Interview- Tanja Meurer
Name:
Tanja Meurer
Kontakt:
lysander1330@yahoo.de
Homepage:
http://www.tanja-meurer.de
Kunstform:
Zeichnen, Schreiben
Veröffentlichungen:
Alt genug! (2006, Papiertigerverlag), Begierde des Blutes (ab Winter 2007,
Plaisir D'Amour)
Da
du in Deutschland noch nicht so bekannt bist, stelle dich zunächst erst einmal
den Lesern vor.
Ich bin 34, gelernter Bauzeichner und arbeite nur nebenberuflich als
Illustrator und Comiczeichner.
Wie bist du zum Zeichnen gekommen?
Meine Mutter war Grafikerin und mein Großvater hat gemalt. Aber
insgesamt gesehen habe ich mit dem Zeichnen angefangen, weil ich es wollte. Es
gab nie irgendeinen Grund, ich wollte einfach immer Zeichnen.
Hast du Vorbilder, was das Zeichnen betrifft?
Ursprünglich meine Mutter und
Alphonse Mucha, vielleicht ein wenig Frank Miller, was das Tuschen betrifft,
aber unterdessen mache ich das was mir gefällt ohne mich an jemandem zu
orientieren.
Gibt es für die Charaktere deiner Geschichten auch reale Vorbilder?
Für die Geschichten teilweise ja, für die Comics nicht.
Für welche Charaktere gilt das?
Für die Geschichte Zwielicht gibt es für die 4 Hauptcharaktere 4 reale
Personen als Grundlagen, beispielsweise lag der Figur Friedrich mein Exfreund
Albert zu Grunde, ich selbst habe mich in der Figur des Gabriels dargestellt.
Ebenso ist der Charakter Marc meiner Freundin Sandra Lilje nachempfunden, Marius
ist von der Art her, wie Juliane. Die Geschichte Zwielicht ist übrigens auch in
einer Anthologie („Alt genug“) beim Papiertigerverlag erschienen.
Was ist deiner Meinung nach der gravierenste Unterschied zwischen Manga und
“westlichen” Comics und in welche Sparte würdest du dich einordnen?
Ich selbst würde mich in die westliche Richtung einordnen, mit Anlehnung
an frankobelgische Comics. Den großen Unterschied bei Mangas und Comics sehe
ich darin, dass die Mangas einfach auf Tempo gezeichnet sind und einfach sehr
billig produziert sind, während frankobelgische wesentlich hintergrundlastiger
und besser recherchiert sind. Zudem sind diese farbig und besser durchdacht, im
generellen aufwendiger, was mir mehr zusagt. Außerdem gibt es da nur die 2
Richtungen Karikaturismus und Realismus. Die amerikanischen Comics sind auch vom
Aufbau her wesentlich aufwendiger und dynamischer und in der Coloration
zumindest seit den 90er Jahren sehr gut. Über den Inhalt lässt sich streiten,
allerdings sind die Comics von DC Vertigo ziemlich gut (Sandman, Death…)
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Du zeichnest gerne Richtung Yaoi/ Shonen-Ai? Was ist der Reiz einen Manga
dieses Genres zu machen?
Die Thematik an sich eigentlich, der Reiz der Homoerotik an sich. Das
Shonen-Ai an sich interessiert mich eigentlich überhaupt nicht, es ist eher
verblümte Kitsch- Romantik, Sachen die man in der BRAVO Girl als Photoromane
lesen konnte. Bei mir geht allerdings alles mehr in Richtung reales Gaysex als
das romantisierte japanische Genre „Shonen-Ai“.
Also könntest du mehr mit Yaoi anfangen?
Na sicher, Shonen-Ai liegt mir gar nicht. Das bezieht sich natürlich
nicht auf typische PWP Stories, es sollte realistisch bleiben und eine gute
Story haben, die mitreißend ist und durchaus durchdacht ist. Ansonsten kann ich
mir auch Pornos im Fernsehen ansehen.
Kannst du Beispiele für solche Mangas nennen?
Die Finder Reihe von Yamane Ayano, ansonsten keine Mangas, sondern eher
die frankobelgischen Comics, wie z.B. „Dorian“. Das ist eine moderne Fassung
des Buches von Dorian Gray (Oscar Wilde). In dem Fall ist Dorian ein Stricher,
die Funktion des Gemäldes übernimmt eine Holzpuppe.
Dein erster erotischer Manga wird ja nun nicht in Richtung Yaoi gehen? Würdest
du gerne in Zukunft etwas in dieser Sparte veröffentlichen oder arbeitest du
schon an etwas?
An einem Comic direkt arbeite ich noch nicht, aber es ist angedacht einen
Fantasy Yaoi Comic für ein Magazin von Daniel Gehrike zu gestalten.
Wie kam es zu der Arbeit an “Begierde des Blutes”?
Buchmesse 2005. Nina Behrmann und Jennifer Schreiner kamen auf einige
Zeichner des ARS Standes zu und warben für den Plaisir D’Amour Verlages, in
dem Falle für die Comicumsetzung einiger Romane. Christina Bäumerich und mich
haben sie dann letztendlich dafür bekommen.
Worum geht es in Begierde des Blutes?
Es ist ein sehr erotischer Vampirroman, der in 2 Zeitebenen spielt-
Rokoko und Gegenwart. Die Geschehnisse der Gegenwart basieren auf den
Ereignissen, die in der Vergangenheit (1783) passiert sind und durch Intrigen,
Mord und Verwechslung gerät eine junge Frau in die Fänge eines mächtigen sehr
alten Vampires, der der Führer der Loge Condanato ist.
Wie gefällt dir der Roman? Kannst du ihn empfehlen?
Leute die sehr explizite erotische Geschichten mögen, werden den Roman
auf alle Fälle bevorzugen. Ich persönlich finde den Inhalt schon ziemlich gut,
aber vieles vom Inhalt im Hintergrund könnte noch stärker ausgebaut werden,
denn das was der weibliche Hauptcharakter im Hintergrund erlebt einfach so
tragend ist, dass es in einem noch umfangreicheren Stil einfach noch schöner wäre.
Wird es vielleicht auch die anderen beiden Bände der Trilogie von dir als
Manga zu kaufen geben?
Kann ich momentan noch nicht sagen, das hängt von der Verlagsleiterin
ab.
Wie eng ist die Zusammenarbeit mit einem Verlag? Hast du Freiheiten beim
Zeichnen, oder musst du dich eng an die Vorgaben der Redakteure halten?
Ich habe in dem Falle die Freiheiten, die mir die beiden Autorinnen
geben. Natürlich muss ich mich an einige Anweisungen halten, so wurde z.B.
einer der Hauptcharaktere optisch angepasst und entsprechend verjüngt, um ihn
reizvoller für die Leserschaft zu machen.
Wie schnell zeichnest du? Wie lange
brauchst du für eine Mangaseite?
Für eine skizzierte Seite brauche ich 1-2 Stunden, für eine fertige
Seite brauche ich insgesamt 2 Tage, für die komplette Tuschearbeit und die
Rasterung.
Zeichnest du nur Comics?
Nein, ich illustriere auch Romane, mache Cover für Magazine und
Fantasykarten und verschiedene Auftragsarbeiten und Portraitbilder. Ich zeichne
im generellen seit ca. 10 Jahren nach Wunsch und Vorgabe, habe auch schon ein
Kinderbuch illustriert.
Sind bereits Werke von dir erschienen bzw. hast du Erfolge zu verbuchen?
Im Eigenverlag erschienen Comics, so z.B. „Dreams and Nightmares“ und
die Mangaspot 1 und 2. Hinzu kamen Illustrationen für die Romane Purpurfalter
und Mondkuss, das Cover zu einer Ausgabe der Elfenschrift und verschiedene
Illustrationen für den Legendensänger.
Du zeichnest ja nicht nur, sondern schreibst auch Fantasy- oder Horror/Mystery-
Romane. Gibt es Erfolge, die du als Autor verzeichnen kannst?
Herausgekommen sind einige Sachen im Legendensänger, in der Animania
Sonderausgabe erschien einmal eine Kurzgeschichte, dann natürlich die
Geschichte Zwielicht beim Papiertigerverlag nach der gewonnenen Ausschreibung
und auch die Veröffentlichung der Geschichte Blutmond in Irrestistible
Temptation.
Hast du auch Pläne in Zukunft Romane zu veröffentlichen oder konzentrierst
du dich auf’s Zeichnen?
Die Verlagsleiterin des Plaisir D’Amour Verlages trat an mich heran und
bat darum, dass ich ursprünglich einen Vampirroman für den Verlag schreibe,
hat es dann aber in ein Romanprojekt mit mehreren Autorinnen umgesetzt, in dem
jede von uns ein Buch schreibt.
Welche Genres umfassen deine schriftstellerischen Arbeiten?
Zumeist Mystery, Fantasy, Horror, alles was eigentlich einen kleinen Tick
außerhalb der Realität läuft.
Wenn du zwischen Schreiben und Zeichnen wählen müsstest, für was würdest
du dich entscheiden?
Ich könnte mich bis heute nicht entscheiden, für mich ist es
gleichwertig und noch könnte weder ohne das eine, noch ohne das andere. Mein
Kopf ist permanent voller Ideen.
Was machst du in deiner Freizeit?
Welche Freizeit? ;) Meine Wohnung sauber, meine Tiere versorgen und ansonsten
Zeichnen und Schreiben. Da ich noch regulär arbeite, bleibt da leider kaum Zeit
für anderes, da ich den Comic nebenbei zeichne.
Wie sind deine Pläne für die Zukunft?
Überleben ;) Schlicht und ergreifend so viel wie möglich daran zu
arbeiten, dass ich besser und schneller werde und immer weiter in Richtung
Grafik und Kunst komme, allerdings wird das ohne meinen normalen Job nicht
funktionieren. Zu meinem Glück liebe ich meine normale Arbeit, die ja im Bau-
Bereich angesiedelt bin. Damit bin ich ja seit meiner Ausbildung als Bauzeichner
tief verwurzelt.
Möchtest du sonst noch etwas sagen?
Glaubt ja nicht, dass Comiczeichnen so einfach ist, man braucht entweder
reiche Eltern, die einem die Möglichkeit dafür gibt, den ganzen Tag zu
zeichnen, oder einen Job der entsprechend viel abwirft. Nur vom Comiczeichnen,
kann kein Mensch leben
Vielen Dank für das informative Gespräch.
Bildcopyright:
Die im Zusammenhang mit diesem Artikel verwendeten Bilder und Coverscans
unterliegen dem Copyright von Tanja Meurer.
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