Dämonen über Luxemburg

Die Welt liegt ist nicht mehr das, was sie einmal war. Nachdem vor einigen Jahren auf unbekannte Weise das Tor zur Hölle aufgestoßen wurde, haben Dämonen und andere Kreaturen die Welt für sich erobert. Die wenigen Menschen, die dem Ansturm nicht zum Opfer gefallen sind, leben entweder in Angst und Schrecken, oder sie haben sich der Übermacht ergeben und arbeiten für die Höllenfürsten. Nur wenige Städte leisten Widerstand – unter ihnen Köln, die von ihrer Herrin Richmodis weitestgehend dämonenfrei gehalten wird. Die Werwölfin sorgt mit ihrem Rudel weitestgehend für Frieden und Ordnung. Auch Corbeau, ein alter Vampir lebt inmitten der Trümmer ein kümmerliches Dasein. Von dem ehemaligen Glanz und Wohlstand ist nicht mehr viel geblieben, lediglich ein alter, spartanisch eingerichteter Keller ist ihm geblieben. 
Eines Tages taucht Tankred, ein seltsamer junger Mann mit einem japanischen Schwert und einer Nachricht von Richmodis bei ihm auf. Die Werwölfin will ihn umgehend sprechen und obgleich Corbeau wenig für Werwölfe übrig hat, folgt er der Aufforderung und begleitet den Mann, der ihn offensichtlich nicht ausstehen kann. Richmodis hat eine gefährliche, aber auch wichtige Mission für den Vampir – gemeinsam mit Tankred soll er Richtung Luxemburg aufbrechen und dem freien Radiosender „Stimme der Hoffnung“ wichtige Ersatzteile bringen. Corbeau willigt schließlich ein und gemeinsam mit dem mürrischen, aber extrem kampferprobten Tankred macht er sich auf den Weg.
Mit einigen Problemen erreicht das ungleiche Duo die Schmiede, in denen sie ihren Kontaktmann treffen sollen. Der junge Techniker Jazz ist hocherfreut, dass die benötigten Ersatzteile wohlbehalten angekommen und die beiden Lieferanten auf ihrem Weg gleich noch fünf Hornteufel besiegt haben. Doch gerade als er seinen Freund Pir, der zusammen mit Martin den Radiosender am Laufen hält, informiert wird dieser von Dämonen angegriffen. Entsetzt werden sie über das Funkgerät Zeuge, wie Pir und Martin verschleppt werden – in die graue Zitadelle, die direkt in Luxemburg steht. Dort hat eine menschliche Protektorin, die dem Höllenfürsten Belial ihre Treue geschworen hat das Ruder an sich gerissen und plant eine öffentliche Hinrichtung der beiden Männer. Jazz ist wild entschlossen seine Freunde zu befreien und der von Hass zerfressene Tankred ist sofort mit von der Partie. Einzig Corbeau schließt sich ihnen widerwillig an, hat er doch Gefallen an Jazz gefunden, den er bereits vor der großen Apokalypse kurz kennengelernt hat. Ein wahres Selbstmordkommando beginnt, denn Luxemburg wird nicht nur von Dämonen überwacht, die Höllenfürsten haben auch ein ganz besonderes Interesse an Vampiren… 

Was geschah wirklich vor fünf Jahren und warum haben die Dämonen gesteigertes Interesse an Vampiren? Was verbirgt Tankred und was ist ihm widerfahren, das ihn so hasserfüllt und verbittert gemacht hat?

„Dämonen über Luxemburg“ ist nicht der erste Kurzroman, den Charlotte Engmann herausgebracht ist. Bei verschiedenen Verlagen liegen weitere Bücher oder Kurzgeschichtensammlungen vor. Mit „Dämonen über Luxemburg“ entführt sie den Leser in eine postapokalyptische Welt, die weinige Rollenspieler an eine Kombination aus Shadowrun und X-Men erinnern. Die Geschichte ist spannend und fesselnd erzählt und man ist als Leser sofort mitten im Geschehen. Teilweise sind die Actionszenen ein wenig schwer nachvollziehbar, doch insgesamt gelingt es ihr auch die Kämpfe plastisch zu beschreiben. Die Charaktere sind interessant und fallen angenehm aus der üblichen Heldenrolle. Tankred ist so verbittert und von Zorn beseelt, dass er kaum vertrauen fassen kann, was die Mission mit dem Vampir auf sehr wackelige Beine stellt. Corbeau ist zwar ein Vampir, jedoch hat er bis auf eine gewisse Langlebigkeit kaum die üblichen Vorteile, die das Vampirdasein allgemeinhin mit sich bringen sollte. Lediglich Jazz ist ein wenig blass, er entwickelt erst zum Ende hin eine gewisse Stärke.
Obwohl das Buch gerade einmal 165 Seiten umfasst, beantwortet die Autorin etliche Fragen, was wohl daran liegt, dass sie sich kaum mit unwichtigen Handlungszweigen aufhält. Es geht straff voran und innerhalb eines Kapitels passiert mehr als in manch anderen Romanen auf hundert Seiten. Dementsprechend findet der Leser wenig erotische Szenen in dem gesamten Werk. Bis auf zwei Kussszenen, konzentriert sich Charlotte Engmann auf die actionreiche Handlung, was gut ist. Eine wirklich erotische oder sogar romantische Szene hätte auch nicht zur Geschichte gepasst. Zwar endet das Buch offen und bietet somit Optionen auf eine Fortsetzung, doch das fällt nicht negativ ins Gewicht.


Der Schreibstil der Autorin ist solide, hier und da fallen einige Rechtschreibfehler auf, doch das stört nicht weiter. Charlotte Engmann hat einen flüssigen, packenden und vor allem sprachgewandten Stil. Man kann sich zudem die Orte und Gebäude sehr gut vorstellen, zumal etliche Beschreibungen auf realen Städten basieren und dementsprechend plastisch sind.


Insgesamt ist „Dämonen über Luxemburg“ zu empfehlen. Es ist spannend, actionreich und weicht sowohl durch die postapokalyptische Handlung, als auch durch die nicht stereotypen Charaktere ein wenig von der Norm ab. Ein wenig schade ist es, dass man das Buch so schnell gelesen hat, doch ansonsten sollten sich Fans von Sci-Fi, Dark Fantasy oder ungewöhnlichen Settings das Werk nicht entgehen lassen. Es lohnt sich.

 

Titel:

Dämonen über Luxemburg
Autor: Charlotte Engmann
Genre: SciFi, Fantasy, Drama
Verlag: Deadsoft Verlag, 2010
Preis: 12,80 Euro
ISBN: 978-3934442542
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