Touch of Pink

Der junge Alim führt ein unbeschwertes und gesichertes Leben fernab von Indien und seinen in Toronto lebenden Verwandten. In dem Londoner Viertel Kensington hat er sich ein Leben aufgebaut, arbeitet als Standbildphotograph beim Film und hat in Giles seine große Liebe gefunden. Lediglich sein unsichtbarerer Begleiter, der Geist Cary Grants, sorgt für eine gewisse Abwechslung, sei es nun in Form von spitzen Kommentaren oder Filmdiskussionen.
All das ändert sich, als Alims Cousin heiraten möchte und Alim nicht nach Toronto fliegen kann, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Seine konservative Mutter Nuru, die diese Einstellung weder verstehen, noch billigen will, reist kurzerhand nach London, um ihren Sohn zu besuchen und ihn von den Vorteilen einer Heirat zu überzeugen. Denn eins steht fest- Nuru ist eifersüchtig auf das Glück ihrer Schwester, die ihren Sohn endlich unter der Haube hat und von dem nicht gerade geringen Vermögen der neuen Schwiegertochter profitiert. Alim ist entsetzt und so wird kurzerhand Giles zum Untermieter degradiert, der all das über sich ergehen lässt, um Alims Familie endlich kennen zu lernen. Doch Nuru ist wenig begeistert von Giles, den sie als Störfaktor ansieht und während eines Besuches von Giles’ kleiner Schwester, schlägt Cary Grant vor diese als Alims Verlobte auszugeben, um endlich für ein wenig Ruhe zu sorgen.

Alim willigt völlig überfordert ein, verletzt damit jedoch Giles, der insgeheim gehofft hat, Alim würde sich die Zeit nehmen, mit seiner Mutter zu reden und sich zu outen. Die Charade funktioniert nicht lange und Alim ist zu aufgebracht, um sich für den richtigen Weg zu entscheiden.

Während Alim arbeiten ist, beschließt Giles Nuru die Stadt zu zeigen und erstmals offenbart sie mehr von sich und erzählt Giles viel über sich und ihre Jugend. Sie freunden sich an, sehr zum Verdruss von Alim, der Hin- und Hergerissen zwischen Giles Forderung nach der Wahrheit und Cary Grants gutgemeinten Ratschlägen steht. Als er schließlich Nuru offenbart, dass Giles sein Lebensgefährte ist, bricht für Nuru eine Welt zusammen. Sie reist überstürzt zurück nach Toronto, doch auch Giles ist mit dem Ausgang der Geschichte nicht zufrieden. Nach einem Streit verlässt er Alim und dieser beschließt seiner Mutter zu folgen und endlich für Klärung zu sorgen…

 

Das kommt einem doch bekannt vor? Wer „Das Hochzeitsbankett“ gesehen hat, dem werden überraschend viele Parallelen auffallen, insbesondere was die gesamte Grundidee anbelangt. Sind es bei Ang-Lee jedoch Chinesen, so ist es bei Regisseur Ian Iqbal Rashid Indien. So wird natürlich auch eine jeweils andere Kultur beleuchtet, was dafür sorgt, dass sich die Filme doch nicht so sehr gleichen, wie zu Beginn gedacht. „Touch of Pink“ ist durchaus lustig und amüsant, doch gerade in der zweiten Hälfte des Films wird mehr Augenmerk auf die Hintergrundgeschichte und die Abgründe der Familie selbst gelegt. Alim und seine Mutter erhalten hierbei besonders Tiefgang, da sie im Zentrum stehen und gerade ihre Beziehung zueinander sehr ausführlich und sensibel behandelt wird.
Zum ersten Mal steht nicht wirklich das homosexuelle Paar im Vordergrund, sondern Mutter und Sohn, die mehr als ein paar Familienprobleme zu bewältigen haben. So wirken Giles und einige andere Randcharaktere wirklich wie Beiwerk. Lediglich Cary Grant und seine zynischen, bissigen Kommentare sorgen für die notwendige Würze, auch wenn Alim es im Grunde ihm zu verdanken hat, dass soviel schief läuft.


Kyle MacLachlan spielt dabei sehr überzeugend den Cary Grant, besonders weil er diesem sogar wirklich ähnlich sieht. Ohne ihn wäre „Touch of Pink“ farblos und langweilig. Jimi Mistry spielt den Alim überzeugend, lediglich die Szenen mit Giles wirken ein wenig hölzern, da hier das Gefühl zwischen den beiden Schauspielern fehlt und es ihnen nicht gelingt das homosexuelle Liebespaar zu spielen. Dafür legt Suleka Mathew als Nuru eine überzeugende Leistung als verzweifelte, kulturvernarrte Mutter ab, die zumeist jeden anderen in den Schatten stellt.


Insgesamt ist „Touch of Pink“ eine nette Coming-Out Geschichte für nebenbei. Die Geschichte ist nicht neu, das Spiel mit Kultur und Tradition auch nicht unbedingt, aber dank Suleka Mathew und Kyle MacLachlan hat man doch viel zu lachen und bekommt einen recht spritzigen Film geboten. Zwar schwächeln die Hauptcharaktere, doch wer nicht soviel Wert auf die homoerotische Komponente legt und sich ein wenig auf die Rahmenhandlung konzentriert, bekommt einen  überraschend tiefgründigen Film geboten.


Für Fans der lockeren Unterhaltung und zynischen Sprüche zu empfehlen- wer Drama, Romantik und Erotik haben möchte, sollte sich eher nach anderen Gay-Movies umsehen…

 

Titel:

Touch of Pink
Produktionsjahr: 2003
Land: USA
Genre: Comedy
Dauer: 87 Minuten
Schauspieler: Jimi Mistry, Kyle MacLachlan, Kristen Holden-Reid 
Regie: Ian Iqbal Rashid 
Preis: 12.99 Euro
Bestellen: Amazon

 

Bildcopyright:
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