Fessel mich
Die Manga Novel „Fessel mich“ ist die erste „richtige“
Publikation des neu gegründeten „Cursed Publishings“ Verlages, der bis
dahin lediglich Poster, Lesezeichen und Buttons herausgebracht hat. Die
Geschichte von Nora „ShowWhite“ Wolff erschien erstmals auf der Connichi
2008 und anlässlich der Veröffentlichung war die Zeichnerin Tashina A. Jacob
anwesend, die sowohl das Cover, als auch mehrere Innenillustrationen
beigesteuert hat.
Das Leben von Patrick Mainer ist die reinste Hölle. Von seinen Mitschülern
gemobbt und teilweise sogar verprügelt, kennt er nur einen Ausweg- die
Schultoilette, die dem 13-jährigen Schüler die Pausen hindurch Asyl gewährt.
Hier versteckt er sich und findet die einige wirkliche Möglichkeit mit jemandem
zu sprechen. Durch die üblichen Toilettenschmiereien hat er jemanden
kennengelernt, der ihm auf ein Shakespeare- Zitat geantwortet hat und nun wünscht
sich Patrick nichts sehnlicher, als den Unbekannten kennen zu lernen und mit ihm
Freundschaft zu schließen, doch leider gibt sich der Junge nicht zu erkennen.
Auch nicht als Patrick die Schule wechselt um ein neues Leben zu beginnen…
Jahre später trifft der 21-jährige Florian in der Schwulenbar „Palace“ auf
Rick, einen beliebten Gogotänzer, der sich für sein Studium etwas
dazuverdient. Von allen begehrt und bewundert steht Rick im Zentrum der
Aufmerksamkeit und auch Florian hat schon lange ein Auge auf den gutaussehenden
Studenten geworfen. Obgleich gerade die Beziehung mit Olaf vorbei ist und
Florian keine Lust auf das „Palace“ hat, überreden ihn seine Freunde Freddy
und Thomas sie zu der beliebten „Fessel mich“- Party zu begleiten. Mit einer
Handschelle am rechten Handgelenk ausgestattet, soll man bei dieser
Veranstaltung seinen Traummann finden und an sich ketten. Für die meisten
bedeutet dies mehr als einen Gratisdrink und Florian hat an seine letzte „FM“-Party
kaum noch Erinnerungen. Vollkommen betrunken hat er sich damals an Rick
gekettet, weiß jedoch nicht mehr, was danach passierte.
Dieses Mal nimmt er sich vor weniger zu trinken und Rick nicht noch einmal zu
nahe zu kommen. Doch es kommt für Florian ganz anders, als er es sich erträumt
hat. Gerade als er das „Palace“ verlassen will, wird er von niemand
geringerem als Rick gefangen, der es eigentlich auf den gutaussehenden Jannis
abgesehen hatte. Schockiert muss Florian auch noch feststellen, dass Rick seine
eigenen Handschellen benutzt hat und die Schlüssel für eben diese bei Rick zu
Hause liegen. Notgedrungen begleitet er Rick, der ebenso angepisst von der unerwünschten
Beute ist, die sich seiner Meinung nach dazwischen gedrängt hat.
Eine lange Nacht beginnt für die beiden so verschiedenen Männer und rollt
einiges an alten Geschehnissen wieder auf, die sie unwillkürlich gemeinsam
durchsprechen müssen, da es lange dauert, bis sie endlich voneinander losgelöst
werden. Dass es sich bei Rick um Patrick Mainer handelt und sich Florian als
Konterpart der Klogespräche entpuppt, ist nur der Anfang, denn es braucht
lange, bis die beiden sich aufraffen und aufeinander zugehen…
„Fessel mich“ ist ein typischer Shonen-Ai Roman, wie ihn deutsche Fans
lieben werden. Er ist recht kurz gehalten und mit gerade einmal knapp 150 Seiten
wohl eher ein Kurzroman geworden. Doch mehr Seiten hätte die Geschichte auch
nicht füllen können, ohne zu langweilen, so dass die Länge durchaus optimal
ist. Der Titel erinnert mich dabei ein wenig an gewisse Erotikromane, die es auf
dem deutschen Markt zuhauf gibt, doch immerhin ist er wohlklingender als so
etwas wie „Handschellen der Liebe“. Die Geschichte ist flüssig geschrieben,
lässt sich gut lesen und im Laufe der Zeit bessert sich der Stil der Autorin
merklich. Am Anfang war der Schreibstil nicht mein Fall, besonders weil Nora
Wolff die „Ich“- Perspektive gewählt hat, eine Sichtweise, die ich nur
selten wirklich mag. Auch kommen öfters Sätze und Wörter vor, die doch störend
sind (solche Sätze wie „Ach du Schreck!“ findet man ebenso häufig wie die
goldbraunen Augen Ricks, die sooft erwähnt werden, dass wirklich jeder weiß,
welche Augenfarbe der Gogotänzer hat) und den Lesefluss hemmen.
Dafür findet man glücklicherweise nur ein paar wenige Rechtschreibfehler und
nur einige Male rutscht mir die Autorin zu sehr ins Umgangssprachliche ab, so
dass man teilweise die Sätze laut lesen muss, um den Inhalt zu verstehen.
Glücklicherweise weiß sie dafür, wie man Charaktere ins richtige Licht rückt.
Sowohl Patrick, als auch Florian (aus dessen Sicht alles erzählt wird) sind
nachvollziehbar und realitätsnah gestaltet und ihre Dialoge sind sehr gut und
logisch aufgebaut. Man kann sich ohne Probleme in die beiden hineinversetzen,
ohne dass die Figuren aufgesetzt und künstlich wirken, wie es gerade bei Manga
Novels oftmals der Fall ist. Diese Natürlichkeit gibt dem ganzen einen großen
Pluspunkt, so dass man schnell über den einen oder anderen Fehler hinwegsehen
kann.
Neben dem Schreibstil, der zumeist doch eher im gehobenen Fanfic-Niveau bleibt,
fällt noch etwas anderes massiv ins Auge: „Queer as Folk“ trifft Manga
Novel! Der Anfang und das „Palace“ erinnern mich so sehr „Babylon“, dass
ich mehrfach fast das Gefühl hatte Brian und Michael in den Reihen tanzen zu
sehen. Ebenso erinnert mich die „Fessel mich“- Party an ein Ereignis aus der
beliebten Serie, wenngleich gerade diese Idee die Story doch recht interessant
macht, bedenkt man nur die Probleme, die Patrick und Florian allein beim
Autofahren haben.
Die
Illustrationen sind nur bedingt mein Fall gewesen, zumeist weil sie zu viele
Proportionsfehler beinhalteten und ich mir die Charaktere anders vorgestellt
hatte.
Insgesamt kann ich „Fessel mich“ durchaus empfehlen, da es mit weitem
Abstand die (bisher) beste deutsche Novel sein dürfte. Die Story ist vielleicht
ein wenig simpel aufgebaut und im Grunde weiß man schon im Vorfeld, wie das
ganze ausgehen wird, doch sie ist nicht zu lang geraten oder wirkt irgendwann
unnatürlich und an den Haaren herbei gezogen. Es kommen einige erotische Szenen
vor, die eine Empfehlung ab 16 rechtfertigen, jedoch nicht zu explizit gehalten
sind. Jeder wird sich in die Charaktere hineinversetzen können und mit ihnen
mitfiebern.
Wer nichts gegen eine recht einfach gehaltene Shonen-Ai Story hat und
hinzukommend mit einer Brise Realität leben kann, sollte sich „Fessel mich“
zulegen. Für 5,95 Euro ist er wirklich sehr günstig zu erwerben und bietet
kurzweilige Unterhaltung...
Like
a Dream bedankt sich bei Cursed Publishings für die Bereitstellung des
Rezensionsexemplars.
Titel:
|
Fessel mich |
Autor: |
Nora "SnowWhite"
Wolff/ Tashina A. Jacob (Zeichnerin) |
Genre: |
Reality, Drama, Yaoi |
Verlag: |
Cursed
Publishings |
Preis: |
5,95 Euro |
ISBN: |
978-3-9812585-0-9 |
Bestellen: |
Cursed
Publishings |
Bildcopyright:
Die im Zusammenhang mit diesem Artikel verwendeten Bilder und Coverscans
unterliegen dem Copyright von Cursed
Publishings, Tashina A. Jacob/ /Nora "SnowWhite" Wolff.
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