Weinrot
Mit
„Weinrot“ legt die Autorin A.C.Lelis ihren ersten Roman vor. Erschienen 2008
im Deadsoft Verlag präsentiert sich auf den nächsten 320 Seiten ein
Vampirroman, der bereits im Vorfeld schon auf einigen Fan-Seiten zu lesen war.
Der acht-jährige Benjamin schlägt sich das Knie blutig und wird unverhofft von
seinem mysteriösen Nachbarn getröstet. Der Mann, der über seiner Familie
wohnt, kümmert sich um den weinenden Jungen und leckt ihm sogar die Wunde
sauber. Dies ist die einzige Erinnerung die Benjamin an den schönen Fremden hat
und seitdem ist er in diese Person verliebt.
Erst Jahre später trifft der nun 15-jährige Junge mit seinen Freunden Arne und
Florian in einer Schwulenbar erneut auf seinen Nachbarn und dem Drängen seiner
Freunde nachgebend, spricht er ihn an. Gabriel, wie er recht schnell
herausfindet, ist mit seinem Freund Niklas dort, den er von der ersten Sekunde
an nicht ausstehen kann. Als Niklas die beiden mit einem zynischen Kommentar
alleine lässt, gelingt es Benjamin doch tatsächlich den blonden Schönling für
sich zu gewinnen und binnen weniger Tage entflammt eine leidenschaftliche
Romanze zwischen ihnen, die Ben in seiner jugendlichen Naivität noch zusätzlich
anstachelt. Gabriel entpuppt sich als Vampir, ebenso scheint sein dunkelhaariger
Freund Niklas ein „Wesen der Nacht“ zu sein. Zudem hat Gabriel wortwörtlich
Blut geleckt und ist bei Benjamins Blut auf den Geschmack gekommen. Ben verliert
die Kontrolle und als sich Gabriel brutal an ihm vergeht, läuft er weinend weg
und unweigerlich Niklas in die Arme, der ihn nicht nur rettet, sondern sich auch
noch zwei Tage um den verletzten Jungen kümmert. In dieser Zeit erfährt
Benjamin mehr über Vampire, Gabriel und schließlich auch Niklas, mit dem er
sich überhaupt nicht anfreunden kann…
Nach diesem Vorfall ziehen Gabriel und Niklas in eine andere Stadt und Benjamin
trifft erst mit 20 wieder auf sie. Dieses Mal erregt Niklas sein Hauptaugenmerk
und er beginnt erneut ein gefährliches Spiel mit dem Vampir zu treiben, der
sich jedoch wirklich in den Jungen verliebt. Ben jedoch kann Gabriels Reaktion
vor fünf Jahren nicht vergessen und durch seine Haltung Niklas gegenüber,
beginnt sich Gabriel in die konfuse Beziehung der beiden einzumischen. Denn der
kann es überhaupt nicht leiden, wie Ben mit seinem besten Freund umgeht. Für
den jungen Mann hat dies fatale Folgen…
Im dritten Teil des Buches widmet sich die Autorin der wachsenden Beziehung
zwischen Niklas und Benjamin, dem ersten großen Streit und der zunehmenden
Diskrepanzen zwischen Gabriel und Ben. Das Ganze gipfelt, als der junge Mann
zusammen mit den Vampiren nach Paris ziehen muss...
Neben
der Hauptstory enthält das Buch noch die Kurzgeschichte "Süße
Versuchung", die sich Gabriel und Marcel widmet, ein Freund von Ben, sowie
einen kurzen Epilog, der einige Jahre nach der Haupthandlung spielt.
"Weinrot" ist eine typischen Vampir-Geschichte, die alle Klischees zum
Thema schwuler Vampire abdeckt. Die üblichen schönen Vampire, das Bluttrinken
und die Ausstrahlung, die ihnen innewohnt. Teilweise erinnert mich das Buch so
stark an Anne Rice „Vampire Chronicles“, dass man fast von einem Plagiat
sprechen möchte. Die Art, wie Vampire entstehen ist eins zu eins zu dem, was
Anne Rice vor fast 30 Jahren erfunden hat und zumeist muss ich bei Gabriel an
Lestat denken, der ihm nicht nur optisch ähnlich sieht, sondern auch die
gleichen Charakterzüge besitzt. Niklas wirkt dabei wie Armand, sogar die
Herkunft und das Alter sind identisch zu dem russischer Vampir. Auch bei der
Namenswahl findet man interessante Parallelen zu den "Vampire
Chronicles". Der Hauptcharakter selbst bietet nichts Neues, er wirkt
spannungslos und zweidimensional, wie ein typischer Fanfiction- Charakter.
Einzig und allein Niklas ist in den ersten zwei Teilen des Buches ein gut
gelungener Charakter, der mit seinem Zynismus und Spott zumeist die Handlung am
Laufen hält. Jedoch verliert sich diese Spannung schnell und Niklas büßt
zugunsten einer Liebesgeschichte einiges an Komplexität ein.
Storytechnisch ist alles sehr vorhersehbar, denn es handelt sich um eine
typische Dreiecksbeziehung. Würde man den Aspekt „Vampir“ herausnehmen,
bliebe nicht mehr viel übrig, was die Geschichte tragen könnte. Schade, dass
sich die Autorin nicht um mehr Eigenständigkeit bemüht und der Geschichte
dadurch eine persönliche Note verliehen hat.
Was zudem eher negativ auffällt ist der immense Einsatz von erotischen Szenen.
Im Normalfall habe ich nichts dagegen, doch in den ersten 5-6 Kapiteln ist es
mehr als auffällig, dass in jedem mindestens eine erotische Sequenz vorkommt.
Erst später konzentriert sich die Autorin auf die Gefühlwelt der Charaktere
und gerade das Zusammenspiel zwischen Niklas und Benjamin in der Wohnung des
Vampirs ist erotischer als sämtliche expliziten Szenen zusammen. Mir persönlich
ist das einfach zu viel, Sex sollte nicht die Handlung tragen.
Stilistisch betrachtet hält sich das Buch deutlich im Fanfic- Bereich und übersteigt
leider dieses Niveau auch nicht. Die Ich-Perspektive ist ungewohnt und erschwert
den Einstieg in die Geschichte, zudem beschränkt sich der Blickwinkel ausschließlich
auf Benjamins Blickwinkel. Bei vielen Satzbauten und Redewendungen stehen mir
die Haare zu Berge, etliche Dinge sind in der Alltagssprache verfasst, was für
ein Buch nur bedingt zu empfehlen ist. Auf einige Sätze und Begriffe (z. Bsp.
„Ich fühlte mich kitzelig“, ebenso sind etliche Satzbauten absolut
unbrauchbar) sollte grundsätzlich verzichtet werden, wenn man ein
ernstzunehmendes Buch schreiben will. Leider verschlechtert sich der Stil zu
Ende hin massiv und gerade die Persönlichkeiten der Charaktere leiden darunter,
z.B. Niklas, der seine Gelassenheit und seinen Biss vollkommen verliert.
Sehr
schön finde ich im Übrigen die Coverillustration von Christoph Müller. Sie
passt sehr gut zum Gesamtbild des Buches.
Insgesamt
bietet „Weinrot“ nichts Neues und wärmt die gängigen Klischees altbewährt
noch einmal auf. Die Geschichte bleibt auf Fanfic-Niveau, gleich wie sehr sich
die Autorin bemüht. Die Parallelen zu zu Anne Rice Werken sind mir persönlich
zu extrem und ich hatte das Gefühl eine sehr schlechte Version der
"Vampire Chronicles" zu lesen. Wer auf homoerotische, einfache
Vampir-Romane steht, kann gerne zugreifen, zumindest würde ich „Weinrot“
eher empfehlen als so manche Veröffentlichungen bei Tokyopop.
Wer jedoch Wert auf mehr legt, dem rate ich eher zu den Originalen der
Vampirliteratur zu greifen, sprich zu den Büchern von Anne Rice, Tom Holt oder
Poppy Z. Brite.
Like a Dream bedankt sich beim „Deadsoft Verlag“ für die Bereitstellung
eines Rezensionsexemplars.
Titel:
|
Weinrot |
Autor: |
A.C.Lelis |
Genre: |
Vampire, Fantasy, Yaoi |
Verlag: |
Dead Soft Verlag |
Preis: |
16.90 Euro |
ISBN: |
978-3934442399 |
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