Ein Lied für Elise
Andi, Marcus und Elise sind die besten Freunde. Schon seit der Schulzeit machen sind sie
unzertrennlich und in Elise und Marcus hat Andi seine ersten Freunde gefunden, nachdem er mit seinen Eltern in die schwedische Heimatstadt der beiden anderen gezogen ist. Erst als Andi nach seinem Schulabschluss den musischen Weg einschlägt und mit seiner Band erste Erfolge feiert und Marcus für ein Kunststipendium die Stadt verlassen muss, trennen sich ihre Wege. Einzig Elise und Andi bleiben zusammen und müssen gemeinsam einiges an Problemen bewältigen – insbesondere die psychischen Höhen und Tiefen des Mädchens. Erst zwei Jahre später kehrt Andi zurück und scheinbar ist alles wie zuvor. Die drei treffen sich nach einem Auftritt Andis in einer Bar und feiern ausgelassen ihre Wiedervereinigung. Lediglich Elise scheint etwas zu bedrücken, doch sie überspielt es immer wieder mit ihrer lauten, fröhlichen Art. Als das Mädchen kurz auf Toilette ist, haben Andi und Marcus endlich Zeit kurz miteinander zu sprechen. In Andi flammen sofort die Gefühle für Marcus hoch, die er schon seit Jahren hat, jedoch traut er es sich nicht seinem besten Freund seine Liebe zu gestehen.
Mit dem Versprechen sich bald wieder zu sehen, verabschiedet sich Marcus von seinen Freunden und kurz darauf fährt auch Elise nach Hause. Andi ahnt nicht, dass dieses Treffen sein letztes mit seiner Freundin war. Als er am nächsten Morgen erfährt, dass sich Elise das Leben genommen hat, ist er entsetzt, erschüttert und traurig. Er nimmt an der Beerdigung bei und erhält von Elises Mutter einen Abschiedsbrief es Mädchens, in dem sie ihn um Verzeihung bittet. Danach ist Andi nicht mehr wie vorher. Von Alpträumen verfolgt, will er schließlich mit der einzigen Person reden, die Elise kannte und die ihm helfen könnte – Marcus. Auch der junge Maler ist von dem Tod Elises erschüttert und steckt in einer Schaffenskrise. Das Gespräch der beiden endet abrupt, als Marcus gegenüber Andi erwähnt, dass er längst weiß, wie sehr Andi Elise geliebt hat. Enttäuscht und wütend lässt Andi den jungen Mann stehen, schickt ihm lediglich eine SMS, dass er die ganze Zeit nicht in Elise verliebt war, sondern in Marcus.
Die Tage vergehen und Andi hat schon fast aufgegeben, noch einmal etwas von Marcus zu
hören, als dieser plötzlich bei den Proben auftaucht. Er überreicht Andi einen Brief, den Abschiedsbrief den Elise dem Künstler geschrieben hat. Darin erfährt Andi etwas, was er nie für möglich gehalten hat und dass alles ändert…
„Ein Lied für Elise“ ist der erste schwedische Manga, der in Deutschland erschien. Die Künstlerin Natalia Batista zeichnete den Manga zunächst als Doujinshi, um ihn auf Conventions zu verkaufen. Erst danach bewarb sie sich bei Verlagen und wurde schließlich von Tokyopop unter Vertrag genommen. In dem kleinen vierseitigen Nachwort, erfährt man genau wie der Manga entstand. Die Geschichte ist recht einfach aufgebaut und handelt um es kurz zu fassen von Freundschaft, Liebe und dem Tod. Leider bleiben die Charaktere trotz der Ereignisse seltsam flach. Besonders Marcus erreicht kaum charakterliche Tiefe, da die Geschichte mehr aus Andis Sicht erzählt wird. Besonders schade ist es, dass man nur so wenig über Elise selbst erfährt. Mir fehlen einfach die Hintergründe, die Erklärungen, was genau Elise hatte und wieso sie psychisch so labil war. Scheint es zu Beginn und auch bei den vielen Rückblenden, die in die Haupthandlung eingeflochten werden, doch noch recht wichtig zu sein, wird nach ihrem Tod mehr die Beziehung zwischen Andi und Marcus beleuchtet. Das ist im Grunde nicht schlecht, doch nach dem Lesen des Mangas hat man das Gefühl, dass zu viele Fragen offen geblieben sind. Was genau hatte Elise? Warum war sie so angeschlagen? Wieso hat Marcus kaum Kontakt zu seinen Freunden gehabt, als er nicht in der Stadt war? Es wird zuviel im Unklaren gelassen, was auch die Charaktere blass erscheinen lässt. Das ist sehr schade, die Geschichte hat durchaus Potential gehabt. Dementsprechend unpassend wirkt die sehr umfangreiche erotische Szene. Einzig positiv ist hierbei, dass sie wirklich realistisch gehalten ist und weitestgehend auf romantischen Kitsch verzichtet und unverblümt zeigt wie Sex zwischen Männern wirklich abläuft.
Die Zeichnungen sind solide, sehr klar und passen gut zu der ernsten Geschichte. Natalia Batista weiß, wie sie ihre Charaktere in Szene setzt und beherrscht dynamische Szenen und ungewöhnliche Perspektiven, die dem Manga mehr
Schwung und Tiefe verleihen. Einzig ihre Farbbilder wirken manchmal etwas statisch, doch da die schwarz/weiß Illustrationen und Mangaseiten überwiegen ist das nicht so schlimm. Es sei auch angemerkt, dass dieser Manga deutsche Leserichtung hat, was überhaupt nicht stört und sehr angenehm ist.
Insgesamt ist „Ein Lied für Elise“ ein schöner Boys Love Manga, der inhaltlich versucht in eine andere Richtung zu gehen, jedoch aufgrund der geringen Seitenzahl (da Einzelband) ein wenig an der Umsetzung scheitert. Es wäre klüger gewesen die Geschichte auf zwei Bände anzulegen, um auch die Hintergründe zu beleuchten. Dennoch macht es Spaß Natalia Batistas Werk zu lesen.
Wer ungewöhnliche, realistische Boys Love Geschichten mag und einmal für europäische Mangas offen ist, sollte zugreifen. Es lohnt sich und nach dem Lesen hat man Lust auf weitere Werke der Künstlerin…
Titel:
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Ein Lied
für Elise
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Zeichner/Autor:
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Natalia
Batista
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Genre:
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Drama/Yaoi
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Verlag:
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Tokyopop, 2010
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Preis:
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6.95 Euro
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ISBN:
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978-3842000865
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Bildcopyright:
Die im Zusammenhang mit diesem Artikel verwendeten Bilder und Coverscans
unterliegen dem Copyright von Tokyopop, Natalia Batista.
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