Lemongrass

Nachdem zur Connichi 2007 das Artbook „Bi-Color“ beim Fireangels Verlag erschien, stellte der Verlag auf der folgenden Buchmesse sein 2. Artbook vor. „Lemongrass“ richtet sich dabei vorwiegend an ältere Kunden, ist es doch erst „ab 18“ erhältlich. Auch bei der Bildzusammenstellung und dem Aufbau hat sich gegenüber dem Vorgänger „Bi-Color“ einiges getan, so dass „Lemongrass“ qualitätstechnisch einen weitaus höheren Standart erreicht als so manch andere Publikation. 

Beginnend mit dem schlichten, aber überaus edlen Cover, das bis auf den Schriftzug und den kleinen Bildausschnitt komplett in schwarz gehalten ist, stellen 6 Künstlerinnen bekannte und neue Illustrationen und Kurzcomics vor. Den Anfang macht Aziell, deren Bilder bereits vom Cover zu „Lemon Law“ bekannt sind. Ihr allein sind knapp 30 Seiten gewidmet und dies zu Recht. Die wundervollen detaillierten Illustrationen sind eines der Highlights des Artbooks und besonders interessant sind die Ausschnitte zu den Bildern, die einige Details noch zusätzlich hervorrufen. Hinzukommen einige Skizzen und Zwischenschritte zu Illustrationen. 

Den nächsten Teil im Artbook übernimmt die amerikanische Künstlerin Delusion, die wie schon Aziell verschiedene farbige und schwarz/weiße Illustrationen und Skizzen vorstellt. Die Bilder sind interessant und reizvoll, besonders wenn man skizzenhafte Bilder zu schätzen weiß. 

Crow13 ist vielen schon bekannt durch ihren Manga „Musoka“, doch auch mit dem Fireangels Verlag arbeit die Künstlerin eng zusammen. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass auch etliche Bilder von ihr in „Lemongrass“ zu finden sind. Von allen Künstlern sind Dianas Werke dem Mangastil am nähsten und bieten eine schönen Kontrast zu den überwiegend realistisch gehaltenen Illustration.

Eru Nuos Werke nehmen neben Aziell einen großen Anteil des Artbooks ein. Die Bilder der Künstlerin sind  durchgängig wundervoll und bei vielen Illustrationen kann man die Skizzen und Zwischenschritte bewundern. Neben den Einzelbildern kann man auch einen 5-seitigen farbigen Kurzcomic lesen, der sich um ihre Charaktere Isaac und Raidon dreht, die auch sonst häufig vertreten sind und Lust auf mehr machen. Bei Eru Nuos Illustrationen sind auch erstmalig erotische Zeichnungen zu finden, ebenso wird deutlich, dass sie einen Faible für Wasser hat.

Der nächste Bereich ist Slipped Dee gewidmet und beginnt mit einem farbigen Kurzmanga, der zumindest bei Yaoi Fans keine Wünsche offen lässt. Die folgenden Seiten enthalten großformatige farbige Illustrationen und wenn man Dees Zeichnungen kennt, weiß man, dass es die Copic-Bilder in sich haben.

Der 6. Zeichner ist niemand anderes als Laura Carboni, alias Zel, die sich in der Szene schon lange einen Namen gemacht hat, und deren Illustrationen auch schon im Yaoi Gothic Artbook zu finden sind. Dieses Mal jedoch darf die Italienerin ihre Werke in Farbe präsentieren und es ist kaum verwunderlich dass Lauras Bilder mit Abstand am erotischsten sind. Allein wegen diesem Künstler war ein „ab 18“ unumgänglich, ist sie doch gerade hierfür bekannt. Trotzdem finden sich hier auch einige „normale“ Illustrationen von ihr.

Das Artbook hat insgesamt 184 Seiten und besticht neben den hochkarätigen  Künstlern auch durch eine tadellose Umsetzung. Wo „Bi-Color“ noch Schwächen zeigte, wurde an „Lemongrass“ gearbeitet und verbessert. Die Zeichner haben alle separate Trennblätter, die dem Stil des Covers entsprechen, es gibt eine Vorstellungsseite, inklusive Landkarte (um erkenntlich zu machen, woher die Zeichner kommen). Die übliche Kommentarseite für die Illustrationen ist enthalten, ebenso ein mehrseitiges Interview mit jedem Zeichner, das zusätzlich noch Kinderbilder enthält, die das Ganze auflockern und wieder einmal zeigt, dass Übung den Meister macht. 
Ein ganz großes Plus sind für mich die Texte- so kann man nicht nur deutsche Texte finden, sondern auch parallel eine englische Übersetzung (Comics sind komplett in englisch gehalten, haben jedoch eine deutsche Übersetzung), ein Zeichen dafür, dass auch an den englischsprachigen Raum gedacht wird, immerhin sind 4 der Künstler englischsprachig bzw. nicht der deutschen Sprache mächtig.
Der einzige kleine Kritikpunkt wären die fehlenden Seitenzahlen und vielleicht die Leserichtung, die dem japanischen entspricht. Immerhin hat man es hier mit einer westlichen Publikation zu tun und meiner Ansicht nach muss sich „Lemongrass“ nicht neben den gängigen japanischen Artbooks präsentieren, sondern sollte sich der Herkunft der Zeichner und dem Illustrationsstil (der im Grunde weniger mangelhaft ist) anpassen. Ansonsten fallen noch einige Rechtschreibfehler auf, doch die kann man ignorieren, stören sie doch kaum den Gesamteindruck des Buches.

Insgesamt ist das vollfarbige Artbook wesentlich besser als „Bi-Color“. Der Fireangels Verlag legt Wert auf hochwertiges Design und eine hohe Qualität (Fadenbindung, statt Klebebindung), die jeden Cent wert ist. Wie auch „Bi-Color“ gelingt es „Lemongrass“ trotz des Themas „Yaoi“ ungemein seriös und edel zu wirken und erneut kann der Verlag beweisen, dass Artbooks nicht unbedingt bunte, kitschige Cover haben müssen, um überzeugend zu sein. Auch die Künstlerauswahl begeistert auf ganzer Linie und „Lemongrass“ gelingt es nicht nur sämtliche, westliche Publikationen seiner Art zu übertreffen, sondern stellt auch so manches japanischen Shonen-Ai Artbook in den Schatten. 
Zugreifen und auf weitere Artbooks vom Fireangels Verlag hoffen…

Like a Dream bedankt sich beim Fireangels Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Bildcopyright:
Die im Zusammenhang mit diesem Artikel verwendeten Bilder und Coverscans unterliegen dem Copyright von Fireangels Verlag und den Künstlern.