Irgendwie Top
Drei
Regeln beherrschen das Sexleben des schwulen Markus Dawson: niemals küssen,
jeder nur einmal und er liegt immer oben. Dafür ist er in den Hamburger Clubs
berühmt und kann sich dank seines guten Aussehens und seines muskulösen Körpers
vor Angeboten kaum retten. Dass er im Grunde seinen Bruder Tim liebt, lässt er
nie an die Oberfläche dringen und verbirgt es vor jedem, auch wenn ihm dies
schwer fällt, als sich sein Bruder einen Liebhaber angelt und sich verliebt.
Die deutsche Autorin Chris P. Rolls ist unterdessen jedem Fan homoerotischer
Literatur ein Begriff – auf Amazon ranken sich ihre Bücher zumeist in den Top
Ten und auch die Rezensionen sind, bis auf wenige Ausnahmen positiv. Dabei
beschränkt sich die Autorin nicht nur auf ein Genre, sondern bietet ihren Fans
ein vielfältiges Programm. Seien es Fantasy oder Thriller, Alltagsgeschichten
oder Sci-Fi, Chris P. Rolls entführt den Leser in ihre ganz eigene Welt, die
zumeist von gutaussehenden Männern und jeder Menge Erotik beherrscht wird.
Die Handlung an sich ist nichts Neues – im Grunde eine reine Liebesgeschichte, doch auf ungewöhnliche und fantasievolle Art und Weise erzählt. Obwohl „Irgendwie Top“ sehr umfangreich ist, wird es nie wirklich langweilig oder eintönig. Chris P. Rolls lässt sich und ihren Figuren Zeit, sich kennen zu lernen und ihre Gefühle zueinander zu entdecken. Dabei gelingt es ihr die Geschichte nicht allzu kitschig zu gestalten, wenngleich es zum Ende hin mit der Romantik manchmal ein bisschen viel wird. Dennoch passt es zu Alex und Markus, die in ihrer Art und ihrem Charakter sehr realistisch und lebendig wirken. Ihr Kennenlernen und ihr Näherkommen ist natürlich und wirkt in keiner Form aufgesetzt oder künstlich, so dass man als Leser wirklich den Eindruck hat eine reale Geschichte mitzuverfolgen. Da das Interesse der Figuren zunächst rein körperlicher Natur ist, enthält das Buch viele erotische Szenen, in denen Markus und Alex nicht nur alle Hüllen, sondern im Laufe der Zeit auch alle Masken fallen lassen. Dieses Spiel zwischen den beiden, der Kampf um Kontrolle und Selbstbeherrschung macht einen großen Reiz des Romans aus, da selbst der Leser nicht weiß, wie die Geschichte endet. Dass es ein Happy End geben wird steht bei den Büchern von Chris P. Rolls außer Frage, nur wie dieses aussehen wird, bleibt über Dutzende Kapitel hinweg vollkommen offen. Damit gelingt es der Autorin den Leser bei der Stange zu halten und es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen.
Neben der Handlung, können auch die realistischen, lebendigen Charaktere
überzeugen. Markus, der gutaussehende Muskelprotz, zerdenkt lieber Dinge, als
vorschnell zu handeln und wird dem Ruf „Harte Schale, weicher Kern“ mehr als
gerecht. Er ist einfach gestrickt, was ihn nicht unsympathisch macht und
obgleich er zunächst eher sexuelles Interesse an Alex hegt, wandelt sich sein
Interesse an dem ungleichen Mann spürbar.
Stilistisch bietet „Irgendwie Top“ solide und leicht lesbare Kost. Chris P.
Rolls hat einen sehr gefühlvollen und angenehmen Schreibstil, der sich
vollkommen der Gefühlswelt ihres Hauptcharakters widmet. Das Buch ist komplett
aus Markus’ Sicht geschrieben, sprich der Leser identifiziert sich mit ihm und
erlebt alles hautnah. Auch die Erotikszenen sind weder platt, noch austauschbar,
sondern immer neu und aufregend, fantasievoll und passend. Hin und wieder nimmt
die Erotik zwar ein wenig überhand und man wünscht sich, dass die Autorin
ausblendet, doch da diese Szenen maßgeblich zur Charakterentwicklung beitragen,
fallen sie nicht ganz so störend ins Gewicht.
Mit dem Roman „Irgendwie Top“ legt Chris P. Rolls eines ihrer stärksten und
intensivsten Bücher vor, das vom ersten Augenblick fesselt und mit
realistischen, nachvollziehbaren Charakteren, einer spannenden und
abwechslungsreichen Handlung und gut geschriebenen Erotikszenen punktet. Hin und
wieder rutscht das Buch ein wenig ins Kitschige ab, aber das stört nicht weiter,
da Liebe nun mal ein wenig rosaverprämt und klischeebeladen sein darf. Dank
ihres soliden und spritzigen Schreibstils und den sympathischen Figuren, ist
„Irgendwie Top“ ein Muss für Fans der homoerotischen Lektüre, die nichts gegen
echte Kerle und einen Spritzer Romantik haben. Und wer von den Charakteren nicht
genug hat, kann sich die Geschichte „Lions’ Roar“ (Arbeitstitel) der Autorin auf
Fanfiction.de zu Gemüte führen, in der die Ereignisse aus Alex’ Sicht
geschildert werden. Zu empfehlen.
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