Pegasuscitar 2 - Auf mächtigen Schwingen

Das Leben des jungen Pegasuscitar Feyk hat sich zum Besseren gewandelt – er lebt auf Aclodhs Feste, hat in dem seltsamen Stalljungen Aldjar einen liebenswerten und treuen Partner gefunden und genießt das Ansehen der Bewohner, da nur er die Pegasus erwecken kann und damit unersetzlich geworden ist. Allerdings ist seine Sicherheit nicht vollkommen gewährt, gibt es doch noch immer Verräter in Aclodhs Burg, die eng mit Bohrun, König des Nordwestreiches zusammenarbeiten. Zudem sorgt sich Feyk um Thyon, dessen Hinrichtung er zwar abwenden konnte, der jedoch ohne das Eis seiner Heimat nicht vollständig heilen kann. Als er Alcodh bittet Vigar die Reise in den Norden zu erlauben, um Thyon das Leben zu retten, gibt sich der Herrscher des Südostreiches geschlagen und gestattet seinem besten Mann, mit einer Gruppe Freiwilliger in Thyons Heimat zu reisen. Dass sie damit sowohl Vigars, als auch Thyons Schicksal ändern, ist sowohl Aclodh als auch Feyk bewusst.

Während Vigar unterwegs ist, darf Feyk erstmals selbst als Custor aktiv werden und in Begleitung zweier erfahrener Krieger eine Botschaft überbringen. Schnell entpuppt sich dieser Auftrag als Falle, werden die drei Pegasusreiter doch von Bohruns Männern erwartet. Während des Kampfes taucht zudem aus heiterem Himmel ein Avolante, ein riesiges, gefährliches Vogelwesen auf, was zusätzlich für Verwirrung sorgt. Als Feyk abstürzt, trifft er unvermittelt auf Aldjar, der der Gruppe gefolgt ist, um seinen Geliebten zu beschützen. Da Aldjars Chancen Aclodhs Festung zu erreichen größer sind, überlässt Feyk ihm seinen Pegasus um Hilfe zu holen, während er sich in die Fänge des Feindes begibt. So wird Feyk in Bohruns Feste verschleppt, was einen Krieg zwischen den beiden Ländern einläutet, der sich schon seit langem angekündigt hat …

Mit „Pegasuscitar 2 – Auf mächtigen Schwingen“ legt die bekannte und bei den Fans homoerotischer Literatur beliebte Autorin Chris P. Rolls die Fortsetzung ihres Fantasyromans vor. Der zweite Band setzt genau dort ein, wo das Vorgängerbuch endete, was man auch bei den Kapiteln bemerkt. So geht es nahtlos mit Kapitel 22 weiter, auch wenn es sich hierbei um eine Rückblende handelt, in der die Vergangenheit Vigars und Thyons aufegarbeitet wird. Somit sollte man unbedingt den ersten Band „Auf magischen Schwingen“ gelesen haben, denn ohne diesen ist es unmöglich die Fortsetzung zu verstehen.

Die Geschichte ist spürbar actionreicher und dynamischer, was durchaus positiv ist, da sich die Autorin nicht so stark auf die Beziehungen zwischen den einzelnen Figuren konzentriert, sondern direkt mit der eigentlichen Handlung loslegen kann. Natürlich müssen Fans nicht auf entsprechende Szenen und erotische Kapitel verzichten, doch es wird einfach mehr Wert auf die Geschichte und die Hintergründe gelegt, als auf die Charaktere und deren Liebschaften. So wird auch die Welt ein wenig umfangreicher erklärt, man erfährt mehr über die einzelnen Völker und über den eigentlichen Gegner Bohrun.

Dennoch schleichen sich gerade bei den Hintergründen einige Logiklöcher ein, die im Laufe der Geschichte immer stärker auffallen. Gerade Bohrun und seine Herrschaft wirkt in sich nicht nachvollziehbar, teilweise weil man zu wenig über den Herrscher des Nordwestreiches erfährt. Sein gesamter Hofstadt wirkt eindimensional, seine Beweggründe verworren und nicht nachvollziehbar und gerade zum Ende hin kann man sein Vorgehen nicht mehr begreifen. Ihm fehlen die königlichen Berater, Generäle und eine Gruppe Leibwächter, die rund um die Uhr im Einsatz sind. Hier mangelt es einfach an weiterführenden Erklärungen im Buch und einem logischen Zusammenhalt, insbesondere als der Krieg ausbricht. Zudem ist mir schleierhaft, wie eine Gruppe Pegasusreiter in einer echten Schlacht kämpfen kann und was ihre eigentliche Stärke ausmacht. Warum ist das Heer mit den meisten Pegasus am Stärksten, welche besondere Macht geht von den geflügelten Pferden aus? Wirklich kämpfen kann man mit ihnen nicht, so dass zumeist das reine Auftauchen der Pegasusreiter dafür sorgt, das der Feind vom Kampfplatz flieht. An dieser Stelle fragt sich der Leser – warum? Es fehlt einfach der Grund für derartige Reaktionen und das macht das Buch gerade im letzten Drittel schwer nachvollziehbar. Darüber hinaus fehlen einige wichtige Elemente, die in einem Krieg vorhanden sein müssten – diplomatische Verhandlungen, Schlachtpläne, Beratungen der Heerführer. Somit wirkt der gesamte Krieg sehr unrealistisch und gestelzt und auch das Ende der Kämpfe kann nicht überzeugen. Es wirkt übereilt, wie eine Notlösung, um möglichst rasch zum Ende zu kommen.
Das ist sehr schade, da das Buch letztendlich die ganze Zeit auf den Krieg zwischen dem Nordwestreich und dem Südostreich zusteuerte und der Leser eine gewisse Erwartungshaltung entwickelt.

Die Charaktere bestimmen, wie bereits im ersten Band, einen Großteil der Handlung. So stehen ihre Gefühle und ihre Erlebnisse im Vordergrund, was „Pegasuscitar 2“ zu einem reinen Charakterfantasy macht. Feyk hat sich im Vergleich zum ersten Buch weiterentwickelt, ist stärker und wesentlich sicherer in seinem Handeln. Zudem findet er einen Platz im Leben und kapselt sich immer mehr von seinem früheren Leben als Sklave ab. Er weiß genau was er will und wächst zum Ende hin über sich hinaus. Auch Aldjars Geheimnis wird endlich gelüftet und der Leser erfährt mehr von seiner Vergangenheit. Diese spannende Wendung kommt nicht gänzlich unvorbereitet, streute die Autorin doch immer wieder Hinweise hinsichtlich Aldjars wahrer Natur.
Auch Vigar und Thyon werden stärker ins Zentrum gerückt und entwickeln sich als Paar weiter. Sie treten eher als Einheit aus und haben sich im Vergleich zum ersten Band ebenfalls weiterentwickelt. Gerade Thyon ändert sich in einigen Dingen, was die weiteren Handlungen positiv beeinflusst.
Neben den Hauptfiguren sind auch die Nebencharaktere gut ausgearbeitet und sorgen für Abwechslung. Sei es nun der Weiberheld Ellan, der immer einen zynischen Spruch auf den Lippen hat, Aclodh und Bohrun, die unterschiedlicher nicht sein könnten, oder die vielen Custore, die dem Südostreich dienen. Sie geben der Geschichte einen lebendigen Rahmen und laufen teilweise sogar den Helden den Rang ab.

Chris P. Rolls hat einen sehr lockeren, einfachen Schreibstil, der sich schnell und problemfrei lesen lässt. Leser aufwendiger Fantasyromane sollten im Hinterkopf behalten, dass der Schwerpunkt bei „Pegasuscitar 2 – Auf mächtigen Schwingen“ auf den Charakteren und den Beziehungen untereinander konzentriert. Dementsprechend findet man keine ausschweifenden Schlachtszenen oder wortgewandte Beschreibungen. Chris P. Rolls konzentriert sich daher auf die Gedanken- und Gefühlswelt der Charaktere, was hin und wieder dafür sorgt, dass man den Ausführungen nur schwer folgen kann. Dafür sind die erotischen Sequenzen sehr bildhaft umgesetzt, was Fans von Gay Romance Romanen gefallen dürfte.

 „Pegasuscitar 2 – Auf mächtigen Schwingen“ ist eine gute Fortsetzung des ersten Bandes, den man im Vorfeld unbedingt gelesen haben sollte. Wer Gay Romance Romane mag und keine Probleme mit fantastischen Elementen hat, kann durchaus zugreifen, reine Fantasy-Fans werden der einfache Schreibstil und die Logikfehler im zweiten Teil nicht gefallen, ebenso die starke Konzentration auf die Charaktere und deren Beziehungen. Wer damit keine Probleme hat, kann durchaus einen Blick riskieren, denn Chris P. Rolls versteht es durchaus eine interessante Geschichte zu erzählen.

Titel:

Pegasuscitar 2 - Auf mächtigen Schwingen
Autor: Chris P. Rolls
Genre: Fantasy, Romance
Verlag: Fantasy Welt Zone Verlag, 2012
Preis: 15,95 Euro
ISBN: 978-3942539258
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