Tränen im Schlaf
Der
junge Arzt Otori ist für einige Zeit in einem Rotlichtviertel eingesetzt, um
dort Berufserfahrung zu sammeln. Anschließend möchte er mit seinem Professor und
zukünftigen Schwiegervater nach Deutschland reisen, um sich dort beruflich
weiterzuentwickeln. All diese Pläne geraten ins Schwanken, als er den begehrten
Prostituierten Shiki behandelt, der von einem Kunden leicht verletzt wurde. Im
Laufe der Zeit lernen sich die unterschiedlichen Männer besser kennen und Otori
kann sich Shikis Charisma kaum entziehen. Obwohl er von einem befreundeten Arzt
gewarnt wird, sich nicht auf ein Spiel mit einem Prostituierten einzulassen,
verfällt Otori Shiki immer mehr. Als er ihn schließlich für eine Nacht bucht,
gibt es keinen Weg zurück. Auch Shiki erkennt, dass sich Otori mehr und mehr in
ihn verliebt, zögert jedoch, da er vor einiger Zeit von einer eifersüchtigen
Frau beinah erstochen worden wäre, deren Mann
ihn freikaufen wollte. Als sich Otoris junge Verlobte hilfesuchend an den besten
Freund ihres zukünftigen Mannes wendet, löste sie damit ungewollt eine
Katastrophe aus …
Die zweite Geschichte „Sich lösende Herzwärme“ handelt von dem jungen Chirurgen
Shinobu, der unerwartet seinen ehemaligen Senpai Washizaki operieren muss. Die
beiden haben sich mehrere Jahre nicht gesehen und trennten sich auf nicht ganz
angenehme Art und Weise. Wird Shinobu seinen ehemaligen Freund operieren können,
oder werden die Ereignisse in ihrer Vergangenheit in einer Katastrophe münden?
In der letzten Geschichte „Der verführerische Prinz“ geht es um den jungen
Araber Zaido, der zwecks Brautschau für einige Zeit in Japan ist.
Doch
anstatt sich nach einer Frau umzusehen, fällt seine Wahl auf seinen Schulfreund
Noriaki, der mit der überschwänglichen Art des Arabers zunächst wenig anfangen
kann …
Der Einzelband „Tränen im Schlaf“ gehört grob zu Rie Honjohs Manga „Silberner
Schmetterling“, der bereits im Sommer bei Tokyopop erschienen ist. In beiden
Comics spielen die Geschichten rund um die männlichen Prostituierten in einem
postapokalypthischen Japan und es gibt sogar Hinweise auf die jeweiligen Figuren
der anderen Geschichten. So wird in „Tränen im Schlaf“ durchaus das Edelbordell
Suitenkaku und die dortige Nummer Eins Gincho erwähnt, wenngleich die Personen
nicht direkt in Erscheinung treten. Die Geschichte ist nicht unbedingt neu,
jedoch entwickelt sie sich anders, als man es von Rie Honjoh gewohnt ist. Schon
nach kurzer Zeit weiß man, dass ein Happy End im normalen Sinne nicht möglich
ist. Das macht „Tränen im Schlaf“ durchaus interessant, wenngleich man aus der
Grundidee mehr hätte machen können. Leider kratzt sie nur an der Oberfläche, da
gerade das Leben im Rotlichtviertel nur
angedeutet und in einigen wenigen Szenen präsentiert wird. Auch die Charaktere,
die insgesamt ein wenig ernster wirken, hätte man mehr Tiefe verleihen können.
So wird nicht ganz klar, warum Otori sich auf einmal in Shiki verliebt und wie
dessen Hintergründe eigentlich sind. Rie Honjoh verschenkt an dieser Stelle
einige Möglichkeiten, die Geschichte aus der breiten Masse hervorzuheben. Die
beiden Kurzgeschichten verstärken diesen Eindruck noch, da sie typisch für Rie
Honjoh sind. Da sie stereotyp und nur ein Aufguss ihrer bisherigen Kurzmanga
sind, bleiben sie kaum in Erinnerung. Es wäre weitaus schöner gewesen, wenn sie
stattdessen noch zwei Kapitel um Shiki gezeichnet hätte, immerhin endet seine
Geschichte relativ offen.
Zeichnerisch ist „Tränen im Schlaf“ solide und hübsch anzusehen. Wie von Rie
Honjoh nicht
anders
zu erwarten, beherrscht sie ihre Kunst und weiß genau, wie sie die Figuren in
Szene setzen muss. Sowohl die normalen, als auch die erotischen Sequenzen sind
überzeugend, stilsicher und gut gezeichnet. Hin und wieder mangelt es an
Hintergründen, doch insgesamt kann sich der Leser gut in die Zeit und die
Örtlichkeiten hineinversetzen.
Für Fans von Rie Honjoh ist „Tränen im Schlaf“ ein Muss, Boys Love Fans sollten
zumindest einen Blick riskieren, da die Haupthandlung in eine ganz andere
Richtung strebt, was durchaus interessant und vielversprechend ist. Leider
verschenkt die Künstlerin einiges an Potenzial, so dass der Manga lediglich eine
nette Zwischenlektüre bildet. Wer die Zeichnungen mag und der erotischen Natur
ihrer Werke nicht abgeneigt ist, sollte dem Werk eine Chance geben.
Titel:
|
Tränen im Schlaf |
Zeichner/ Autor: |
Rie Honjoh |
Genre: |
Yaoi, History, Drama |
Verlag: |
Tokyopop, 2012 |
Preis: |
6,95 Euro |
ISBN: |
978-3842006546 |
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Bildcopyright:
Die im Zusammenhang mit diesem Artikel verwendeten Bilder und Coverscans
unterliegen dem Copyright von Rie Honjoh, Tokyopop.
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