Mecklenburger Winter
Nicht
einmal der kälteste Winter und spiegelglatte Fahrbahnen können den Triathleten
und Sportfanatiker Kai davon abhalten sein tägliches Trainingsprogramm zu
absolvieren. Das endet eines Tages mitten in einer Schneewehe, als ihn der Wind
samt Fahrrad von der Straße drängt. Zum Glück hilft ihm der 17-jährige Leonard,
der Kais Missgeschick vom Auto aus beobachtet hat. Die beiden ungleichen Männer
lernen sich kennen und Kai, der offen schwul lebt, findet Gefallen an seinem
Retter. Dieser kann zunächst nichts mit den Avancen des Sportlers anfangen,
findet in Kai jedoch einen Freund, der für all seine Probleme ein offenes Ohr
hat. Und davon hat Leon dank seines homophoben Vaters eine Menge, da er aufgrund
seines schmalen Körperbaus permanent als Schwuchtel tituliert wird und dank der
Arbeit auf dem Reiterhof seiner Familie kaum Freunde hat. Aus diesem Grund gilt
seine ganze Aufmerksamkeit seinem Springpferd Bella, mit der er bereits einige
Turniere für sich entscheiden konnte.
Mit „Mecklenburger Winter“ legt die in der homoerotischen
Literatur bekannte und beliebte Autorin Chris P. Rolls ihren ersten
umfangreichen Roman vor. Waren ihre ersten Bücher lediglich 200-300 Seiten lang,
so erwartet den Leser hier ein 500 Seiten Schmöcker, der tief in die ländliche
Gegend Mecklenburgs entführt und deutlich zeigt, wie eng die Autorin mit der
Gegend verwurzelt ist.
Stilistisch kann „Mecklenburger Winter“ ebenfalls voll und ganz überzeugen. Der Roman lässt sich angenehm lesen und Chris P. Rolls Schreibstil ist flüssig, egal ob sie die winterliche Landschaft Mecklenburgs, die sportlichen Übungen und Wettkämpfe von Leon oder Kai oder die erotischen Spiele zwischen den beiden beschreibt. Dank ihres großen Wortschatzes wird es nie langweilig, auch wenn sich hin und wieder Wiederholungen (gerade, wenn es um Erklärungen einiger Begrifflichkeiten geht) und kleine Rechtschreibfehler einschleichen. Dafür hat sich die Autorin wirklich über das Reiten, den Triathlon und die sportlichen Fachbegriffe informiert und kann daher den Sportfanatiker Kai sehr gut in Szene setzen. Nur hin und wieder tauchen einige Ungereimtheiten auf (z.B. Kais Ernährung, die zwar leistungssportgerecht beschrieben ist, er aber zu Beginn zu oft zur Tiefkühlpizza greift), die den Leser stutzen lassen.
Insgesamt ist „Mecklenburger Winter“ ein sehr schönes, stimmungsvolles Buch, das durch seine realistischen Figuren und den fesselnden Schreibstil punkten kann. Die Geschichte bietet zwar nichts Neues, macht jedoch Spaß und neugierig auf andere Projekte von Chris P. Rolls, insbesondere da Charaktere aus anderen Romanen einen Gastauftritt in „Mecklenburger Winter“ erhalten. Wer realistische, alltägliche Bücher sucht und keine Probleme mit kitschigen und erotischen Szenen hat, sollte zugreifen. Es lohnt sich.
Like a Dream bedankt sich herzlich bei Chris P. Rolls für das Rezensionsexemplar.
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