Gezielte Verwirrung
Vom
ersten Moment an ist Kijima, der für seine Firma immer auf der Suche nach
außergewöhnlichen Kimonos und Stoffen ist, von der Arbeit des jungen Künstlers
Ichikawa fasziniert. Für ihn steht fest, dass er dieses Talent nicht nur
fördern, sondern die hochwertigen Entwürfe für Muster für eine eigenständige
Kollektion erwerben will. Allerdings weigert sich Ichikawa mit Händen und Füßen
gegen Kijimas großzügiges Angebot, wenngleich der junge Künstler irgendwann
Ichikawas Drängen nachgibt und ihm seine Skizzen und Bilder zeigt. Danach
steht für Kijima fest, dass er Ichikawa unbedingt an Bord seiner Firma holen
will und verbringt immer mehr Zeit bei Ichikawa, um diesen von seinen Plänen zu
überzeugen. Dabei kommen sich beide näher, wenngleich Kijima noch immer in
seinen Freund und Kollegen Jinnai verliebt ist und Ichikawas seltsame Blicke und
Andeutungen nicht erwidern kann. Das ändert sich schlagartig, als Jinnai Kijima
zurückweist und urplötzlich Makita auftaucht, der mit brisanten Informationen zu
Ichikawas Vergangenheit aufwartet und alles daran setzt
dessen Karriere zu beenden, noch bevor diese begonnen hat …
„Gezielte Verwirrung“ ist ein weiterer Spin-Off einer Reihe, zu der auch
„Gezielte Verführung“ und„Gezieltes Verlangen“ gehören. Dieses Mal widmet sich
Hinako Takanaga dem jungen Angestellten Kijima, der bereits in „Gezieltes
Verlangen“ eine wichtige Rolle gespielt hat und den die Leser bereits aus der
dreibändigen Reihe um Reiichiro und Jinnai kennen. Dementsprechend ist es von
Vorteil, wenn man die anderen Bände der „Gezielte“-Reihe kennt, da es durchaus
einige Szenen gibt, die wesentlich logischer erscheinen, wenn man alle Prequels
gelesen hat. So kürzt Hinako Takanaga einige Sequenzen, um mit der Handlung
schneller voranzuschreiten, was durchaus positiv zu bewerten ist, wenn man die
anderen Bände bereits kennt. Aber auch Neueinsteiger können der Geschichte
problemlos folgen.
Die Geschichte selbst ist sehr romantisch, an einigen Stellen sogar kitschig
und ganz im Stil von Hinako Takanaga. Dem Leser bietet sich nicht viel Neues,
wenngleich sowohl Ichikawa, als auch Kijima von der Liebe enttäuscht wurden und
eigentlich jemand anderen lieben. Ausgehend von diesem Punkt hätte man durchaus
einiges herausholen können, doch leider verschenkt Hinako Takanaga viele
interessante Ansätze zugunsten der dramatischen Liebesgeschichte und der
Romantik. So weiß man bereits nach wenigen Seiten, wie der Manga weitergeht und
mit welchen Problemen die beiden Hauptfiguren zu kämpfen haben. Dafür sorgt
das Einflechten von Ichikawas Bekannten Makita für Spannung und ein wenig mehr
inhaltliche Tief. Hier ist viel Spielraum für die zukünftigen Bände vorhanden,
wenn sich die Künstlerin nicht rein auf den dramatischen Effekt konzentriert,
sondern Makitas Einmischungen als Spannungselement verwendet.
Die Charaktere sind ebenfalls recht stereotyp und entsprechen dem gängigen
BL Schema. Gerade Ichikawa ist ein wenig unselbstständig, blass und relativ
inaktiv. Er macht fast gar
nichts, braucht immer Kijimas Hilfe und Unterstützung und wirkt in seiner Rolle
als Protagonist sehr schwach. Dafür ist Kijima wesentlich interessanter, da er
aktiv handelt und wesentlich gefestigter ist, was auch daran liegt, dass man ihn
bereits aus den Prequels kennt. Er steht mit beiden Beinen im Leben und handelt
logischer und nachvollziehbarer als Ichikawa, der sich lieber vor Problemen
verkriecht als sich ihnen entgegen zu stellen.
Stilistisch gibt es bei „Gezielte Verwirrung“ nichts zu bemängeln. Hinako
Takanagas Zeichnungen sind fein und routiniert, gerade die Figuren sind sehr
schön anzusehen und gut gelungen. Hintergründe und dynamische Szenen werden nur
angedeutet, da sich die Künstlerin mehr auf die Charaktere und ihre Beziehung
zueinander konzentriert. Dementsprechend oft zeichnet sie Gesichter und legt
viel Wert auf Emotionen und das Darstellen von Gefühlen, wenngleich ihr das nur
teilweise gelingt. So wirkt Ichikawa immer ein wenig emotionslos, was dem Leser
eine Bindung zu dieser Figur erschwert. Erotische Szenen werden nur angedeutet,
was gut zur Atmosphäre des Mangas und Hinako
Takanagas
Zeichnungen passt.
Alles in allem ist „Gezielte Verwirrung“ ein netter Boys Love Manga für
zwischendurch, der es jedoch nicht schafft aus der breiten Masse
hervorzustechen. Wer die anderen Werke von Hinako Takanaga kennt, findet auch
hier nichts Neues – die Mangaka kombiniert Altbekanntes in gewohnter,
zeichnerisch gelungener Qualität. Wer romantisches Boys Love mag, Werke von
Hinako Takanaga oder Kijima bereits aus der Prequel „Gezieltes Verlangen“ kennt
und wissen will, wie es mit ihm weitergeht, kann einen Blick riskieren. Wer
erwachsene, realistische Mangas im homoerotischen Bereich sucht, ist mit Hinako
Takanaga definitiv an der falschen Adresse. „Gezielte Verwirrung“ ist eine
solider Spin-Off für Fans, aber definitiv kein Must-Have.
Titel:
|
Gezielte Verwirrung |
Zeichner/ Autor: |
Hinako Takanaga |
Genre: |
Romance, Alltag |
Verlag: |
Tokyopop, 2013 |
Preis: |
6,95 Euro |
ISBN: |
978-3842007932 |
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Bildcopyright:
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unterliegen dem Copyright von Tokyopop, Hinako Takanaga.
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