Irgendwie Anders
Dreißig
Männer in dreißig Tagen – so lautet die Wette zwischen Mark Benedikt und seinem
besten Freund Alexander Rotkamp und sollte Mark es schaffen, winkt ihm ein Auto
nach Wahl. Das Ziel vor Augen legt er einen Kerl nach dem anderen flach, ohne
sich um seine Partner scheren oder auf deren Gefühle Rücksicht zu nehmen. Das
ändert sich, als ihm auf einer Jugendparty der hübsche Tim über den Weg läuft
und Mark bereitwillig in dessen Wohnung folgt. Dass die Nummer Fünfzehn auf
Marks Liste noch gänzlich jungfräulich ist, endet beinah in einer Katastrophe
und Mark erkennt erstmals, wie weit er für seine Wette fast gegangen ist. Zudem
findet er Gefallen an dem jungen Mann und wirft bereits in der ersten Nacht
einen Teil seiner Regeln über Bord, als er zweimal mit Tim schläft.
Der Kurzroman „Irgendwie Anders“ stammt aus der Feder Chris P. Rolls und gehört thematisch zu einer Reihe Alltagsgeschichten, der auch „Irgendwie Top“ und der online veröffentlichte Roman „Irgendwie Teatime“ angehören. Während Letzterer eine Fortsetzung von „Irgendwie Anders“ ist, konzentriert sich „Irgendwie Top“ auf Alexander Rotkamp und Markus Dawson, die beide im vorliegenden Roman eine Rolle als tragende Nebenfiguren spielen. In diesem Zusammenhang sollte man noch erwähnen, dass man unbedingt mit „Irgendwie Anders“ beginnen sollte, wenn man die Bücher lesen will, da „Irgendwie Top“ einen Großteil der Handlung spoilert, wird doch bei diesem die Beziehung zwischen Mark und Tim aus Markus’ Sicht erzählt.
Das vorliegende Buch widmet sich der Beziehung zwischen Mark und Tim, die sich
im Rahmen einer Wette kennenlernen. Die Grundidee ist nicht unbedingt neu und
der Leser weiß schon recht früh, wie die Geschichte ausgehen wird. Leider wirkt
die Story in die Länge gezogen, da die einzige Spannung durch Tims muskulösen
Freund geschaffen wird und diese Problematik durch ein klärendes Gespräch zu
lösen wäre. Da Mark die Sache jedoch niemals anspricht, reiht sich ein
Missverständnis ans andere, was die Handlung logischerweise vorantreibt. Dennoch
wundert man sich, warum es so lange dauert, bis Mark den Mund aufmacht und warum
Tim die Sache nicht von Anfang an klärt.
Leider entsprechen auch die Charaktere dem üblichen Schema – der Jäger Mark, der nach seinen eigenen Regeln lebt und keinerlei Interesse an Beziehungen hat; der anfangs unschuldige Tim, der sich zum ersten mal verliebt, sich jedoch nicht traut seine Gefühle offen zu zeigen. Dennoch sind die Figuren gut gezeichnet und handeln, wenn man von dem fehlenden Gespräch absieht, nachvollziehbar. Mark, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, lernt man als Leser sehr gut kennen und fiebert mit ihm. Tim bleibt leider auf der Strecke, da er sich hinter einer Maske versteckt, die Mark, als Erzähler, nicht durchschauen kann. Dafür erfährt man ein wenig von Alexander Rotkamp und Markus Dawson, die immer wieder ihre Auftritte haben und die dem eigentlichen Pärchen hin und wieder die Show stehlen.
Chris P. Rolls hat einen soliden, sehr flüssigen Stil, der sich vorwiegend auf die Figuren und deren Gefühle konzentriert. Beschreibungen der Umgebung oder der Nebenfiguren gibt es kaum – dem Leser bleibt das Meiste der Fantasie überlassen. Dadurch liest sich der knapp 150-seitige Kurzroman sehr schnell, jedoch vermisst man hin und wieder das szenische Bild, in dem sich all das abspielt. Dafür sind die erotischen Szenen sehr ausufernd und detailliert beschrieben. Man merkt deutlich, dass die Autorin sich mit „Irgendwie Anders“ in dieser Richtung austoben und experimentieren wollte. Das gelingt ihr auch, da die Szenen durchaus ansprechend geschrieben sind, dennoch fällt der Mangel an Situationsbeschreibungen oder der fehlenden allgemeinen Szenerie nur umso stärker auf.
„Irgendwie Anders“ bietet nette Unterhaltung für zwischendurch, schafft es
allerdings nicht einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, da die Geschichte
relativ flach bleibt und die Spannung künstlich in die Länge gezogen wirkt. Auch
die Figuren präsentieren sich genretypisch, was schade ist, da man aus der
Grundidee einfach mehr hätte machen können. Wer Chris P. Rolls Bücher mag, wird
um „Irgendwie Anders“ nicht herum kommen, wer sich „Irgendwie Top“ zulegen
möchte, sollte im Vorfeld dieses Buch lesen, auch wenn es leider nicht einmal
ansatzweise an Markus’ und Alex’ Geschichte herankommt.
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