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Ruf mich bei deinen Namen
„Ruf mich bei deinem Namen“ stammt aus der Feder André Acimans, der mit einer
sehr bildgewaltigen und poetischen Sprache über die erste Liebe und die damit
vebundenen Probleme schreibt. Elio ist dabei Perspektivträger. Alles wird aus
seine Sicht erzählt, so dass der Leser auch die Verwirrung des jungen Mannes
hautnah miterlebt und einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt des Protagonisten
erhält. Trotzdem bleibt der Charakter unerwartet blass und nur schwer
nachvollziehbar. Vielleicht liegt das an seiner Verliebtheit, den verqueren
Gedanken, mit dem er sich beschäftigen muss, oder seine eigenen Unfähigkeit auf
andere zuzugehen. Oliver ist in dieser Beziehung ähnlich, so dass es dem Leser
schwer fällt den beiden Charakteren zu folgen. Das Spiel wird in die Länge
gezogen, insbesondere da Elio bei seinen Erzählungen in den Zeitebenen springt,
so dass man schnell den Überblick verliert. Es mangelt an Kontinuität und damit
wird es schnell langweilig. Es passiert im Grunde sehr wenig und das was
passiert wird dank Elios Gefühlschaos so durcheinander erzählt, dass man vieles
nur schwer nachvollziehen kann. Der Handlungsbogen ist langatmig und
unausgereift, die Charaktere entwickeln sich zwar, jedoch erst in dem Epilog,
als Jahrzehnte vergangen sind und nicht während ihrer Beziehung.
Sprachlich ist der Roman wirklich gut. André Acimans Roman hat eine sehr ausgereifte, bildliche Sprache, die den Leser mitreißt und das sommerliche Italien hautnah erleben lässt. Auch die inneren Monologe Elios sind sehr gut umgesetzt (nur eben zu langatmig und als Stilmitte zu oft eingesetzt). Es gelingt ihm die Verwirrung der ersten Liebe, insbesondere da sie homoerotisch ist, sehr einfühlsam umzusetzen, ohne jemals zu romantisch oder kitschig zu werden. Zudem entsteht eine Geschichte, die sich nicht auf die Problematik Homoerotik konzentriert, sondern allgemein zwei verliebte Menschen ins Zentrum stellt, was er auch sehr oft dadurch unterstreicht, dass er nicht von Männern, sondern von Menschen spricht.
Insgesamt ist „Ruf mich bei deinem Namen“ Geschmackssache. Wer geradlinige
Bücher und einen festen Handlungsbogen mag, sollte vielleicht erst einen Blick
in das Buch werfen, bevor er es sich holt. Wer keine Probleme mit Symbolik,
inneren Monologen und sehr langatmigen Szenen hat, und wer das Hin und Her von
zwei Männern mag, die um sich herumschleichen, wie Katzen, dem wird Acimans Buch
sicherlich gefallen. Sprachlich gibt es nicht viel zu meckern, doch wirklich
viel Handlung sollte man nicht erwarten. Letztendlich ist es ein Werk über die
erste Liebe, in dem der Leser die Verwirrung, das Begehren und die
Verletzlichkeit aus Sicht eines jungen Mannes mitbekommt, die manchmal ein wenig
zu schwer nachvollziehbar ist…
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