen Punkten deckt. Das Buch ist zudem aus der
"Ich"- Perspektive geschrieben und konzentriert sich auf die
Gedankenwelt des Protagonisten. Wie schon in "Narziß und Goldmund"
ist die Geschichte sehr tiefgründig und zudem sozialkritisch. Jeder wird sich
teilweise in Emil wiederfinden und besonders die Diskussionen über Religion und
die Interpretation des Glaubens ist hochinteressant und bietet jedem eine
vollkommen neue Sichtweise, die selbst zum Nachdenken anregt. Die Beziehung
zwischen Emil und Demian ist wie schon bei "Narziß und Goldmund" nur
angedeutet, sodass man zwischen den Zeilen lesen muss, um genaueres zu erfahren.
Wie bei Hesse üblich ist die Schriftsprache auf sehr hohem Niveau und der Leser
sollte offen und konzentriert sein, wenn er sich "Demian" zu Gemüte führt.
Wer höhere Literatur schätzt und sich auch mal an gut geschriebene Literatur
heranwagt, der sollte sich "Demian" unbedingt einmal zulegen und sich
von den neuen Ideen und Ansätzen leiten lassen.
Titel:
|
Demian- Das Leben des
Emil Sinclairs |
Autor: |
Hermann Hesse |
Genre: |
Drama, Psychologie,
Sozialkritik, Entwicklungsroman |
Verlag: |
unterschiedlich,
zumeist Suhrkamp |
Preis: |
ab 6,00 Euro |
ISBN: |
978-3518458525 |
Bestellen: |
Amazon |
|