In these Words
Drei
Jahre und zwölf männliche Opfer dauert es bis der Psychopath und Mörder Keiji
Shinohara gefasst und in Gewahrsam genommen ist. In dieser Zeit arbeitete der
Psychiater Katsuya Asano eng mit dem Tokyo Police Department zusammen und
erstellte das Täterprofil, das Shinohara schließlich zur Strecke brachte. Nun
will eben dieser nur vor Asano ein vollständiges Geständnis ablegen und obwohl
die Polizei nicht glücklich ist, Wünsche des Täters zu erfüllen, bitten sie
Katsuya darum das Verhör des Täters zu übernehmen. Dafür wird der Psychiater in
ein abgelegenes Gebäude gebracht, das weitestgehend von der Außenwelt
abgeschottet ist. Hier gibt es lediglich den bulligen Iwamoto, der Shinohara
rund um die Uhr bewacht, ansonsten ist weit und breit keine Menschenseele zu
finden.
Mit „In these Words“ gelang dem 2010 zusammengeschlossenen Team Guilt Pleasure (bestehend aus der Künstlerin TogaQ, die vielen unter dem Namen Jo Chen ein Begriff ist, und der Autorin Kichiki Neko) ein wahrer Überraschungserfolg. Die ursprünglich in billingual (englisch und chinesisch) und kapitelweise erschienen Doujinshihefte erreichten binnen kürzester Zeit eine ungeahnte, weltweite Popularität unter den Boys Love Fans und läuteten eine gänzlich neue Ära innerhalb des Genres ein, geht die Handlung doch in eine vollkommenen andere, wesentlich erwachsenere Richtung, als bei den bekannten Mangaveröffentlichungen. Unterdessen erscheint „In these Word“ kapitelweise in der BeBoy Gold des japanischen Verlages Libre, in den USA und in Korea. In Deutschland hat sich Tokyopop der außergewöhnlichen Serie angenommen und legt sie sowohl in einer normalen Mangaedition, als auch in einer edlen Hardcoverausführung (Perfect Edition).
Guilt Pleasure konzentriert sich auf die Handlung und die Interaktionen zwischen den Figuren, die vorwiegend die Geschichte tragen. Unterbrochen von den Traumsequenzen Asanos, die mitunter recht heftig und blutig sind, muten die Gespräche zwischen Asano und Shinohara eher wie ein düsteres, beklemmendes Kammerspiel an und enthüllen dem Leser nach und nach die Hintergründe zu den Motiven des Serienkillers. Die Dialoge und Wortgefechte entwickeln hierbei eine ungeahnte Sogwirkung, so dass es schwer fällt den Comic aus der Hand zu legen. Der erste Band von „In these Words“ ist der Auftakt einer umfangreicheren Reihe und legt daher lediglich die groben Handlungspunkte fest. Wirklich interessant wird es erst zum Ende des Buches, doch da Guilt Pleasure momentan am erst 9. Kapitel sitzen, wird es noch ein wneig dauern, bis deutsche Fans die Fortsetzung erwerben können.
Die Charaktere sind erwachsene Männer, in sich logisch und gut nachvollziehabr. Das gilt auch für Shinohara und seine perversen, krankhaften Motive. Erst nach und nach erfährt der Leser mehr über die Hintergründe und taucht tiefer in die seelischen Abgründe des Mannes ein. Auch Asano ist ein interessanter Charakter und in seiner Ruhe und Stärke adäquat zu Shinohara, auch wenn ihn die Alpträume nach und nach ziemlich unvorsichtig machen und verwirren.
Zeichnerisch
legt „In these Words“ eine extrem hohe Messlatte für zukünftige
Veröffentlichungen dieses Genres. TogaQ hat einen sehr erwachsenen, manchmal
skizzenhaften, aber stets äußerst realistischen Stil, der perfekt mit der
düsteren und ernsten Story harmoniert. Die Gesamtaufmachung ist weitestgehend
düster, insbesondere die Traumsequenzen sind sehr dunkel gehalten. Sowohl die
erotischen Szenen, als auch die Gespräche zwischen Asano und Shinohara sind sehr
realistisch gehalten. Erstere sind aufgrund der blutigen Natur der Träume recht
heftig und rechtfertigen die Altersfreigabe ab 18, wobei auch bei den
Darstellungen der Opfer und der Brutalität innerhalb von Asanos Alpträumen
selten abgeblendet oder etwas verdeckt wird.
Die Aufmachung der Perfect Edition ist Tokyopop auf jeden Fall gelungen. Fans der Reihe bekommen hier einen edlen Hardcoverband, der mit ausklappbarem Poster, sowie etlichen doppelseitigen Farbseiten daherkommt. Zudem enthält der Band das Extrakapitel „A little Crush“, der geschriebene Prolog ist sowohl in der normalen Edition, als auch in der Perfect Edition vorhanden.
Insgesamt ist „In these Words“ ein absolutes Muss für jeden Boys Love Fan, der auf der Suche nach einer erwachsenen, realistischen und düsteren Handlung ist. Wer auf leichte, lustige Kost aus ist, ist hier definitiv falsch – „In these Words“ ist ein Psychothriller allererster Güte und dementsprechend eher für erwachsene Leser geeignet. Aufgrund der intensiven Handlung und der, von den realistischen Zeichnungen, transportierten Stimmung, ist die Reihe durchaus auch für Leser interessant, die dem Boys Love Genre normalerweise wenig abgewinnen können. Guilt Pleasure legen ein beeindruckendes, mitreißendes Werk vor, dass sich niemand entgehen lassen sollte und das Tokyopop in zwei unterschiedlichen Editionen auf den Markt bringt. Boys Love Fans sollten bei der Perfect Edition zugreifen, Nicht-Fans des Genres sollten der normalen Mangaedition eine Chance geben. Es lohnt sich!
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