Golden Tales
Der
Kurzgeschichtenband „Golden Tales“ umfasst drei Kurzgeschichten der Künstlerin
Tsukiji Nao, die mit „Adekan“ und diversen Buchillustrationen bekannt geworden
ist.
Den Anfang macht die Geschichte „Der goldene Ritter“, bei dem es um
den jungen Schutzmann Shiro geht, der aufgrund einiger unschöner Vorfälle mit
seinen Vorgesetzten von der Hauptstadt in ein ländliches Kaff versetzt wird. Als
sein Freund und Schüler Yasaburo nach dem Rechten sehen will, muss er erkennen,
dass Shiro wegen vollkommen unsinniger Fälle zu Hilfe gerufen wird – sei es ein
entlaufener Hund, eine Frau, die im Sumpf stecken bleibt oder ein zu groß
geratener Apfel, der die Geliebte zu zerquetschen droht, Shiro ist zur Stelle.
Insbesondere die hiesige Bürgerwehr macht ihm zu schaffen, doch Shiro lässt sich
nicht unterkriegen und nimmt sogar Prügel und Beschimpfungen in Kauf. Yasaburo
kann es nicht glauben, bis er irgendwann mitbekommt, auf welchem Weg sie die
Bewohner des Dorfes bei Shiro bedanken. Er erkennt, dass Shiro sein ganz
persönliches Glück gefunden hat, und kehrt vorerst in die Hauptstadt zurück.
Erst als ein Mädchen Shiro seine Liebe gesteht und dieser auf Wolke sieben
schwebt, nimmt Yasaburo die Sache wieder in die Hand, denn mit dem Mädchen
stimmt etwas ganz und gar nicht…
In der 2-teiligen Geschichte „Prinzessin
Glockenhüterin“ geht es um die junge Anzu, die in einem kleinen Dorf das Amt der
Glockenhüterin inne hat. Ihre Aufgabe ist es, das Dorf zu warnen, wenn
feindlichen Krieger oder die gefürchteten Barbaren angreifen. Diese sollen
schreckliche Monster sein, deren Ziel die Vernichtung des Dorfes ist. Als Anzu
jedoch eines Tages mit ihren Freunden Soma und Gentaro in den nahen Ruinen auf
einen verletzten Barbaren stoßen, müssen sie erkennen, dass dieses Volk bei
weitem nicht so schrecklich ist, wie es in den Überlieferungen steht.
Der junge
Barbar stellt sich als Prinz Asha vor, der in das Dorf kam, um sich eine Braut
zu suchen. Da die drei es nicht über sich bringen, Asha an den Bürgermeister zu
verraten, verstecken sie ihn heimlich und kümmern sich um seine Verletzungen.
Nach und nach erkennt Anzu, dass die Barbaren nicht so böse sind, wie sie
gedacht hat und dass ihr Volk bei weitem nicht so unschuldig ist, wie sie immer
geglaubt hat. Als Asha schließlich zu seinem Volk zurückkehren und Anzus Dorf
angreifen will, muss sie eine schwerwiegende Entscheidung treffen…
Bei
der letzten Kurzgeschichte „Jungfrau unter Gemischtwaren“ handelt es sich um
Tsukiji Naos Debütwerk, bei der sich ein junges, adeliges Mädchen in einen
einfachen Kurier verliebt. Da sie ihm etwas persönliches schenken will, begibt
sie sich in den Gemischtwarenladen des Mannes Chaki, der an diesem tag von
seiner Geliebten verlassen wurde. Dennoch unterstützt er sie bei der Wahl eines
Geschenkes und hilft ihr sogar beim Einpacken, was mehrere Stunden dauert. Doch
als das Mädchen dem Kurier endlich ihre Liebe gestehen will, muss sie erkennen,
dass sie zu spät gekommen ist…
Mit „Golden Tales“ legt
Tsukiji Nao einen wunderschönen Kurzgeschichtenband vor. Die Geschichten sind
fantasievoll, lustig und spannend, teilweise jedoch ein wenig unausgegoren.
Gerade bei dem Kurzmanga „Der goldene Ritter“ merkt man, dass ursprünglich mehr
geplant war, da die Charaktere nur wenig Entwicklung durchleben und man kaum
etwas von den eigentlichen Hintergründen erfährt. Viele Dinge werden
angesprochen, bleiben aber ansonsten im Dunkeln. Es ist schade, dass man nicht
mehr über Shiro erfährt. Dafür ist die Geschichte „Prinzessin Glockenhüterin“
sehr schön gelungen und spannend erzählt. Dieser Manga ist defintiv das
Highlight der Geschichtensammlung.
Die Zeichnungen Tsukiji Naos sind wie
immer sehr schön und fein. Die Künstlerin hat eine unglaubliche Liebe zum
Detail, was man an den aufwendigen Hintergründen, den jugendstilartigen,
verschnörkelten Rahmen und ungewöhnlichen Kleidern erkennen kann. Dabei gelingt
es ihr fantastische Elemente mit Steampunk und verschiedenen historischen
Elementen zu verbinden, ohne dass die Kombination seltsam anmutet. Zudem
arbeitet sie mit wenig Rasterfolie, die meisten Zeichnungen sind rein mit Tusche
ausgearbeitet. Leider schleichen sich immer wieder Fehler in ihre Bilder
(besonders die zu langen Oberkörper der Männer fallen negativ auf). Auch fällt
es teilweise schwer männliche Charaktere von weiblichen zu unterscheiden
(besonders bei Yasaburo ist mir das schwergefallen), doch das kann man
problemfrei verschmerzen, sind doch gerade die Gesichter der Charaktere eine
Augenweide.
Insgesamt ist „Golden Tales“ ein wunderschöner Shojo-Manga,
der, was Details und Aufwendigkeit betrifft, seinesgleichen sucht. Die
Geschichten sind schön und lassen sich gut lesen und die Zeichnungen sind
einfach nur eine Augenweide. Wer schön gezeichnete, fantasievolle und
märchenhafte Mangas mag, sollte sich „Golden Tales“ nicht entgehen lassen. Es
lohnt sich!
Titel:
|
Golden Tales |
Zeichner/ Autor: |
Tsukiji Nao |
Genre: |
Fantasy, Action, Josei |
Verlag: |
EMA, 2012 |
Preis: |
7,50 Euro |
ISBN: |
978-3-7704-7638-1 |
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Bildcopyright:
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unterliegen dem Copyright von EMA, Tsukiji Nao.
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