Interview- Jana Walther
Name:
Jana Walther
Kontakt:
benjamins.gaerten@gmx.net
Homepage:
www.janas-seiten.de
Veröffentlichungen:
"Benjamins Gärten", "Im Zimmer
wird es still", div. Kurzgeschichten
Du bist bei den Manga/Anime Fans relativ unbekannt, daher stelle dich
doch bitte kurz den Lesern vor. Ich bin Autorin von Romanen und
Kurzgeschichten, 35 Jahre alt, wohne in der Oberlausitz, arbeite als
Sozialpädagogin und nebenbei als Autorin. In Sachen Mangas habe ich viele
Yaoi-Manga gelesen, meine Lieblingsserie ist „Haru wo daite
ita“.
Bitte erzähl und ein wenig mehr von dir? Was machst du in deiner
Freizeit? In meiner Freizeit fotografiere ich, lese sehr viel,
schaue Filme und hege eine Leidenschaft für den Orientalischen Tanz.
Wann hast du mit dem schreiben begonnen? Mit Anfang
20.
Wie genau hat es mit dem Schreiben angefangen? Was war der Auslöser?
Ich glaube, es begann mit dem Buch „Natural writing“ von Gabriele L. Rico.
Damit habe ich Text- Miniaturen geschrieben, aber schnell gemerkt, dass ich
Geschichten erzählen will. So wurden meine Texte immer länger und schließlich
ließ es mich nicht mehr los.
Hast du schon damals beschlossen homoerotische Literatur zu
verfassen oder gingen deine Anfangstexte in eine andere Richtung?
Beschlossen habe ich das nicht, es hat sich recht schnell
herauskristallisiert. Allerdings habe ich nie homoerotische Texte im Sinne von
schwulen Erotikgeschichten geschrieben.
Hast du dir das Schreiben selbst beigebracht oder hast du es
irgendwo gelernt? Viel habe ich mir selbst mit Hilfe von
Ratgebern beigebracht, aber ich habe auch an einigen Workshops der
Bundesakademie Wolfenbüttel und einem Romanseminar bei Miriam Müntefering
teilgenommen.
Interessant! Wie waren deine Eindrücke? Waren solche Seminare für
dich hilfreich? In Wolfenbüttel bewegt sich die Textarbeit auf
hohem
Niveau und gelobt wird da eher wenig. Eine der Kursleiterinnen war Antje Ravic
Strubel, und schon das war ein Erlebnis. Genauso die Seminarwoche bei Miriam
Müntefering, da sie ein sehr sympathischer Mensch ist, obendrein habe ich da
meine erste Verlegerin kennengelernt.
Wie viel Zeit brauchst du, um ein Buch zu schreiben? Gibt es
irgendwelche festen Prozeduren wenn du schreibst oder ist das bei jedem Buch
anders? Ich brauche sehr lange, um ein Buch zu schreiben, ich
bin wirklich langsam. Am Ende werden es doch immer drei Jahre (natürlich auch
unterbrochen von anderen Projekten). „Benjamins Gärten“ habe ich dreimal
umgeschrieben. Zuerst sammle ich Ideen, Szenen und Notizen in einem
Schreibheft, strukturiere und plotte. Ich schreibe meine Texte wirklich noch mit
der Hand, irgendwie funktioniert es bei mir nur so.
Ein kompletter Roman handgeschrieben? Das stelle ich mir extrem
aufwendig vor, insbesondere das Überarbeiten. Oh Gott, nein. Ich
tippe das Ganze dann schon ein und überarbeite am ausgedruckten Text.
Sind bereits andere Bücher oder Kurzgeschichten von dir
veröffentlicht worden? Von mir sind zahlreiche Kurzgeschichten
in Anthologien veröffentlicht worden, zuletzt z.B. in „Liebe und andere
Schmerzen“ (Größenwahn-Verlag). Außerdem habe ich bisher drei eBooks selbst
veröffentlicht, darunter „Daniel und Ismael“.
Wie sind deine Erfahrungen damit als Autor selbst tätig zu werden?
Was liegt dir mehr – Verlag oder Selfpublishing? Alles selber zu
machen, vom Cover bis zum Satz, ist reizvoll aber auch aufwendig. Obwohl man mit
selbstverlegten eBooks leichter Geld verdienen kann, möchte ich bei
Romanprojekten weiterhin mit einem Verlag zusammenarbeiten.
Wie bist du auf die Idee zu „Benjamins Gärten“ gekommen? Enthält das
Buch autobiografische Züge? In Benjamins Gärten mischen sich
autobiografische Elemente mit völlig fiktiven. Marek und die Beziehungsdynamik
ist z.B. völlig fiktiv, für die Figur des David gab es ein lebendes Vorbild. Der
Roman basiert unter anderem auf einem Traum von mir (die ursprünglich erste
Szene, als Benjamin hört, dass Marek wieder da ist), dazu kamen verschiedene
persönliche Aspekte, Eindrücke und Stimmungen.
Heißt das, dass es das Haus und das Dorf wirklich gibt?
Nein, eins zu eins gibt es das nicht, aber zum Beispiel gibt es in der
Oberlausitz alte Fabriken in den Dörfern, es gibt die Villa, die Wiesen und
Obstgärten.
Wie ist das mit Benjamin? Wieviel von dir ist in diesen Charakter
geflossen? Benjamin hat viel von mir, als ich 19 Jahre alt war,
das Verschlossene und wenige reden. Heute bin ich anders und Benjamin hat sich
auch weiterentwickelt.
„Benjamins Gärten“ endet recht offen – ist da eine Fortsetzung geplant?
Als ich das Buch schrieb, war keine Fortsetzung geplant, aber nach einiger
Zeit merkte ich, dass ich neue Ideen habe, die in diese Welt passen und dass sie
mich noch nicht los lässt. So entstand mein dritter Roman „Phillips Bilder“, der
in Kürze
erscheint. Es war schön, einen glücklichen Benjamin zu zeigen, obwohl ich
befürchte, das manche Leser mit der Entwicklung in seinem Liebesleben nicht
zufrieden sein werden.
Mit deinem zweiten Roman „Im Zimmer wird es still“ gehst du gänzlich
andere Wege. Wie bist du auf die Idee zu diesem Buch gekommen?
2003 wurde der (letzte) Literaturpreis der schwulen Buchläden ausgeschrieben,
der das Thema „Körper“ hatte. Ich überlegte, was ich zu diesem Thema zu sagen
hatte und so entstand eine Kurzgeschichte. Es ging einerseits um das Versagen
des Körpers bei Peter, aber auch die körperliche Erschöpfung und Lustlosigkeit,
die Andreas fühlt. Und um die Sexualität, die ja auch in einer solchen Situation
nicht einfach aufhört. Schon beim Schreiben der Kurzgeschichte hatte ich ganz
viele Bilder z.B. vom Kennenlernen der Beiden, so dass ich nach einiger Zeit
begann einen Roman daraus zu machen.
War es schwer für „Im Zimmer wird es still“ zu recherchieren?
Nein, überhaupt nicht. Die medizinischen Infos habe ich im Internet und
einem Forum bekommen.
Peter und Andreas aus deinem zweiten Roman trennen knapp 20 Jahre. Warum
dieser Altersunterschied neben der Problematik Krebs? Das ist
ein Thema, das mich persönlich betrifft und es ist mir wichtig, es jenseits
gängiger Klischees zu zeigen und es überhaupt zu zeigen, denn man findet dazu
wenig, dabei ist gerade in homosexuellen Beziehungen ein Altersunterschied nicht
so selten.
Welche Szenen fielen dir am schwersten? Gibt es Abschnitte, die dir zu
Herzen gegangen sind? Dieses Buch zu schreiben fiel mir
insgesamt sehr schwer, ich würde es nicht noch einmal schaffen. Zu Herz geht mir
jede einzelne Szene, die schönen und die traurigen. Am schwersten waren die
Szenen, die am nächsten an der Krankheit dran sind, die die Pflege, die
Schmerzen usw. betreffen. Leichter fielen mir natürlich die Szenen aus ihrem
glücklichen Zusammenleben. Und ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe nicht
nahe am Wasser gebaut, aber jedes Mal, wenn ich die letzte Szene lese, habe ich
feuchte Augen. Das ist für mich eine Mischung aus Traurigkeit aber auch Glück.
Dein Stil ist ungewöhnlich und hebt sich von der aktuellen Literatur ab
– wie bist du auf die Idee gekommen, deine Bücher auf diese Art und Weise zu
verfassen? Hast du literarische Vorbilder? Ich schreibe ja schon
länger und lese noch länger. Stilistisch haben mich die Autoren geprägt, die ich
in den ersten Jahren des Schreibens oder noch eher gelesen habe und die mich
begeistern. Hier möchte ich zum Beispiel Jim Grimsley nennen, Peter Hofmann oder
„Die
Mitte der Welt“ von Andreas Steinhöfel.
Welche Bücher und Autoren magst du besonders? Neben den
gerade genannten lese ich zum Beispiel gerne John Irving, E.M. Forster und
viele, viele andere.
Warum schwule Hauptcharaktere und Geschichten? Ich frage
mich, ob Autoren heterosexueller Liebesgeschichten oder brutaler Krimis jemals
eine ähnliche Frage gestellt wird. Also über Massenmörder würde ich nicht
schreiben wollen.
Das ist eine gute Frage, dennoch ist es auf den ersten Blick immer ein
wenig seltsam, wenn Frauen über schwule Beziehungen schreiben.
Mit welchem deiner Romancharaktere kannst du dich identifizieren? Welche
Charaktere magst du am meisten, welche sind dir am wenigsten sympathisch?
Sympathisch sind mir eigentlich alle meine Charaktere, es herrscht ein
eklatanter Mangel an Bösewichten ;-). Was soll ich sagen, Benjamin ist wie mein
kleiner Bruder ...
Deine Geschichten sind auch nicht dafür geeignet
klassische Bösewichte einzubauen ;)
War es schwer einen Verlag für deine Bücher zu begeistern? Wieso wurde
ein männliches Pseudonym gewählt? Ja es war schwer einen Verlag
zu finden, da es nur wenige Verlage gibt, die Bücher mit schwulen Hauptfiguren
herausbringen, und auch von denen ist nicht jeder geeignet. Und ein großer
Verlag ist mit solchen Themen als deutscher Debütautor fast ausgeschlossen.
Für „Benjamins Gärten“ schlug mir die Verlegerin J. Walther als Pseudonym vor.
Dem Bruno Gmünder Verlag war dann ein männliche Pseudonym sehr wichtig. Für mich
war der Schritt von J. zu Jan nicht so groß, aber es erwies sich als
problematisch. Und an die Veröffentlichung von „Im Zimmer wird es still“ haben
sich Verlage, von denen man ein solches Thema vielleicht eher erwarten würde,
nicht herangewagt.
Das ist schade. Hoffst du darauf, dass sich das irgendwann bei deinen
zukünftigen Projekten ändern wird? Das kann ich nicht
einschätzen, ein so ernstes Thema werde ich aber auch sicher nicht mehr wählen.
Gibt es irgendwelche Genre, denen du dich zukünftig widmen möchtest?
Gegenwartsliteratur ist und bleibt mein bevorzugtes Genre. Was mich daneben
für die Zukunft mal reizt, sind historisierende, erotische Geschichten.
Könntest du dir vorstellen weitere Bücher über homosexuelle Personen zu
schreiben (schwul/ lesbisch)? Das kann ich mir ausschließlich
vorstellen.
Was sind deine Pläne für die Zukunft? Im Sommer 2013
erscheint mein dritter Roman „Phillips Bilder“ im Dead soft Verlag. Natürlich
habe ich auch schon wieder ein neues Projekt angefangen und hoffe, dass ich noch
lange schreiben kann und Leser finde.
Gibt es noch etwas, was du den Fans mitteilen möchtest?
Ich freue mich über jeden einzelnen Leser, jede Leserin, über jede Rezension und
jedes lobende Wort und für diese Anerkennung möchte ich mich bedanken.
Vielen Dank für das informative Gespräch.
Bildcopyright:
Die im Zusammenhang mit diesem Artikel verwendeten Bilder und Coverscans
unterliegen dem Copyright vonJana Walther, Bruno Gmünder Verlag, Debüt Verlag.
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