Ein Mann aus bestem Hause
Anne
Perry begann schon in den 60er Jahren zu schreiben, doch erst Ende der 70er
wurde ihr erster Roman veröffentlicht. „Ein Mann aus bestem Hause“ ist zwar
ein Einzelroman, gehört jedoch zur Chronologie der „Pitt-Krimis“, der
bisher 24. Bände umfasst und immer noch nicht abgeschlossen ist. Das hier
rezensierte Buch ist der 6. Band der Reihe und erneut begeben sich Inspektor
Pitt und seine Frau Charlotte auf die Suche nach der Wahrheit…
Die Leiche eines jungen Mannes wird nackt in der Kanalisation des Londoner
Viertels Bluegate Fields gefunden. Schon früh steht fest, dass der Junge zum
einen ertrunken ist, zum anderen aber aus gutem Hause stammt, wie gepflegte Hände
und Gesundheit nahe legen. Inspektor Pitt wird mit dem Fall betreut und es gilt
dieses Mal strengste Diskretion. Ein Skandal soll auf alle Fälle verhindert
werden.
Schon bald wird der Tote als Arthur Waybourne identifiziert, doch bei der
Obduktion zeigt sich auch, dass der Junge im Vorfeld homosexuell berührt wurde
und zudem die Geschlechtskrankheit „Syphilis“ im frühen Stadium habe. Für
Pitt beginnt eine mühsame Recherche in den Adelshäusern der Stadt und gerade
die Familie des Jungen ist vollkommen gegen eine Aufklärung des Falles, ist
eine solche Sache doch äußerst schädlich für ihr Ansehen.
Schnell verdichten sich die ersten Beweise und der Hauslehrer des Jungen wird
verhaftet. Belastet durch die Aussagen des Bruders des Opfers scheint der Fall
klar zu sein und die Familie Waybourne drängt auf eine schnelle Verurteilung,
um wieder aus den Negativschlagzeilen zu verschwinden. Doch Pitt zweifelt immer
mehr an den Motiven und kann sich nicht damit abfinden, dass der Hauslehrer
wirklich den jungen Adeligen ertränkt haben soll, gleich wenn dieser
homosexuelle Neigungen zu haben scheint. Auch Charlotte, Pitts Ehefrau, nimmt
sich unauffällig des Falles an und nutzt ihre Verbindungen zu den Adelshäusern,
um auf anderem Wege Indizien zu finden und so die Unschuld des zum Tode
verurteilten Hauslehrers zu beweisen. Und tatsächlich, hat sie schon bald eine
heiße Spur und ein Wettlauf gegen die zeit beginnt…
„Ein Mann aus bestem Hause“ bietet alles für einen perfekten Krimi- Abend.
Die Handlung ist gut durchdacht und in sich geschlossen, die Charaktere sind
sympathisch und interessant und das Ende ist überraschend und fesselnd. Die
Geschichte spielt in der viktorianischen zeit, wie alle Pitt-Romane und zeigen
die verschiedenen Abenteuer von Pitt und seiner Frau.
Der Roman bietet Fans des homoerotischen Genre einen guten Einblick in die
damalige Zeit, die Probleme, die eine solche Neigung mit sich brachte und die
damit verbundenen Ängste der Personen. Es zeigt die Reaktionen der Gesellschaft
auf Ereignisse und Geschehnisse, ebenso die unterschiedlichen
Gesellschaftsschichten, die besonders an Pitt (der ja einfacher Polizist ist)
und seiner Frau (eine Dame aus gutem Hause) beschrieben werden. Anne Perry hat
einen detaillierten und fesselnden Stil, der es dem Leser ermöglicht binnen kürzester
Zeit in die damalige Zeit zu versinken und sich vollends auf die Geschichte
einzulassen. Zwischendurch wird das Buch ein wenig langatmig, aber jedes Mal
zeigen sich neue Indizien auf, die den Fall wieder spannend machen.
Wer sich für Geschichte und realistische Geschichten interessiert, sollte
unbedingt einen Blick hineinwerfen. Jedoch sei an dieser Stelle gesagt, dass es
für das Verständnis sinnvoller wäre, die Romanreihe um Pitt und Charlotte
komplett von Anfang an zu lesen. Sicherlich kann auch jedes Buch für sich
stehen, aber einige Hintergrundinformationen und Handlungen gehen schnell
verloren oder wirken ein wenig unverständlich.
Titel:
|
Ein Mann aus bestem
Hause |
Autor: |
Anne Perry |
Genre: |
History, Krimi |
Verlag: |
Pavillon |
Preis: |
9,80 Euro |
ISBN: |
978-3453770805 |
Bestellen: |
Amazon |
|