Erdbeer und Schokolade
Der
1993 erschienene kubanische Film „Erdbeer und Schokolade“ konnte mehrere
Auszeichnungen gewinnen und schaffte es 1995 sogar zu einer Oscarnominierung.
Der Regisseur ist Tomás Gutiérrez Alea und der Film zeigt nicht nur die
aufkeimende Freundschaft zweier Männer, die sich zufällig kennenlernen,
sondern auch die Castro-Politik Kubas, die hier deutlich gezeigt und behandelt
wird.
David, Student und überzeugter Anhänger der Castro-Regierung, kommt gerade von
der Hochzeit seiner Ex-Freundin und ist dementsprechend deprimiert, hat er sie
doch deswegen verloren, weil er mit dem Sex bis zur Hochzeit warten wollte. Im
bekannten Eiscafé Coppelia lässt er sich nieder und bestellt Schokoladeneis,
als sich urplötzlich Diego an seinen Tisch setzt und es vorzieht sein
Erdbeereis dort weiter zu essen. Der offensichtlich schwule Mann lässt sich überhaupt
nicht von Davids barscher Art beeindrucken und schnell entwickelt sich ein Gespräch
zwischen den Beiden. Schnell wird David klar,
dass Diego nicht nur Regimegegner ist, sondern auch noch verbotene Bücher
besitzt, die nur über Umwege aus dem Ausland importiert werden können. Diego
seinerseits ist fasziniert von David und denkt auch nicht daran, das zu
verheimlichen, als er David zu sich einlädt, um ihm mehr Bücher zu zeigen und
ihn in seine Welt eintauchen zu lassen. Eher widerwillig geht David auf den
Vorschlag ein und besucht den exzentrischen und seltsamen Mann, dessen Heim noch
deutlicher auf seinen Lebensstil hinweist. Schließlich erfährt David auch
noch, dass Diego an einer verbotenen Ausstellung verschiedener Kunstwerke eines
Freundes beteiligt ist und er erzählt schließlich einem Kommilitonen von
Diego. Dieser rät ihm, den Mann auszuspähen und so etwas für die Regierung zu
tun. David soll Beweise gegen Diego sammeln und besucht seinen neuen Freund
daher öfters.
Zwischen
den Beiden entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft und ein wenig
Vertrauen und Diego wird Davids Lehrer, der dem jungen Studenten Wissen und Bücher
vermitteln kann, die David bisher verboten waren. Plötzlich wirkt der ehemalige
Feind doch nicht mehr so gefährlich und David lernt nicht nur in dieser
Beziehung dazu. Auch im Freundeskreis Diegos muss er erkennen, dass viele
Menschen nicht das sind, was sie zu sein scheinen und zumindest ihre ganz
eigenen Nebentätigkeiten haben. Und schließlich ist da noch Nancy, Diegos
Freundin und Nachbarin, die schließlich auch David kennenlernt…
„Erdbeer und Schokolade“ ist ein sehr reifer und kritischer Film, den man
mit wachem Auge sehen sollte. Die Beziehung der beiden so verschiedenen
Charaktere steht ganz klar im Vordergrund, allerdings nicht in der typischen
homosexuellen Art, sondern in einer freundschaftlichen Konstellation. Die Beiden
werden nie ein
Paar, da David definitiv kein Interesse hat und Diego dies von Anfang an
akzeptiert. Besonders das Schlussgespräch der Protagonisten macht dies klar. Es
geht einfach um die Gegensätze der Charaktere, sowohl in ihrem Denken als auch
Handeln, wobei jeder teilweise den Anderen prägt. Natürlich steht auch noch
die Politik im Vordergrund, die zur Persönlichkeit der Charaktere gehört und
die Rahmenhandlung bildet.
So ist „Erdbeer und Schokolade“ kein typischer Gay-Film, sondern ein ruhiger
und nachdenklich stimmender Film, der die tiefe Freundschaft zweier Männer
beschreibt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sicherlich tauchen auch
Frauen auf, doch der geschichtliche Hauptpunkt liegt dennoch auf dem
Kennenlernen und Vertrauen von Diego und David.
Wer ernste, ruhige Filme mag, die ein wenig kritischer und tiefgründiger sind,
sollte den Film unbedingt ansehen. Er zeigt ein ganz neues, interessantes Bild
(von was? oô) und die schauspielerische Leistung von Jorge Perugorría (Diego)
und Vladimir Cruz (David) ist bemerkenswert.
Titel:
|
Erdbeer und Schokolade |
Produktionsjahr: |
1994 |
Land: |
Mexiko, Kuba, Spanien |
Genre: |
Drama, History |
Dauer: |
108 Minuten |
Schauspieler: |
Jorge Perugorría, Vladimir Cruz,
Mirta Ibarra |
Regie: |
Tomás Gutiérrez Alea, Juan Carlos
Tabío |
Preis: |
14,95 Euro |
Bestellen: |
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Bildcopyright:
Die im Zusammenhang mit diesem Artikel verwendeten Bilder und Coverscans
unterliegen dem Copyright von Tomás Gutiérrez Alea, Juan Carlos Tabío.
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