Will & Will
Will
Grayson und Will Grayson sind 17 Jahre alt, wohnen beiden in Chicago und kämpfen
mit dem Gefühlschaos der ersten Liebe, die ihr Leben ziemlich auf den Kopf
stellt. Der einzige Unterschied ist, dass einer der beiden Jungs homosexuell ist
und eine Onlinebeziehung mit dem dubiosen Isaac führt, während sich der andere
nicht so recht entscheiden kann, ob er in seine Freundin Jane verliebt ist oder
nicht. Hinzu kommt Tiny Cooper, bester und ebenfalls schwuler Freund des
heterosexuellen Will und dank seiner offenen, lautstarken und extrem offensiven
Art, eine Naturkatastrophe auf zwei Beinen. Dass Tiny an einem Musical arbeitet,
dass sein Leben beleuchtet und bei dem sein Freund Will ebenfalls eine tragende
Rolle spielen soll, ist für diesen erschreckend und beängstigend.
Als der
schwule Will Grayon bei seiner ersten realen Verabreduung erfährt, dass Isaac
nicht existiert, sondern von seiner Freundin Maura erfunden wurde, bricht für
ihn eine Welt zusammen. Noch am selben Abend trifft er in einem Sexshop auf den
anderen Will Grayson, der soeben mitbekommen hat, dass sich Jane für einen
anderen Jungen interessiert. Und plötzlich ändert sich die Welt der beiden
Jungen – Will stellt seinem Namensvetter seinen besten Freund Tiny Cooper vor
und die beiden verstehen sich auf Anhieb. Und während sich Tiny um den
betrogenen Will Grayson kümmert und sich die beiden näher kommen, versucht der
andere die Fehler bei Jane wieder gut zu machen und sie für sich zu erobern …
„Will & Will“ stammt von den Autoren John Green und David Leviathan. Während
sich letzterer der Perspektive des schwule Wills angenommen hat, konzentriert
sich John Green gänzlich auf die des heterosexuellen Wills und seiner Probleme
mit seiner Freundin Jane. Die Autoren wechseln sich von Kapitel zu Kapitel ab,
so dass der Leser zunächst zwei unterschiedliche Handlungsbögen verfolgt, die
schließlich zusammengeführt werden, als sich die beiden Wills in dem Sexshop
über den Weg laufen. Ab da gibt es für die Geschichte einen gemeinsamen Faktor –
Tiny Cooper, der fast zu einer dritten Hauptperson mutiert, insbesondere da ihm
am Ende des Romans sehr viel Platz und Handlungsspielraum eingeräumt wird.
Nichtsdestotrotz stehen die beiden Wills im Zentrum. Sie dienen sinnbildlich für
die heutige Jugend und zeigen, dass die Probleme nahezu identisch sind, egal ob
man nun auf Jungs oder Mädchen steht. Beide müssen erwachsen werden und ihre
ersten guten und schlechten Erfahrungen machen. Somit ist „Will & Will“ ein
Alltagsroman über das Erwachsenwerden, das einen guten, authentischen Einblick
in die heutige Zeit und Jugend gibt. Die Charaktere sind hierbei teilweise
realistisch und authentisch, teilweise extrem abgehoben. Während der schwule
Will depressiv und selbstzerstörerisch ist, legt der andere Wert darauf nicht zu
engen Kontakt zu anderen Personen zu haben, um nicht verletzt zu werden. Im
Gegenzug dazu ist Tiny Cooper exzentrisch, schrill, laut und stellt die
eigentlichen Hauptfiguren problemlos in den Schatten. Mit seiner mitreißenden
Art reißt immer wieder die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich und treibt so die
Handlung voran. Hin und wieder wirkt er fast schon zu extrem, doch das gleicht
sich dank der beiden Wills problemlos wieder aus. Zusammen mit den übrigen
Charakteren wie Jane, Maura und den Mitschülern ergibt sich eine ziemlich
chaotische und liebenswerte Mischung.
Stilistisch ist die „Will & Will“
Geschmackssache. Wer bereits Bücher von John Green und David Leviathan kennt,
wird wissen, dass die beiden Autoren einen ungewöhnlichen, aber auch
jugendlichen Stil haben. Beide Autoren schreiben aus der Ich-Perspektive, was
dafür sorgt, dass sich der Leser gut in die Gefühls- und Gedankenweilt der
beiden Figuren hineindenken kann. Während die Kapitel von John Green recht
angenehm und übersichtlich geschrieben sind, sind die Passagen von David
Leviathan extrem gewöhnungsbedürftig. Angepasst an den schwulen Will Grayson
sind die Einblicke in dessen Leben knapp und im Chatstil geschrieben. Alle Worte
sind klein geschrieben, Dialoge sind wie in einem Drehbuch abgefasst, ohne
direkte wörtliche Rede und erklärende Beschreibungen. Das mag auf der einen
Seite sehr authentisch und in gewisser Weise nah an der Jugend sein, ist auf
Dauer jedoch sehr anstrengend zu lesen. Nichtsdestotrotz ist das gewählte
Stilmittel nicht verkehrt, da sich der Leser auf diesem Weg gut in die
unterschiedlichen Persönlichkeiten hinein versetzen kann.
Insgesamt ist
"Will & Will“ ein gutes und authentisches Jugendbuch, dass den Eindruck
vermittelt, die beiden Autoren seien selbst kaum älter als die Protagonisten.
Die Geschichte ist interessant aufgebaut, bietet jedoch wenig Neues und
konzentriert sich ein wenig zu sehr auf Tiny Cooper. Darüber hinaus ist der
Schreibstil Geschmackssache, doch wer offen für Geschichten ist, die ein
bisschen aus dem Rahmen fallen und wem bereits die anderen Bücher der beiden
Autoren gefallen haben, kann einen Blick riskieren. Alle anderen sollten sich
vorab die Leseprobe zu Gemüte führen …
Titel:
|
Will & Will |
Autor: |
John Green / David Leviathan |
Genre: |
Alltag, Romance |
Verlag: |
cbt, 2012 |
Preis: |
14,99 Euro |
ISBN: |
978-3570161036 |
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Bildcopyright:
Die im Zusammenhang mit diesem Artikel verwendeten Bilder und Coverscans
unterliegen dem Copyright von cbt, John Green / David Leviathan.
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