Only words
Als
die deutschen Truppen die polnische Stadt Swinemünd besetzt haben, änderte
sich mehr als nur der Name des Ortes. Koby ist einer der wenigen, der sich nicht
vertrieben ließ sondern immer noch versucht sein Leben halbwegs normal
weiterzuleben. Nachdem die Truppen die Kirche geschlossen und das
Priesterseminar, an dem Koby teilnahm, in eine normale Schule umgewandelt
hatten, musste Koby bei einer ansässigen Familie unterkommen und geht seither
normal zur Schule, um zumindest seine schulische Laufbahn zu beenden.
Und in diesen
Tagen ist es ausgerechnet der brutale und aufmüpfige Oskar Keplar, der Kobys
Herz höher schlagen lässt. Der junge Mann ist gerade erst der Hitlerjugend
beigetreten und macht keinen Hehl daraus, öffentlich gegen Koby und seine
Landsmänner zu wettern. Doch gerade das zieht den jungen Priester fast magisch
an, fantasiert er jedoch immer wieder davon von jemandem dominiert zu werden. So
endet jeder Zwischenfall der Beiden in einem feuchten Traum Kobys und schließlich
sagt Oskar Koby ins Gesicht, dass er ihn irgendwann einmal
flach legen will.
Allein diese Ankündigung sorgt schon dafür, dass Koby dmait beginnt Oskar zu
verfolgen und schließlich beordert der narbengesichtige Oskar den jungen Mann
zu einer verlassenen Hütte am Stadtrand. Dort erfährt Koby nicht nur mehr über
Oskar, zum ersten Mal gehen auch seine Träume in Erinnerung, ist Oskar doch
genauso dominant und unnachgiebig, wie er es sich immer enttäuscht hat. Als
Koby jedoch am nächsten Morgen aufwacht, erwartet ihn der Schock seines
Lebens…
„Only Words“ ist ein auf eine ganz eigene Art und Weise düsterer und ernste
Manga. Er ist nichts für zarte Gemüter und es wird keinerlei Zeit für
Romantik, Gefühle oder Happy End verschwendet. Das beabsichtigt der Manga auch
gar nicht, es geht einzig und allein um Koby, der ganz eindeutig ein Sub ist,
jemand der bei SM-Spielen den devoten Part
übernimmt. Oskar ist auch nicht als sein ewig währender Partner konzipiert,
sondern markiert lediglich den Anfang von Kobys sexuellem Leben. Das wird
besonders im Nachwort deutlich, in dem Tina Anderson ausführlich erzählt, was
eigentlich noch alles mit Koby hätte passieren sollen. Es ist schade, dass
lediglich der Anfang der Geschichte als Manga umgesetzt wurde, doch da die Künstlerin
Caroline Monaco keinerlei Yaoi- Geschichten mehr zeichnen möchte, ist eine
Fortsetzung wohl ausgeschlossen.
Die
Zeichnungen wirken auf den ersten Blick sehr grob, auf den Seiten dominieren
wenig Panele, Nahaufnahmen von Gesichtern und einem allgemein düsteren
Gesamtbild. Die dicken Outlines und die verhältnismäßig großen Raster verstärken
diesen Eindruck noch, doch hat man sich erst mal an die Zeichnungen gewöhnt,
ist der Stil unheimlich dynamisch und faszinierend anders. So ganz mag ich den
Comic gar nicht dem Bereich Manga zuordnen. Er ist vielleicht schwarz/weiß
gehalten, jedoch sprechen die Geschichte selbst und die amerikanisch wirkenden
Zeichnungen deutlich dagegen.
Jeder der die typisch romantischen BL- Mangas mag und auf die typischen Bishonen
und niedlichen 08/15 Charaktere nicht verzichten will, wird „Only Words“
weniger gefallen. Wer jedoch eine ernste, historisch düstere Geschichte mag und
dabei nichts gegen Dominanz, SM und Unterwerfung hat, sollte unbedingt einen
Blick in „Only Words“ werfen. Er bekommt ein einzigartiges Werk präsentiert,
dass sich nicht hinter den typischen BL- Mangas verstecken muss, sondern sich
wunderbar von der breiten Masse abhebt und zeigt, dass es wirklich an der Zeit
ist andere Wege zu gehen und einen Blick über den Tellerrand zu riskieren.
Like
a Dream bedankt sich beim "The Wild Side Verlag" für die
Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Titel:
|
Only Words |
Zeichner/ Autor: |
Caroline Monaco/ Tina Anderson |
Genre: |
History, Drama, BDSM |
Verlag: |
Carlsen, 2009 |
Preis: |
10,90 Euro |
ISBN: |
97978-3-939484-12-7 |
Bestellen: |
Amazon
oder Lemonshop |
Bildcopyright:
Die im Zusammenhang mit diesem Artikel verwendeten Bilder und Coverscans
unterliegen dem Copyright von The Wild Side, Caroline Monaco/ Tina Anderson.
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