Narziß und Goldmund

Im Kloster Mariabronn lernen sich die beiden jungen Schüler Narziß und Goldmund kennen. Während Narziß vollkommen der geistlichen Welt, des Lernens und Betens zugehörig ist, ist Goldmund in seiner wahren Natur ein Künstler, Freidenker und Weltenbummler. Doch zunächst versteckt sich Goldmunds Natur hinter dem, von Goldmunds Vater geprägten, Ziel Mönch zu werden, eine Berufung die Narziß nicht unterstützt und der seinem Freund im Laufe der Zeit hilft zu sich selbst zu finden und sich an seine “Mutter” zu erinnern, die er als kleiner Junge vergessen und verleugnet hat. Beide jungen Männer verbindet eine außergewöhnliche Freundschaft, die sich besonders von Seiten Narziß’ sehr schnell vertieft und auch Goldmund hegt tiefe Gefühle und Bewunderung für seinen Freund. Als Goldmund die weltlichen Freuden entdeckt und erkennt, was wirklich sein Herz begehrt, kehrt er der Welt des Gebetes und der Askese den Rücken und zieht hinaus in die Welt, um frei zu sein und dem unbändigen Ruf seiner Mutter zu folgen, die sinnbildlich für das freie Leben steht. Sein Weg führt ihn von Frau zu Frau, Dorf zu Dorf und Stadt zu Stadt. Er lernt über viele Jahre hin die Reize des Lebens und der Wollust kennen, gibt sich dem unendlichen Spiel der Welt hin und lässt sich treiben. Goldmund findet kurze Zeit Erfüllung in der Kunst der Bildschnitzens und fertigt seine Meisterarbeit an- eine Statur von Narziß, als Jünger Johannes dargestellt. Doch nach Fertigstellung der Statur ist auch die Kunst nicht die Erfüllung seines Lebens und er begibt sich erneut auf Wanderschaft. 


Von seinem unbändigen Drang nach Freiheit und dem Ruf seiner “Mutter” folgend durch die Welt getrieben, gerät Goldmund in erhebliche Bedrängnis, als er nächtens bei einem Grafen einsteigt um sich mit dessen Liebster zu treffen. Als Dieb und sogar zum Tode durch den Galgen verurteilt, trifft er in dieser Stunde der Not Narziß wieder, der nicht nur Pater geworden ist, sondern auch Abt des Klosters Mariabronn und dem Sünder die Beichte abnehmen soll. Der junge Mann hilft seinem alten Freund und obgleich Jahre zwischen ihnen stehen und sie unterschiedlicher nicht sein könnten, flammt die alte tiefe Bewunderung und Liebe der beiden erneut auf. 


Hermann Hesse schrieb mit Narziß und Goldmund ein Werk, welches für seine Werk beachtliche Interpretationsmöglichkeiten offen lässt. Nicht selten wird dem Autor selbst eine bisexuelle Neigung nachgesagt und diese Problematik scheint sich in “Narziß und Goldmund” wiederzufinden. Hesse umschreibt in sehr poetischen und ausschmückendem Sprachstil die Geschichte eine Freundschaft, die unverkennbar stark an der Grenze zu tiefer Liebe wandert. Er schafft es den Leser mit Satzkonstruktionen und Gedanken der Protagonisten zu fesseln und die gesamte Geschichte hindurch zieht sich der rote Faden um die Gefühle der beiden gegensätzlichen Männer zueinander hin. Doch vermag Hesse mehr als nur die Komplexität einer solch, für die mittelalterliche Zeit, undenkbaren Beziehung zu beleuchten, sondern lässt den Leser an der Entwicklung eines Charakters teilhaben und an den Gedankengängen eines Künstlers. Der Begriff “Mutter” ist hierbei sinnbildlich zu sehen udn lässt sich mit Kunst und dem freien Leben an sich gleichsetzen, während Hesse das Vaterbild gerne für das Geistliche und das Geordnete gleichsetzt. 


Goldmunds Weg und Leben, seine Art Dinge zu sehen und die Kunst zu Entdecken, gleicht einer Hommage an die Kunst selbst, ihrem Wesen und Wirken und gibt einen tiefen Einblick in die Welt der Künste, ohne auf gängige Konventionen zu achten. Es ist ihm dadurch gelungen ein inspirierendes Werk zu schaffen, das den Leser auffordert zwischen den Zeilen zu lesen und über die verschiedenen Aspekte der Erzählung nachzudenken.


Homoerotisch gesehen ist “Narziß und Goldmund” geprägt von Andeutungen, die man teilweise offen geschrieben findet, teilweise selbst entdecken muss. Zwar sagen Narziß und Goldmund einander öfters was sie empfinden und wie sehr sie einander lieben, doch Hesse setzt es geschickt mit dem Freundschaftsaspekt der beiden gleich, so dass der Leser verschiedene Wege gehen kann, um die Geschichte zu interpretieren. Dennoch wird gerade am Ende der Erzählung deutlich, was die Beiden füreinander empfinden.

 

Titel:

Narziß und Goldmund
Autor: Hermann Hesse
Genre: History
Verlag: unterschiedlich, zumeist Suhrkamp 
Preis: ab 6.00 Euro
ISBN: 351845854X  
Bestellen: Amazon