Der Rebell (Gastrezension: Anna Maske)Eine Nacht Ende Dezember wird für den 16-jährigen Oliver und seine beiden Brüder Christian und Michael zur schlimmsten ihres Lebens. Sie müssen mit ansehen, wie ihr Vater die ganze Familie kaltblütig ermordet. Nur mit Not entkommen die drei dem Massaker, doch damit geraten unerwartete Ereignisse ins rollen.Olis Brüder, Chris und Micha, werden zu ihrem exzentrischen Großvater Walter gebracht. Dieser weigert sich jedoch auch Oliver nach der Reha zu sich zu nehmen. Doch warum tut er das? Und was hat es mit diesem mysteriösen Mann auf sich, der Chris in Walters Wohnung attackiert? Oliver setzt alles daran, die Tat aufzudecken. Mit Hilfe des jungen Polizeikommissars Daniel Kuhn versucht er hinter die Ereignisse in der Mordnacht zu kommen und entdeckt dabei sehr viel weitreichendere Verwirrungen. In Walters Keller werden eingemauerte
Leichen entdeckt, die seit dem 2. Weltkrieg dort liegen. “Der Rebell“ ist der zweite Band der Reihe „Schattengrenzen“ von Tanja Meurer und verspricht Spannung pur. Zart besaitete Personen sollten dieses Buch jedoch mit Vorsicht genießen, denn, wie auch schon im ersten Band, nimmt die Autorin kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, die Geschehnisse um Oliver und seine Brüder zu erzählen. Auch wenn das erste Kapitel das Einzige ist, welches so „blutig“ ist, ist der Thrill des Buches wesentlich subtiler und beschert einem das eine ums andere Mal eine Gänsehaut. Wie schon im ersten Band „Glasseelen“ gelingt es der Autorin durch ihren Erzählstil scheinbar mühelos die Leser zu fesseln und in die Geschehnisse hinein zu versetzen. Auch erkennt man wieder deutlich, wie viel Herzblut sie in die Charakterausarbeitung und die Szenerie gelegt hat. Die Beschreibungen der Umgebung und vor allem der Gebäude sind detailliert, ohne jedoch überladen oder fehl am Platz zu wirken – im Gegenteil; dadurch wird der Leser noch mehr mit einbezogen und in die Handlung integriert. Die Charaktere sind auch hier wieder wunderbar facettenreich dargestellt und keine 08/ 15-Charaktere, die nur dazu gut sind, die Spannung auf einem höchstmöglichen Level zu halten. Die Tatsache, dass der Protagonist Oliver homosexuell ist, mag einigen am Anfang befremdlich erscheinen, doch der Leser erkennt schon bald, dass Olivers Persönlichkeit keinen anderen Schluss zulässt und es erscheint in keinster Weise fehl am Platz oder gar unnatürlich. Wer den ersten Band „Glasseelen“ gelesen hat, wird sich über ein Wiedersehen mit Camilla, Olivers Cousine, und Chris freuen. Die Beiden stehen Oliver zur Seite, helfen ihm, mit den Ereignissen um ihn herum fertig zu werden und bilden einen gewissen Ruhepol in Olivers chaotischer Welt. Leider gibt es meiner
Ansicht nach ein kleines Manko in diesem Buch. Anders
als bei „Glasseelen“ hat „Der Rebell“ allerdings ein offenes Ende, was dem einen
oder anderen Leser sicherlich nicht so sehr gefallen dürfte. Ich für meinen Teil
allerdings, habe kein großes Problem damit, auch wenn ich jetzt schon auf
glühenden Kohlen sitze. Ich bin im höchsten Maße gespannt, wie die Geschichte um
Oliver, seine Brüder und natürlich Daniel weitergehen wird.
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