Ludwig II

Der Film Ludwig II von Visconti zählt zu den besten filmischen Umsetzungen des Lebens Ludwig II. Gedreht 1972 an Originalschauplätzen ist diese 4-stündige Film-Version ein sehr guter Querschnitt des Lebens und Leidens der Königs. Der Film wurde aufgrund des Umfangs auf 5 Teile aufgeteilt und Helmut Berger ist eine perfekte Besetzung für Ludwig II. Er spielt den König in allen Punkten originalgetreu und überzeugend, erhielt zu Recht sehr viel Anerkennung für seine schauspielerische Leistung. Besonders stark fällt die Ähnlichkeit des Schauspielers zum historischen Original auf. Romy Schneider als Sissi spielt erstmals die junge Kaiserin als ernste junge Frau, die fernab der Sissi-Filme liegt und durchaus mehr zu Elisabeth passt. Sie ist egozentrisch, in einigen Punkten durchtrieben und erstmals spielt Romy Schneider Sissi nicht als junges romantisches Mädchen, sondern als Frau.

Der Film beginnt bei der Krönungszeremonie Ludwigs und zeigt dann seine Jahre bis zum Tod. Es wird genau die Entwicklung Ludwigs gezeigt, sein Hang zur Kunst und Musik, seine Beziehung zu Wagner und sein beginnender Rückzug aus der menschlichen Gesellschaft. Auch werden in dem Film Tabu-Themen aufgegriffen, beispielsweise die bis heute umstrittene Frage der sexuellen Orientierung und Neigung des Königs. Hier im Film wird deutlich die Nacht in der Hundinghütte gezeigt und auch sonst wird sehr schnell klar, das Ludwig eher Interesse am eigenen Geschlecht hatte. Hornig wird in der eigentlichen Verfilmung als sein Vertrauter dargestellt und ist selbst ein bildschöner Mann, der Ludwig vollkommen ergeben ist. 
Wer Ludwig II nicht kennt, wird in diesem Film auch vielmehr das Leben des Königs kennenlernen, sein Schaffen und Wirken in Bayern und einen Einblick in seine teilweise vom Wahnsinn geprägte Natur erhalten. Filmisch ist der Film eine Biographie, die ohne zu verblümen versucht ein wahrheitsgetreues Bild Ludwigs zu erschaffen ohne sich zu sehr auf Legenden zu stützen. Vielleicht ist das nicht unbedingt der Traumkönig, den man sich gerne vorstellt, aber es zeigt Ludwig wie er aller Wahrscheinlichkeit gewesen sein könnte.

Visconti zeigt geschickt auf, in welcher Lage sich Ludwig befindet und wie er mehr und mehr sich selbst verliert. Es gibt etliche Szenen, die deutlich  die homosexuelle Neigung des Märchenkönigs zeigen, Szenen, die kurz nach der Uraufführung 1972 herausgenommen werden mussten, da man dies in einem solchen Film nicht duldete. Erst die neu erschienene DVD-Fassung von 2001 enthält wieder die vollständige Fassung.
Insgesamt ist die DVD sehr lohnenswert. Allein die Darstellung Helmut Bergers macht diesen Film zu einem unvergesslichen Ereignis, welches Ludwig Fans unbedingt anschauen sollte. Die DVD enthält etliches Bonusmaterial, eine Dokumentation über Visconti, Trailer, Infos zu den Schauspielern. Nur der Ton lässt ein wenig zu wünschen übrig und ist die große Schwachstelle der neuen DVD.
Für Fans unbedingt zu empfehlen, Interessierte sollten zumindest einen Blick riskieren. Es ist ein sehr gutes filmisches Portrait Ludwig II. 

Wer mehr Interesse an Ludwig II hat, sich über seine Werke, Bauwerke und Geschichte erkundigen will, kann dies auf meiner Page “Kingdom of Dreams” tun. Ich würde mich freuen.

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