Der Sodomit
Ungarn,
15. Jahrhundert Eines Tages bringt der Apotheker Barti den halbtoten Buckligen und als Hexenbalk denunzierten Josias zu ihm. Der junge Mann stellt für Mihály eine neue Herausforderung dar. Zum einen, weil er den versuch startet Josias zu heilen und ihm zu einem neuen aufrechten Leben zu verhelfen; zum anderen weil Josias ungewollte Gefühle in ihm weckt, die sie beide in tödliche Gefahr bringen könnten. Als Josias sich ebenfalls in ihn verliebt, nimmt das Unheil seinen Lauf … Mit „Der Sodomit“ legt die Autorin S.B. Sasori ein beeindruckendes und ungewöhnliches Buch vor, das angenehm aus der breiten Masse heraussticht. Mit ihrer „Schlangenfluch“-Trilogie, die von 2012 bis 2014 beim Deadsoft Verlag erschien, machte sie erstmals auf sich aufmerksam, nun entführt sie den Leser ins tiefste Mittelalter und präsentiert die grausame, schmutzige Epoche überzeugend und realistisch.
Sowohl die Hintergründe, als auch die Handlung sind stimmig und sehr gut
umgesetzt. Mit ihren ungewöhnlichen Protagonisten, insbesondere mit dem
buckligen Josias geht S.B. Sasori neue Wege, die den Leser von den typischen
stereotypen, perfekten Helden fortführen. Das macht „Der Sodomit“ zu einer
ungewöhnlichen Perle im Gay Bereich, dem Versuch etwas Ungewöhnliches und Neues
zu erschaffen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass sich die Autorin intensiv mit der damaligen Zeit beschäftigt hat. Das merkt man nicht nur an den Figuren, sondern auch den historischen Hintergründen, den Foltermethoden der Inquisition und den Ausläufern der Pest, die immer wieder am Rande erwähnt wird, jedoch nicht direkt mit in die Handlung eingewoben wird. Auch ein Leprakranker taucht als Nebencharakter auf, was dem Buch eine gewisse Dreidimensionalität gibt. S.B. Sasori webt die wichtigsten Ereignisse der Geschichte in ihren Roman ein und verknüpft sie mit dem Alltäglichen der damaligen Epoche. Dadurch entwirft sie ein sehr realistisches, teilweise abstoßendes Bild des 15. Jahrhunderts. Die Charaktere sind, wie bereits erwähnt, sehr gut nachvollziehbar und handeln logisch. Mihály ist ein spannender Hauptcharakter, seine Denkweise und seine Taten sind wohl als revolutionär zu erachten. Das gilt auch für Barti, der den jungen Wundarzt mit Kräutern und Tinkturen versorgt, und dessen Bruder Leske, der ein Badehaus unterhält. Josias kann ebenfalls überzeugen, ändert er sich im Laufe der Geschichte doch und wächst zum Ende hin über sich hinaus.
Einzig der zeitliche Ablauf und einige Detailbeschreibungen stören das Bild. So
hat man als Leser das Gefühl, dass sich Josias Buckel zu schnell zurückbildet,
beziehungsweise er auf der „Streckbank“ zu schnell sichtbare Erzeugnisse
erzielt. Für den Leser wird er drei oder vier Mal von Mihály behandelt und schon
scheint er wesentlich gerade zu gehen, was mir ein wenig unrealistisch vorkommt.
Stilistisch ist „Der Sodomit“ trotz der kleinen Schwächen gelungen. S.B. Sasori
hat einen sehr mitreißenden Stil, der sich nicht davor scheut die Dinge beim
Namen zu nennen. Dementsprechend blutig, schmutzig und grausam geht es zu, auch
wenn die Charaktere reden. Sie beschönigt nichts und obwohl natürlich auch
Gefühle und die Liebe zwischen Mihály und Josias eine Rolle spielen, wird es nie
zu kitschig oder romantisch. Als Leser merkt man zwar, dass es zwischen den
beiden funkt und auch explizit zur Sache geht, doch unnötige Liebesschwüre und
allzu romantische Szenen kommen nicht vor. „Der Sodomit“ ist ein rundum gelungenes, sehr atmosphärisches Buch, das den Leser bereits nach wenigen Seiten fesselt und mit ins tiefste Mittelalter zieht. S.B. Sasori hat einen sehr detailreichen, lebendigen Stil, der ausgezeichnet zu den Figuren und der damaligen Zeit passt, wenngleich es einige kleinere Ungereimtheiten in der Handlung gibt. Dennoch können ihre Charaktere und die Geschichte überzeugen, und bieten Fans des Gay Genres eine gelungene, lesenswerte Alternative zu den üblichen Romance- und Erotikstoffen. Sehr zu empfehlen. "Like a Dream" bedankt sich beim Weltenschmiede Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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