The Lily and the Rosa

Das Duo „Dany&Dany“ dürfte unterdessen auch deutschen Fans ein Begriff sein. Nachdem bereits die Mangas „Wishing for the Moon“ und „E.I.K.O.N.“ beim Wild Side Verlag erschienen sind, wurde im September 2008 ihr neuster Manga veröffentlicht. „The Lily and the Rose“ erschien 2007 beim amerikanischen Verlag Yaoi Press und auf der Connichi konnte man die beiden Künstlerinnen zum zweiten Mal live auf der Connichi treffen.


Frankreich, kurz vor Ausbruch der französischen Revolution.
Die beiden Jungen Christophe und Alain könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Christophe davon träumt Priester zu werden und in die Fußstapfen seines Mentors Vater Colbert zu treten, sehnt sich Alain nur nach einem- er will den Mord seiner Mutter rächen und denjenigen töten, der ihren Tod heraufbeschworen hat. Die beiden Jungen trennen sich eines Abends, nachdem sie von einem Priester bei einigen intimen Zärtlichkeiten erwischt wurden. Alain läuft weg und obgleich er Christophe beschwört ihn zu begleiten, bleibt sein Freund, was Alain als Verrat und Vertrauensbruch wertet.

Jahre später nimmt Christophe Laurent seine erste Stelle als Privatlehrer von Jean-Louis, dem Sohn der Comtesse des Sevigny an. Er ist ein junger Priester geworden und folgt den Lehren Vater Colberts, der jedoch seine Position als Kardinal aufgegeben hat und Missionar wurde. An seine Stelle trat ein Mann, der starkes Interesse an Christophe und vor nichts zurückzuschrecken scheint, um den jungen Priester zu bekommen.

Schon einige Tage nach seiner Ankunft begegnet Christophe einem jungen Mann der ihm als Marquis de Saint-Denis vorgestellt wird und der seinem Jugendfreund Alain zum Verwechseln ähnlich sieht. Auch der Marquis scheint ihn zu erkennen und schon bald erkennt Christophe, dass es sie bei diesem um Alain handelt, der immer noch auf der Suche nach dem Mörder seiner Mutter ist. Um endlich den Namen des Mannes zu erfahren, der als „Faun“ bekannt war, bändelte er mit der Comtesse an, doch diese lässt sich immer wieder neue Aufgaben einfallen, die Alain erfüllen soll. Als Comtesse Alain mit der Aufgabe betraut den jungen Priester in eine kompromittierende Situation zu bringen, gerät Alain in Schwierigkeiten. Er liebt Christophe noch immer, kann diesem aber nicht den Verrat von damals verzeihen.

Doch die Comtesse scheint nicht die einzige Peron zu sein, die gegen Alain und Christophe intrigieren und nachdem auf Alain ein Giftanschlag verübt wird, überschlagen sich die Ereignisse. Dabei entdeckt nicht nur Christophe, dass er immer noch in Alain verliebt ist, die beiden werden zudem inflagranti erwischt, was für den jungen Priester den Todesstoß bedeutet. Unweigerlich wird er wieder zurück in die Arme des Kardinals getrieben, während Alain allein, aber mit dem Namen des „Faun“, zurückbleibt…
Kann Alain seine Rache nehmen? Wer war der „Faun“ wirklich und wird es Christophe gelingen, sich gegen den Kardinal zu behaupten? Haben die beiden überhaupt eine Zukunft?


All das wird in dem knapp 150-seitigen Manga geklärt. Mit „The Lily and the Rose“ wagen sich „Dany&Dany“ erstmals an einen historischen Manga, wenngleich sich auf vielen Einzelillustrationen und Bildern bereits deutlich abzeichnete, dass die Künstlerinnen die Pracht und die Kleidung des ausgehenden 18. Jahrhunderts bevorzugen. Geschichtlich gesehen gibt es einige Dinge, die nicht hundertprozentig stimmen, jedoch nur wirklichen Fans der Französischen Revolution auffallen dürften und echten Historikern. So wurde damals zum Beispiel eine Unterhaltung nur in der 3. Person geführt (anstelle von „Du bist lustig“ wurde „Er ist lustig“ verwendet), doch das hätte in einem Manga sicherlich für Verwirrung gesorgt. Ansonsten muss ich zugeben, dass die Story wesentlich straffer und tiefgründiger ist als „Wishing for the Moon“ oder „E.I.K.O.N“. „Dany&Dany“ achten dieses Mal auf eine bessere Charakterentwicklung, ebenso ist der Ablauf der Story logischer und dieses macht „The Lily and the Rose“ wesentlich besser als die Vorgängermangas.

Die Zeichnungen sind solide, entweder man mag ihren Stil oder nicht. Was sehr negativ auffällt ist der massive Einsatz von hineinkopierten Hintergründen leglicher Art. Seien es Häuser, Statuen, Kerzen, Kronleuchter oder sogar Pferde und Schmuckstücke, nahezu allen sieht man den Photocharakter an und das stört schon ein wenig. Hinzu kommen noch die unendlich vielen Raster und Motivraster, die jede Seite erschlagen und den Manga noch düsterer machen, als er ohnehin schon wäre. So bleibt am Ende, wenn man Photos und Raster wegnimmt, nicht mehr viel übrig, was sehr schade ist. Sicherlich gewöhnt man sich im Laufe der Zeit daran, doch wenn man bedenkt, dass in Japan Zeichnerinnen, nur wegen eines abgemalten Bildes ihre Karriere an den Nagel hängen mussten, wirkt dieser exzessive Gebrauch von fremdem Bildmaterial schon fast beleidigend. Weniger wäre in diesem Fall mehr und würde den Manga nicht so künstlich erscheinen lassen.


Insgesamt ist dieser Manga wohl eher „Dany&Dany“- Fans zu empfehlen. Die Zeichnungen haben sich durchaus gesteigert, ebenso sind sie noch ein wenig expliziter geworden, doch bei einem Preis von fast 11 Euro sollte man sich genau überlegen, ob man „The Lily and the Rose“ unbedingt besitzen möchte. Der Druck und die Bindung des Mangas ist wie immer tadellos, doch wie sooft kann „The Wild Side“ bei solch einem hohen Preis für gerade einmal 150 Seiten nicht wirklich überzeugen. Wenn der Preis endlich sinken würde, könnte man mehr Leser erreichen, doch so sollte sich jeder Yaoifan genau überlegen, ob er sich den Manga zulegen möchte oder nicht.
Ansonsten ist erzählt er eine nette Geschichte und bietet kurzweilige Unterhaltung, wenn man auf geschichtliche Genauigkeit keinen Wert legt…

 

Like a Dream bedankt sich beim "The Wild Side Verlag" für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

 

Titel:

The Lily and the Rose
Zeichner/ Autor: Dany&Dany
Genre: Historical/Drama/Yaoi
Verlag: Wild Side Verlag, 2008
Preis: 10.90 Euro
ISBN: 978-3-939484-10-3
Bestellen: Amazon oder Lemonshop

 

Bildcopyright:
Die im Zusammenhang mit diesem Artikel verwendeten Bilder und Coverscans unterliegen dem Copyright von The Wild Side Verlag, Dany&Dany.