Es duftet nach LiebeDie Anthologie „Es duftet nach Liebe“ enthält 14 homoerotische Kurzgeschichten von deutschen Autoren, die sich unter dem Begriff Kuschelgang zusammengeschlossen haben. Das Buch ist die erste gemeinsame Veröffentlichung, weitere Anthologien sind bereits erschienen (z.B. „Farben der Liebe“) oder in Planung. Folgende Geschichten kann man in der Anthologie finden:
Flower Power: Orchidee von Isabel Shtar Insgesamt enthält die Anthologie elf schwule Kurzgeschichten, drei erzählen von der Liebe zwischen zwei Frauen. Wie der Titel schon vermuten lässt, dreht es sich bei den lockerleichten Geschichten um Düfte/Gerüche. Dabei spielt es keine Rolle, ob damit Blumen, Essen oder der Körperduft einer bestimmten Person gemeint sind – „Es duftet nach Liebe“ deckt diverse Möglichkeiten ab und präsentiert sich dadurch überraschend vielseitig. Es ist interessant, wie unterschiedlich die Autoren die Thematik umgesetzt haben. Teilweise sind die Ideen nicht sonderlich innovativ, die Figuren zu blass, die Geschichten vorhersehbar und zu kurz gehalten, doch es gibt durchaus einige Perlen, die sich lohnen.
Darunter fällt „Kirschgarten“ von Karo Stein, die Dank der interessanten
Hintergründe um die Figuren und den ungewohnt ernsten Ton mehr Tiefgang
aufweist, als die meisten anderen Geschichten. Denn leider wirken die meisten
Beiträge sehr blass und nichtssagend. Sie lassen sich zwar gut lesen, doch es
bleibt kaum etwas vom Inhalt hängen, was schade ist. Hier und da wäre mehr Tiefe
nicht schlecht gewesen.
Neben den schwulen Geschichten gibt es auch drei lesbische Stories, die
allerdings ein wenig aus dem Rahmen fallen, da sie zu stark in der Minderheit
sind. Zudem kann nur eine Kurzgeschichte wirklich überzeugen: „Wilde Hyazinthen“
von Malin Wolf, da man den Figuren und der Handlung genügend Platz einräumt, um
sich zu entwickeln. Zudem hat die Autorin einen sehr lebendigen, humorigen
Schreibstil, was sich positiv auf das Gesamtbild auswirkt.
Wie bereits erwähnt ist die Anthologie stilistisch ebenso unterschiedlich und
abwechslungsreich, wie die Geschichten es sind. Einige Autoren sind durchaus
erfahrener und haben bereits die ersten Romane und Anthologien hinter sind, was
man deutlich an Stil und Wortwahl merkt, für andere ist die Veröffentlichung in
„Es duftet nach Liebe“ der erste Schritt als Autor. Dementsprechend offen sollte
man sein, wenn man die Geschichten liest. Hin und wieder stolpert man durchaus
über den Satzbau, die Wortwahl oder die Grammatik einiger Kurzgeschichten, so
dass diese sich nicht so leicht lesen lassen. Dafür ist es spannend, die ersten
Gehversuche der Autoren zu beobachten und auch in Zukunft zu verfolgen.
„Es duftet nach Liebe“ ist das erste gemeinsame Projekt der Kuschelgang und
bietet dem Leser eine abwechslungsreiche und interessante Lektüre für
Zwischendurch, die leider nie den Tiefgang erreicht, den man sich oftmals
wünscht. Die meisten Geschichten sind zwar nett geschrieben und zumeist
erheiternd, aber es mangelt an ernsteren Thematiken und realistischen
Handlungen. Happy Ends sind nicht unbedingt verkehrt, doch eine Geschichte mit
tragischem Ausgang wäre durchaus eine nette Abwechslung gewesen und hätte der
Anthologie eine weitere Duftnote verpasst. Wer sich einen Überblick über die deutschen Gay Romance-Autoren verschaffen will, lockerleichte Geschichten mit Happy End mag und schwuler Erotik nicht abgeneigt ist, kann durchaus eine Blick riskieren. Hohe Literatur und ernste bzw. mitunter auch realistische Geschichten sollte man allerdings nicht erwarten. „Es duftet nach Liebe“ ist eine Anthologie für zwischendurch, bei der man den Inhalt der meisten Geschichten leider schnell wieder vergisst …
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