Noahs Kuss... plötzlich ist alles anders

Pauls Leben ist einfach und beinahe perfekt – obgleich er schwul ist, hat er nie mit Vorurteilen kämpfen müssen, seine Familie nimmt seine sexuelle Einstellung sehr locker, er hat in Tony einen besten Freund und in Joni die perfekte Freundin. Auch die Stadt und die extrem liberale Schule (an der sogar Drag Queens aufdrehen können) macht keine Probleme, wählt ihn sogar zu ersten schulen Schulsprecher. Nur mit der Liebe hapert es ein wenig, da sein letzter Freund Kyle ihn ziemlich brutal verlassen hat und anschließend so einige Gerüchte über ihn in die Welt setzte.
Sein absolut normales Leben wird auf den Kopf gestellt, als er Noah begegnet. Noah ist zwei Jahre älter, ist neu in der kleinen Provinzstadt und auf einer Tanzveranstaltung in der Bücherhandlung funkt es gewaltig zwischen ihnen. Plötzlich hat Paul nur noch Augen für Noah und nachdem Paul mit Hilfe seiner Freunde die halbe Suche nach Noah abgegrast hat, trifft er ihn endlich wieder. Die beiden lernen sich kennen und die Chemie stimmt – sie verstehen sich wortlos, haben dieselben Interessen und ihre Gefühle füreinander wachsen tagtäglich.
Doch dann taucht Kyle wieder auf und macht erste Annäherungsversuche, im Paul wieder für sich zu gewinnen. Paul ist auf der einen Seite alles andere als begeistert, auf der anderen weiß er, dass Kyle jemanden zum reden braucht, da dieser erst jetzt erkennt, wie viel ihm Paul bedeutet. Zudem steckt Kyle mitten in einer Identitätskrise und erkennt, dass er bisexuell ist, damit aber schwer umgehen kann. Paul bietet sich als Zuhörer an und schließlich kommt es zu einem Kuss zwischen beiden.
Dumm nur, dass Noah am nächsten Tag davon weiß und sehr verletzt ist, da er selbst etwas Ähnliches in einer vorherigen Beziehung erlebt hatte. Es kommt zum Bruch und es liegt an Paul alles daran zu setzen, Noah wieder für sich zu gewinnen…


Doch nicht nur Paul hat mit Problemen zu kämpfen. Sein bester Freund Tony leidet immer mehr unter dem strengen Regime seine Eltern. Tony ist nicht nur schwul, seine Eltern sind auch streng gläubig, was dafür sorgt, dass er kaum Luft zum atmen hat und Paul sich komplett verstellen muss, um Tony zu besuchen. Auch Joni erlebt ihre ganz eigene Persönlichkeitsveränderung – nachdem sie sich in Chuck verliebt hat, scheinen sich all ihre Weichen gegen sie zu stellen. Paul kann Chuck nicht ausstehen und versteht nicht, wieso Joni auf einmal mit dem Footballer zusammen ist, zumal ihre Freundschaft darunter leidet. Die Drag Queen Infinite Darling ist ebenfalls entsetzt, hat Chuck sie doch einst angegraben und nach einer Abfuhr ihrerseits richtig runter gemacht. Doch Joni ist glücklich und es fällt ihnen schwer, sie davon abzubringen, im Gegenteil. Pauls Freundschaft zu ihr steht auf einmal bedenklich auf der Kippe…

„Noahs Kuss… und plötzlich war alles anders“ ist ein Jugendbuch, das sehr einfach und seicht gestrickt ist. Es ist etwas für zwischendurch, was man liest, ohne sich großartig Gedanken machen zu müssen. David Levithan hat das Setting ganz bewusst in eine fiktiv wirkende Welt gelegt, in der es kaum Probleme für den Helden Paul gibt. Die Schule ist so liberal, dass sogar der beste Quaterback des Football-Teams als Drag Queen durch die Gegend läuft und es noch einen Haufen anderen skurriler Persönlichkeiten gibt. Es wimmelt nur so von Homosexuellen, Transsexuellen und Bisexuellen und niemand scheint sich daran zu stören. Intoleranz, Ignoranz, Aggressivität und die typischen Coming-Out Probleme kommen gar nicht vor und wenn dann wird die Thematik nur leicht angeschnitten. Zudem hat Paul einen immens großen Freundeskreis, ist beliebt und seine Familie ist wie eine Bilderbuchfamilie.
Damit gelingt es dem Autoren sich voll und ganz auf den Protagonisten Paul zu konzentrieren und seine kleine Problemwelt zu beleuchten. Dass diese Probleme nicht anders sind, als bei anderen 16-Jährigen, ganz gleich welchem Geschlecht sie zugetan sind, ist logisch. „Noahs Kuss“ ist damit wirklich seicht und man braucht nur wenige Stunden, um das Buch zu lesen. Dennoch macht es Spaß – da man unerwartet tief in die Geschichte eintaucht, was wahrscheinlich daran liegt, dass etliche Punkte trotz der übertriebenen Ausarbeitung Richtung „perfekte Welt“ recht realistisch sind und man Pauls Handlungen gut nachvollziehen kann.
Zum Ende hin wird es arg kitschig, so dass Fans von rosakitschigen und romantischen Boys Love- Mangas durchaus zugreifen können. „Noahs Kuss“ ist in vielen Punkten so fernab der Wirklichkeit wie die Geschichten der Mangas und Novels aus Japan.


Der Schreibstil ist leicht und jugendlich, was sich besonders in der unkonventionellen Sprache der Jugendlichen und den Beschreibungen Pauls zeigt. David Levithan hat die Ich-Perspektive gewählt und man durchlebt die kurze Episode aus Pauls leben komplett aus seiner Sicht. Dadurch lernt man Paul sehr gut kennen und er ist durchaus ein sympathischer Charakter.


Insgesamt ist „Noahs Kuss… und plötzlich war alles anders“ ein nettes Buch für Zwischendurch und alle die romantische Jugendbücher und Boys Love Mangas mögen. Wer keine Lust mehr auf die typischen Coming-Out Geschichten hat, ist mit diesem Buch gut bedient, auch wenn es durchaus mehr hätte sein können, da die Welt, in der das Buch spielt, einfach zu simpel und perfekt ist. Wer darüber hinwegsieht, dem steht einem lustigen und kurzweiligen Lesevergnügen nichts gegenüber…

 

Titel:

Noahs Kuss... plötzlich ist alles anders
Autor: David Levithan
Genre: Alltag, Romance
Verlag: cbt, 2011
Preis: 6,99 Euro
ISBN: 978-3570307199
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