Oscar WildeDie "Oscar Wilde" Verfilmung mit Stephen Fry stammt aus dem Jahre 1997 und ist die Umsetzung der Biographie Oscar Wildes von Richard Ellmann aus dem Jahre 1989. Die Biografie gewann etliche Preise und auch der Film konnte einige Filmpreise und Nominierungen erringen. Für Stephen Fry ist es sein erster Auftritt in einer Hauptrolle und von der Kritik wurde der Film weitestgehend positiv aufgenommen.
Bei der Eröffnungsfeier zu Wildes Stück "Lady Wintermere's Fächer" lernt der erfolgreiche Autor zum ersten mal den schönen jungen Lord Alfred Douglas kennen, der von allen Bosie genannt wird. Wilde beginnt sich mit Bosie zu treffen und gemeinsam beginnen sie eine geheime Liebelei, die jedoch dank Bosies exzessiver Lebensweise und Geltungsdrang Wilde immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Die Gesellschaft beginnt über die Beziehung der beiden zu spekulieren und auch Constance erfährt, dass Wilde immer öfters in Begleitung junger Männer gesehen wird. Zudem versucht Marquis Queensberry, Bosies Vater, die Beziehung zwischen Wilde und seinem Sohn zu unterbinden, teilweise beschimpft er Wilde sogar auf offener Straße. Als sich Bosies Bruder bei einem Jagdausflug erschießt, sinnt der junge Mann auf Rache, da er Queensberry beschuldigt seinen Bruder in den Tod getrieben zu haben. Wilde sichert ihm seine Unterstützung zu und als Queensberry Wilde seine Visitenkarte mit dem Zusatz "für Oscar Wilde, posierender Sodomit" zukommen lässt, sieht Bosie seine Chance. Er überredet Oscar dazu seinen Vater wegen Verleumdung anzuzeigen und obwohl Robbie versucht seinen Freund davon abzuhalten, willigt Wilde ein. Doch der Prozess verläuft anders als geplant, denn als Queensberry freigesprochen wird, muss sich plötzlich Oscar Wilde vor Gericht wegen Unzucht verantworten. Und gerade Bosie scheint ihm dabei das Genick zu brechen...
Der Film "Oscar Wilde" lebt eindeutig durch die Schauspieler und bietet ein imposantes und sehr emotionales Werk, das sehr nah an der Realität gewesen sein dürfte. Mit Stephen Fry hat man nicht nur einen sehr charismatischen und talentierten Schauspieler gefunden, meiner Meinung nach sieht er Oscar Wilde wirklich ähnlich. Es gelingt ihm die inneren Konflikte Wildes und seine Probleme glaubhaft herüberzubringen, doch auch die anderen Schauspieler machen ihre Sache gut. Jude Law ist perfekt für die Rolle des Bosies und auch Constance ist passend besetzt. "Oscar Wilde" beschränkt sich teilweise etwas zu sehr auf die Homosexualität Wildes, doch andererseits bleibt in dem fast zweistündigen Film auch kein Platz für eine thematische Abhandlung seiner literarischen Werke. Nur teilweise wird mit angeschnitten an welchen Stücken und Romanen er geschrieben hat, doch insgesamt hat man mehr Wert auf die Beziehung zwischen Wilde und Bosie gelegt, ebenso auf Wildes Gerichtsverhandlung und seine Entwicklung. Dennoch ist das nicht unbedingt verkehrt, da diese Epoche aus Wildes Leben ungemein interessant und faszinierend ist, war Oscar Wilde doch wegen der Prozesse und seines Rufes maßgeblich mit an dem Bild des stereotypen Schwulen in der Öffentlichkeit verantwortlich. Extravaganz, elegantes Auftreten und ein gewisses künstlerisches Verständnis gelten sogar heute noch als Inbegriff der Homosexualität.
Insgesamt ist "Oscar Wilde" ein Muss für alle Fans des exzentrischen Ausnahmekünstlers. Brian Gilbert ist ein faszinierendes Portrait des Autoren gelungen und durch die phantastische schauspielerische Leistung Frys wird der Film ungemein aufgewertet. Es gibt einige angedeutete erotische Szenen, die jedoch an passenden Stellen eingebaut sind, zudem hat man das Gefühl Oscar Wilde sei für wenige Momente zum Leben erwacht. Wer historische Filme und gehobenere Dramen mag, wird Oscar Wilde lieben, insgesamt wird wohl kaum ein Fan schwuler Filmkunst an diesem Werk vorbei kommen...
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