Ich hasse ihn

 

Da der 24-jährige Chihiro Kozuki nicht von seiner Schauspielerei leben kann, ist er gezwungen nebenher zu arbeiten. Da kommen ihm die Aufträge seines Onkels, der Haushälter an Privatpersonen vermittelt, gerade recht, zumal er sich hier seinen Zeitplan flexibel gestalten kann. Als er an den elitären und arroganten Yuto Aoki vermittelt wird, der Chihiro zumeist von oben herab behandelt und keinerlei Freundlichkeit kennt, steht für den jungen Schauspieler fest, dass er seinem neuen Auftraggeber so selten wie möglich begegnen will. Dennoch bemüht er sich Yutos Wünsche zu erfüllen, ist sogar soweit für den erfolgreichen Geschäftsmann zu kochen, doch schon bald missversteht dieser Chihiros Bemühung – und ist davon überzeugt, dass sein Haushälter in ihn verliebt ist …

 

Die Mangaka Masara Minase ist unterdessen auch deutschen Fans durch Werke wie „Lover’s Position“, „Hauch der Leidenschaft“ und „Der beste Liebhaber“ ein Begriff. Mit „Ich hasse ihn“ präsentiert Carlsen einen weiteren, in sich abgeschlossenen Einzelband, der sowohl zeichnerisch, als auch inhaltlich solide, aber nicht unbedingt neu ist.

 

Wer eine ungewöhnliche neue Grundhandlung erwartet, wird leider enttäuscht. Masara Minase legt einen Alltagsmanga vor, in dem es um das typischen Verlieben und Zusammenkommen geht, wenngleich sie dafür dieses Mal einen ungewöhnlichen Weg einschlägt. Dennoch ist dem Leser von Anfang an klar, wie der Manga endet – und die Künstlerin enttäuscht ihre Fans dahingehend nicht. Sogar die übliche erotische Szene ist enthalten. Allerdings mangelt es an Individualität und Kreativität, weswegen „Ich hasse ihn“ eher zu ihren schwächeren Werken gehört.

 

Die Hauptfiguren brechen leider ebenfalls nicht aus den altbekannten Schemen aus. Chihiro bietet zwar durch seine Schauspielerei ein gewisses Potenzial, doch das wird nicht wirklich ausgeschöpft, da dieses Thema nur am Rande gestreift wird. Vielmehr geht es um die Liebesgeschichte zwischen ihm und Yuto. Dieser wiederum ist von seinen Grundzügen her interessant gestaltet. Als menschenscheuer Charakter, der aus einer wohlhabenden Familie stammt und auf eigenen Beinen stehen will, bietet er zumindest Platz für Weiterentwicklung. Er verändert sich im Laufe der Geschichte, wird offener und wirkt weniger weltfremd. Dennoch entspricht er dem typischen Seme, wodurch von vornherein klar ist, wer letztendlich das Ruder in der Hand hat.

 

Zeichnerisch bietet Masara Minase solide Kost, auch wenn ihre Figuren sehr steif und ungelenk wirken. Gerade in den Erotikszenen, in denen es darum geht nackte Körper zu zeichnen, offenbaren sich die Schwächen der Künstlerin hinsichtlich Anatomie und Dynamik. Das fällt aber auch bei den übrigen Szenen auf – zumeist konzentriert sich Masara Minase auf Gesichter und Haare, weswegen diese immer sehr schön ausgearbeitet sind. Leider wirkt die Mimik dennoch sehr unpersönlich und nichtsagend, da es ihr nicht gelingt wirklich Emotionen zu zeigen und ihre Figuren lebendig darzustellen.

 

Insgesamt kann Masara Minases Einzelband „Ich hasse ihn“ nur bedingt überzeugen und gehört deutlich zu ihren schwächeren Werken. Die Geschichte bietet gewohnte, leichte BL Kost und die Charaktere brechen zu selten aus den stereotypen Rahmen aus, die in diesem Genre immer sehr eng gesteckt sind. Lediglich Yuto entwickelt sich im Laufe der Geschichte weiter.
Auch zeichnerisch kann Masara Minase nicht überzeugen – zu ungelenk und leblos wirken ihre Figuren, so gestelzt und konstruiert die Szenen und Hintergründe. Wer Masara Minase mag und einen Faible für romantische Alltagskost hat, kann einen Blick riskieren, alle anderen verpassen nichts, wenn sie sich nach anderen BL Lektüre umsehen.

 

Titel:

Ich hasse ihn

Zeichner/ Autor:

Masara Minase

Genre:

Alltag, Romance

Verlag:

Carlsen, 2013

Preis:

6,95 Euro

ISBN:

978-3551763860

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Bildcopyright:
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